Hamburg. Laut Bezirksamt hätte der Verein das Clubhaus zu keinem Zeitpunkt an Nicht-Mitglieder vermieten dürfen. Wie es nun weitergeht.
Der Hamburger und Germania Ruder Club – der sich schlicht „der Club“ nennt – steckt wohl in einer seiner schwersten Krisen seit der Gründung im Jahre 1836. Dem altehrwürdigen Verein am Alsterufer droht der Ruin. Und das liegt daran, dass das elegante Clubhaus mit Wasserblick nicht mehr als Event-Location an Nichtmitglieder vermietet werden kann. Der Bezirk Eimsbüttel hat das untersagt.
Clubhaus hätte nie für externe Events genutzt werden dürfen
Im Abendblatt-Gespräch bestätigte Kay Becker, Sprecher des Bezirksamtes, dass die Nutzung des Clubhauses für Veranstaltungen seit der Einweihung des Gebäudes im Jahre 2016 illegal war. Und nun steht auch fest: Das Thema beschäftigt den Club schon seit vielen Jahren.
„Ausgehend von einer Beschwerdelage wurde festgestellt, dass die Nutzung für eine vereinsfremde Gastronomie nicht von der vorhandenen Baugenehmigung eingeschlossen ist. Das Urteil wurde durch das Oberverwaltungsgericht am 23. September 2021 bestätigt. Eine solche Nutzung ist an diesem Standort nicht genehmigungsfähig“, sagte Becker.
Clubhaus an der Alster: Betreiber beruft sich auf Mietvertrag
Der Betreiber der Gesellschaftsräume und der Gastronomie, die Nord Event GmbH, wusste über all die Jahre nichts davon. „Uns hat der Vorstand über rechtliche Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Lärmbelästigung informiert. Deshalb wurden auch Messungen durchgeführt, die keinen Grund zu Beanstandungen gaben. Dass es Probleme mit der Nutzung für Fremdveranstaltungen geben könnte, darüber hat uns der Vorstand zum ersten Mal im November 2022 informiert“, sagte Geschäftsführer Hans-Christoph Klaiber dem Abendblatt.
Das Unternehmen hatte 2015 einen Mietvertrag mit dem Club geschlossen. In diesem steht, dass die Räumlichkeiten inklusive Terrasse auch für Fremdveranstaltungen vermietet werden können. Doch weil das jetzt wegen der Nutzungsuntersagung durch den Bezirk seit Anfang April nicht mehr möglich ist, hatte Nord Event – wie berichtet – Schadensersatzforderungen an den Club gestellt.
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Nutzungsuntersagung kann laut Bezirk nicht aufgehoben werden
In einer E-Mail an die Mitglieder hatte Kai Daniels, Vorsitzender des Clubs, angekündigt. „Wir könnten gezwungen sein, Insolvenz anzumelden, da wir die Schadensersatzansprüche Nord Events nicht werden zahlen können.“
Eines ist sicher: Firmenveranstaltungen oder Hochzeiten von Nichtmitgliedern wird es in den repräsentativen lichtdurchfluteten Räumen nicht mehr geben. „Die Nutzungsuntersagung kann nicht aufgehoben werden, da keine Genehmigungsfähigkeit der Nutzung vorliegt“, so Bezirksamtssprecher Becker.
Politik will Ruderclub nicht „untergehen“ lassen
Unterdessen steht für Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Eimsbüttel, fest: „Höchste Priorität in dieser verfahrenen Situation ist jetzt, die Infrastruktur für den Sport zu sichern und fortzuführen. Aber auch der Traditionsclub ist ein fester Bestandteil des Bezirks und Hamburgs. Wir setzen uns nun bereits seit einigen Wochen dafür ein, dass eine Lösung gefunden wird, um den ältesten Ruderclub Hamburgs nicht untergehen zu lassen.“
Gottlieb fordert: „Wir brauchen aber Kompromissbereitschaft auf allen Seiten, damit wir eine tragfähige Lösung finden.“