Hamburg. Ältester Hamburger Ruderclub – Pleite wegen illegaler Flächennutzung? Mitglieder treffen sich nun. Was für Nachbarclubs gilt.
Der Hamburger und Germania Ruder Club – der sich schlicht „der Club“ nennt – kommt am Mittwochabend zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammen. Der Ort der Veranstaltung ist das Bootshaus, so nennt der Verein sein Clubhaus, am feinen Alsterufer. Bei diesem Treffen wird es vor allem um die Zukunft von Hamburgs ältestem Ruder Club, der 1836 gegründet wurde, gehen. Es wird mit einem großen Andrang gerechnet.
Ruderclub an Alster – Ärger wegen Fremdveranstaltungen
Bei der Versammlung spielt das Clubhaus, in dem man sich an diesem Abend trifft, die zentrale Rolle. Denn wie das Abendblatt in der vergangenen Woche mehrfach berichtete, droht dem Verein die Insolvenz – weil die Gesellschaftsräume im Obergeschoss des repräsentativen 2016 eingeweihten Neubaus nicht mehr für Veranstaltungen von Nichtmitgliedern genutzt werden dürfen. Der Bezirk Eimsbüttel hat das untersagt.
Deshalb verliert die Nord Event GmbH, die die Flächen betreibt, eine wichtige Einnahmequelle. Zudem hat das Unternehmen Schadenersatzforderungen an den Club gestellt, weil es Bestandteil des Mietvertrages ist, dass Nord Event die Räume auch für Fremdveranstaltungen vermieten darf.
Höhe der Schadenersatzforderungen sind noch nicht bekannt
Wie hoch die Summe ist, die Nord Event für das entgangene Geschäft von dem Club fordert, darum dürfte es an diesem Mittwoch auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung gehen. Der Vorsitzende Kai Daniels wird sich den Fragen der Mitglieder – der Club hat rund 870 – stellen müssen.
In der vergangenen Woche hatte Daniels – nachdem das Abendblatt ihm einen Fragenkatalog geschickt hatte – die Flucht nach vorne angetreten und die Mitglieder in einer E-Mail auf das Schlimmste vorbereitet. „Wir könnten gezwungen sein, Insolvenz anzumelden, da wir die Schadenersatzansprüche Nord Events nicht werden zahlen können.“
Alster: Zukunft des Clubs Thema bei der Versammlung
Nach Abendblatt-Informationen soll auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung ein Konzept vorgestellt werden, wie man einen Fortbestand des Clubs sichert. Der Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel, Kay Becker, hatte dem Abendblatt bestätigt, dass die Nutzung des Clubhauses für Veranstaltungen seit der Einweihung des Gebäudes im Jahre 2016 illegal war. Das Thema beschäftigt den Club schon seit vielen Jahren.
„Ausgehend von einer Beschwerdelage wurde festgestellt, dass die Nutzung für eine vereinsfremde Gastronomie nicht von der vorhandenen Baugenehmigung eingeschlossen ist“, sagte Becker. „Das Urteil wurde durch das Oberverwaltungsgericht am 23. September 2021 bestätigt. Eine solche Nutzung ist an diesem Standort nicht genehmigungsfähig.“
Der Club-Chef wird sich am Mittwoch wohl auch die Frage gefallen lassen müssen, warum die Mitglieder nicht umgehend über die rechtlichen Auseinandersetzungen informiert wurden.
Darf Ruder-Club Favorite Hammonia Flächen an Externe vermieten?
Dass Vereine ihre Clubhäuser rund um die Außenalster für Veranstaltungen von Nichtmitgliedern vermieten, ist eine beliebte Einnahmequelle. Direkt nebenan am Alsterufer hat der Ruder-Club Favorite Hammonia, genannt Fari, seinen Standort.
Das Bootshaus wird von den Alsterköchen betrieben, die auf ihrer Internetseite die Räume für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmenfeiern oder Jubiläen – auch für Externe – anbieten. „Der Gastronomiebetrieb in unserem Club wird in dieser Form und in diesen Räumlichkeiten seit 1953, nach der Zerstörung und des Wiederaufbaues unseres alten Bootshauses, rechtmäßig und ohne Beanstandungen durch das Bezirksamt betrieben“, sagte der Fari-Vorsitzende Mark Schreyer dem Abendblatt.
Doch das Bezirksamt Eimsbüttel hat jetzt auch die Fari im Visier. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Sprecher Becker: „Wir schauen uns auch dieses Thema derzeit an und prüfen dazu die Unterlagen. Ein Ergebnis haben wir dementsprechend aber noch nicht vorliegen. Insofern kann ich im Moment nur bestätigen, dass wir prüfen.“
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Alster: Ruder-Club Allemannia darf Flächen für Fremdveranstaltungen nutzen
Auf der anderen Seite des Gewässers liegt der Ruder-Club Allemannia an der Straße An der Alster. Dort werden die Räume vom Catering-Unternehmen Gerresheim betrieben und auch an Nichtmitglieder vermietet.
„Unserem Club liegen alle erforderlichen Genehmigungen für die Durchführung externer Veranstaltungen vor“, sagt Frank Youssoffi, zuständig für den Bereich Verwaltung im Vorstand von Allemannia. Und Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte, sieht ebenfalls kein Grund für Beanstandungen. „Wir haben hier keine Anhaltspunkte, dass eine Nutzung durch Nichtvereinsmitglieder ausgeschlossen wäre“, so Weiland.
Ein sehr attraktives Clubhaus hat auch der Norddeutsche Regatta Verein (NRV) an der Außenalster. Doch in den Räumen an der Straße Schöne Aussicht sind keine Fremdveranstaltungen zugelassen. „Die NRV-Ökonomie GmbH betreibt in den Räumen des NRV ein Restaurant, welches nur für Mitglieder und deren Gäste zugänglich ist“, sagt Geschäftsführer Max Thieme auf Abendblatt-Anfrage. Die rund 2200 Mitglieder des NRV nutzen das Restaurant auch für gemeinsame Veranstaltungen.
Der Norddeutsche Regatta Verein lässt keine Fremdveranstaltungen zu
„Unter den Mitgliedern des NRV würden sich Unternehmen befinden, welche das Vereinshaus in gleicher Weise nutzen dürfen“, so Thieme. Der NRV verfüge über alle für den Betrieb erforderlichen Genehmigungen.
Der NRV setzt auf Eigenregie. Dazu sagt Thieme: „Der NRV hat die Gastronomieflächen in dem Vereinshaus, anders als in früherer Zeit, bereits seit 2015 nicht mehr extern verpachtet, sondern der NRV-Ökonomie GmbH zur Nutzung überlassen. Diese Gesellschaft wird vom NRV selbst und einigen Mitgliedern gehalten und finanziert.“