Hamburg. Immer häufiger landen Vierbeiner bei Tierärzten, weil sie Cannabis, Ecstasy oder Heroin fressen. Wie und wo es dazu kommt.
Sie taumeln, sie schwanken oder stehen total neben sich. Auf jeden Fall geht es Hunden im Drogenrausch nicht gut. Susanne Elsner behandelt immer häufiger betroffene Hunde in ihrer Tierarztpraxis in Hamburg-Harvestehude.
Golfo zum Beispiel hatte in einem Park in St. Georg menschlichen Stuhl gefressen und war anschließend ziemlich high. Als er in die Praxis von Susanne Elsner kam, konnte er sich nicht gut auf den Beinen halten, sein Blick war glasig. Der Drogentest war eindeutig: Golfo hatte eine Menge THC und Spuren von Valium im Urin – der Hund war völlig bekifft.
Das klingt skurril und irgendwie lustig, ist es für den Hund und seine Besitzer aber überhaupt nicht. „Ich habe mir natürlich Sorgen gemacht“, sagt Christian Jansen, Golfos Halter. „Golfo ging zwei Meter neben mir, und dennoch ist es ihm gelungen, etwas zu fressen. Das ging so schnell.“
Hunde in Hamburg: Immer mehr Tiere fressen beim Gassigehen in Parks Drogen
Jansen ist mit seinem viereinhalb Jahre alten Pudelmischling immer im Lohmühlenpark in Hamburg-St. Georg mit der nahe gelegenen Drogenszene rund um den Hauptbahnhof unterwegs. „Da gibt es natürlich die entsprechende Klientel, ich passe nun noch mehr auf“, sagt er.
In den Tierarztpraxen in Hamburg, die skurrile Fälle gewohnt sind, nimmt die Zahl von Hunden, die Drogen gefressen haben, zu. „Das ist deutlich mehr geworden“, sagt Susanne Elsner.
Hunde im Drogenrausch schwanken, sind apathisch und wirken wie betrunken
Hunde, die high sind, stehen meist total neben sich, können ihre Bewegungen kaum koordinieren, ihre Pupillen sind geweitet, so, als seien sie betrunken. „Manche schlafen auch einfach ihren Rausch aus“, sagt Elsner. Bei einigen mache aber auch der Kreislauf schlapp, sie müssten an den Tropf und kreislaufstabilisierende Medikamente bekommen.
„Die Hunde fressen menschlichen Kot im Gebüsch. Diesen finden sie richtig lecker und toll“, sagt Tierärztin Elsner. In diesem Kot finden sich dann aber häufig Reste von Drogen – es ist alles dabei: Cannabis, Ecstasy, Heroin.
Längst hat Susanne Elsner in ihrer Praxis entsprechende Drogentests vorrätig. „Andere Hunde fressen gleich ganze Drogenpäckchen, die in Depots in den Parks versteckt werden.“
Hunde in Hamburg: Im Schanzenpark oder in St. Georg kommen die Tiere an Drogen
Vor allem im Schanzenpark in Rotherbaum und bei der dortigen Dealerszene oder in St. Georg kommen die Hunde an den Stoff. „Im Sommer aber auch an den Alsterwiesen oder im Stadtpark“, so Elsner. Überall dort eben, wo Drogen konsumiert werden und sich die Menschen in den Gebüschen erleichtern.
Meistens vergeht der Rausch beim Tier recht schnell. Wenn der Besitzer weiß, dass der Hund ein Drogenpäckchen gefressen hat, können die Tiermediziner entsprechende Medikamente spritzen, sodass der Hund die Drogen ausspuckt.
Tierärzte in Hamburg haben mittlerweile schon Drogentests vorrätig
Die Drogentests in den Tierarztpraxen sind notwendig, um auszuschließen, dass keine andere Vergiftung vorliegt. „Gerade zurzeit ist Frostschutzmittel ein Thema. Wenn die Hunde das trinken, drohen Leber- und Nierenversagen, das ist höchst gefährlich“, so Susanne Elsner.
Ihr Ratschlag an Hundebesitzer: „Lassen Sie Ihr Tier nicht unbeaufsichtigt ins Gebüsch, sondern bleiben Sie mit dem Hund auf den Wegen.“
- Hund in Hamburg: Bester Hundetrainer – Hamburger kämpft in TV-Show um Titel
- Wolfsrisse Landkreis Harburg: Geflügelhof bei Hamburg setzt auf besondere Security
- Hund in Hamburg: Halterin fordert Notfallpraxen für Tiere – das denken Tierärzte
Auch die Tiere von Hundetrainerin Melanie Knies-Wepler aus Hoheluft-Ost waren schon im Drogenrausch. „Direkt nach dem Fressen hatten sie keine Symptome“, sagt sie. „Aber später konnten sie dann ihre Beine nicht koordinieren und sahen aus wie Wackeldackel.“
Ihre Hunde hatten Erbrochenes auf der östlichen Alsterseite in Höhe Winterhude und St. Georg gefressen. Der Rausch hielt dann den ganzen Tag an.
Hunde in Hamburg: Nach Spaziergang im Altonaer Volkspark kam der Rausch
Greta Gehrmann aus Stellingen hat einen Gassi-Service und ebenfalls schon erlebt, dass ihre eigene Hündin und Gasthunde Menschenkot gefressen haben, die wohl Medikamentenreste enthielten. „Den Tieren ging es schlecht. Meine Hündin hatte starkes Erbrechen, starken Durchfall und einen richtigen Rausch. Sie war schreckhaft wie im Wahn. Das war nicht schön.“
Sie hatte auch schon Hunde, die Drogenreste im Altonaer Volkspark gefunden und gefressen haben. „Der eine Hund hatte sich stark erbrochen und war total neben der Spur. Ein anderer hatte neurologische Aussetzer. Die Tierärztin vermutete dann, dass da Drogen mit im Spiel waren.“