Nach dem Tod eines fünf Jahre alten Mädchens in einem Schwimmkursus setzt Bäderland auf neue Technik. Was noch geplant ist.

  • Bäderland plant maßgebliche Verbesserungen bei der Sicherheit der Schwimmkurse
  • KI-basierte Unterstützung für die Wasseraufsicht kommt
  • Bäderland unterstützt Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Hamburg. Nach dem tödlichen Unfall einer Fünfjährigen im Schwimmbad Bondenwald in Hamburg-Niendorf will Bäderland die Sicherheit beim Schwimmunterricht für Kinder erhöhen. Ein Mädchen war Anfang Oktober bei einem Seepferdchen-Kursus leblos im Lehrbecken entdeckt worden. Auch eine Reanimation konnte das Kind nicht mehr retten.

Der Badbetreiber Bäderland hatte in der Folge angekündigt, alle Konzepte noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Michael Dietel, Sprecher des Unternehmens, verteidigt die bisherige Praxis: „Unsere Schwimmausbildung entspricht den geltenden bundesweiten Regelwerken, denen auch alle anderen privaten und öffentlichen Betreiber unterliegen. Die Ausbildung ist daher bundesweit anerkannt und inhaltlich auf einem hohen und guten Niveau. Die angekündigte Evaluierung dieser Regelwerke erfolgt auf Bundesebene.“ In den Gremien seien unter anderem die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen, die DLRG, Wasserwacht und Deutscher Schwimmverband vertreten.

Tödlicher Badeunfall in Hamburger Schwimmbad: Bäderland will künftig KI einsetzen

Unabhängig davon plane Bäderland aber von sich aus ein paar maßgebliche Verbesserungen: „Wir überprüfen ständig diverse Qualitätsaspekte unserer Schwimmschule. Inzwischen haben wir zum Beispiel unsere Rettungsschwimmer auch in die Beaufsichtigung der begleiteten Kursgruppen involviert.“

Bislang seien während der Kurszeit allein die Schwimmlehrer für die Aufsicht der Schwimmgruppe zuständig gewesen. Nun hätten die Rettungsschwimmer und Bademeister auch diese oftmals separaten Bereiche bei ihren Kontrollen aufgenommen. Im Schwimmbad Bondenwald beispielsweise ist die Trainingshalle ein separater Raum. Auch dort wird jetzt regelhaft Personal eingesetzt.

Künftig soll auch stärker darauf geachtet werden, dass die Altersgrenze der Kinder, die einen Kursus starten, beachtet wird, sagt Dietel: „Wir werden konsequenter die benannte Grenze von Minimum fünf Jahren einhalten.“

Bäderland will in Hamburger Schwimmbädern neues Alarmsystem nutzen

Hohe Erwartungen stellt Bäderland auch an den geplanten Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). „Wir wollen zudem KI-basierte Unterstützung für die Wasseraufsicht installieren. Damit bekommt unser Personal innerhalb von Sekunden unmittelbar Hinweise, wenn das System eine ungewöhnliche Situation am oder im Wasser identifiziert, und kann dem jeweiligen Hinweis dann ganz gezielt nachgehen. In anderen Bundesländern kommen solche Systeme vereinzelt schon zum Einsatz“, so Dietel.

Das große Becken im Bondenwald soll Ende November wieder benutzbar sein.
Das große Becken im Bondenwald soll Ende November wieder benutzbar sein. © Michael Rauhe; | Michael Rauhe

Es gebe unterschiedliche Systeme, beispielsweise Kameras oberhalb der Wasserfläche, aber auch Sensoren im Wasser. Nun müsse man gucken, welche man einsetzt. Die Funktion erklärt er folgendermaßen: „Wenn das System etwas Ungewöhnliches meldet, beispielsweise wenn ein Körper reglos im Wasser liegt, bekommt der Rettungsschwimmer beispielsweise ein Signal auf seine Smartwatch.“ Die Einführung müsse aber genau mit dem Datenschutz abgestimmt werden. Doch Dietel stellt klar, dass es daran nicht scheitern dürfe, „immerhin ist es in anderen Bundesländern ja schon möglich“.

Bäderland Hamburg: Mit Risiko von mutwilligen Fehlalarmen müsse man leben

Mit dem Risiko von Fehlalarmen oder damit, dass sich beispielsweise Jugendliche einen Spaß machen und Wettbewerbe liefern, wer ohne zu atmen längere Zeit auf dem Beckenboden liegen kann, müsse man leben. „Wir bekommen durch die KI-Systeme einfach eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.“ Diese sollen an allen von Bäderland betriebenen Standorten eingeführt werden.

Die Schwimmkurse sind bei dem städtischen Betreiber auch nach dem dramatischen Unfall weitergegangen, nur der Kursus im Bondenwald wurde abgebrochen. „Schwimmunterricht findet weiterhin gemäß den bundesweit geltenden Regeln statt“, sagt Michael Dietel. An den Bäderland-Schwimmkursen können jeweils acht bis zwölf Kinder teilnehmen.

„Die genaue Zahl hängt von der Beckensituation ab“, erklärt der Sprecher. Wo viel Platz für die Schwimmschüler sei, beispielsweise weil es eine breite Treppe zum Hereingehen und/oder eine große Flachwasserzone gibt, könnten es mehr Kinder sein, sonst weniger. Das hänge von der jeweiligen Situation in den einzelnen Bädern ab.

Nachfrage nach Schwimmkursen ist in Hamburg ungebrochen hoch

An der Nachfrage habe sich auch nach dem Unfall nichts verändert. „Die Nachfrage nach unseren Schwimmkursen ist unvermindert hoch“, versichert er. Es habe nur einige wenige Abmeldungen gegeben. „Anfang November war die nächste reguläre Anmeldemöglichkeit. Die Kurse mit Start im Dezember sind ausgebucht. Weitere Anmeldungen zu neuen Kursen mit Start in den Monaten Januar bis April 2024 sind ab 1. Dezember möglich.“ Wartelisten gebe es bei Bäderland grundsätzlich nicht.

Bäderland hatte den Eltern von Schwimmlernkindern nach dem Unfall angeboten, während der Kurse vom Beckenrand aus die Schwimmlernübungen zu beobachten. „Vereinzelt nehmen Eltern das Angebot wahr, ihr Kind zu seinem Schwimmkurs zu begleiten und beim Kurs zuzusehen. Anfangs etwas mehr, das hat aber bereits sehr stark nachgelassen.“

Bäderland versichert, die Ermittlungen uneingeschränkt zu unterstützen

Das Unternehmen hatte den Eltern aus dem Kursus, bei dem das fünfjährige Mädchen tödlich verunglückt war, auch psychologische Hilfe zur Seite gestellt. „Unseres Wissens nach haben alle Eltern der Kinder des betroffenen Kurses wenigstens eins der angebotenen Betreuungsangebote angenommen“, so Dietel.

Mehr zum Thema

Dazu, ob die Mitarbeiterin, in deren Kursus das Kind verunglückte, wieder im Dienst ist, will sich Bäderland nicht äußern. Man unterstütze die Ermittlungen selbstverständlich weiterhin uneingeschränkt und vollumfänglich – auch mit internen Erkenntnissen, sagt der Sprecher.

Bondenwald: Gegen Schwimmlehrerin wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt

Nach Angaben von Liddy Oechtering, Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaften, ist die einzige Beschuldigte bislang die Schwimmlehrerin. Es stehe der Vorwurf der fahrlässigen Tötung im Raum. „Die Ermittlungen dauern an und werden auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte sie.

Unterdessen ist das große Becken im Bondenwald wegen Baumaßnahmen weiterhin nicht benutzbar. Es sei aber dieser Tage geplant, es zu befüllen. „Danach müssen die erforderlichen Wasserwerte hergestellt werden, und danach erfolgt die obligatorische mikrobiologische Beprobung vor der Freigabe. Das soll aber alles noch im November abgeschlossen sein, wenn nichts schiefgeht“, so der Sprecher.