Hamburg. Fünfjährige wurde leblos aus dem Wasser gezogen, während andere Kinder zu den Duschen gingen. Nun starb sie im Krankenhaus.

Nach dem schrecklichen Unglück im Schwimmbad Bondenwald herrscht traurige Gewissheit: Das fünf Jahre alte Mädchen, das am Mittwoch bei einem Schwimmkurs leblos aus dem Wasser gezogen wurde, ist verstorben. Das sagte ein Sprecher der Polizei Hamburg am Freitagmorgen. Nach Abendblatt-Informationen wird nun geprüft, ob eine fahrlässige Tötung vorliegt. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Das Mädchen war um 17 Uhr leblos im Lehrbecken des Niendorfer Schwimmbads entdeckt worden. Helfer begannen sofort mit der Reanimation, doch das Kind war offenbar nicht mehr zu retten: Durch das Unglück erlitt die Fünfjährige schwerste Hirnverletzungen und wurde im Krankenhaus zunächst durch Maschinen am Leben gehalten. Am Donnerstag um kurz vor 15 Uhr habe man die lebenserhaltenden Maßnahmen dann eingestellt, sagte der Sprecher.

Hamburg: Mädchen (5) bei Schwimmkurs im Bondenwald leblos aus dem Wasser gezogen

„Wir sind alle geschockt und fühlen mit der Familie“, sagt Michael Dietel, der Sprecher des Badbetreibers Bäderland Hamburg, dem Abendblatt noch am Donnerstag. Mitarbeiter und Zeugen des schrecklichen Unglücks befänden sich in psychologischer Betreuung.

Der Unfall wirft Fragen auf. Vor allem: Wie konnte es dazu kommen? Auf Nachfrage sagte ein Sprecher der Polizei Hamburg, dass die Fünfjährige leblos im Wasser gefunden wurde, als die übrigen Kinder der Kursgruppe gerade zum Duschen geschickt wurden. Die Gruppe bestand laut Bäderland-Sprecher Dietel aus zehn Kindern und einer Schwimmlehrkraft.

Die Lehrerin habe das Kind aus dem Wasser gezogen und sofort mit der Reanimation begonnen. Mitarbeiter an der Kasse betätigten laut Dietel das Alarmsystem, das schrill im gesamten Bad zu hören war und weitere Helfer hinzurief.

Schwimmbad Bondenwald: Alarmsirene hallt durch das Gebäude, Helfer eilen herbei

Demnach eilten zwei erfahrene Mitarbeiter zum Becken. Einer der beiden Männer leite die Ausbildung der Bademeister und Rettungskräfte, er habe bereits zahlreiche Menschen in Notfällen reanimiert. Ähnlich viel Erfahrung besessen habe der zweite Helfer. Gemeinsam versuchten sie, das Leben der Fünfjährigen zu retten. Dann erreichten Notarzt und Rettungswagen das Bad in Niendorf und brachten das verunglückte Kind ins UKE.

Das Mädchen nahm an diesem Abend im Bondenwald an einem Seepferdchen-Grundkurs teil, wie Dietel dem Abendblatt sagte. Dieser besteht aus 24 Unterrichtseinheiten. Etwa die Hälfte der Stunden hätten die Kursteilnehmer bisher hinter sich gebracht. Sie hätten also schon etwas Erfahrung, seien nicht zum ersten Mal im Wasser gewesen.

Bäderland Hamburg: Kinder nahmen an Seepferdchen-Grundkurs teil

Gleichwohl könne man laut Dietel erst ab dem bronzefarbenen Abzeichen von „sicherem Schwimmern“ sprechen. Das wäre das nächste Ziel nach dem Grundkurs gewesen, gefolgt vom Silber- und Gold-Abzeichen. In den höchsten beiden Stufen geht es vornehmlich um die Schwimmtechnik, die Ambitionen werden deutlich sportlicher.

Wie der Sprecher des Bäderbetriebes sagte, bestand die Kursgruppe aus zehn Kindern im Alter von mindestens fünf Jahren sowie einer Lehrerin. Es sei eine „übliche Gruppengröße in einem normalen Kurs-Setting“, erklärte Dietel dem Abendblatt. Geschult wurden die Teilnehmer im Lehrbecken des Bades. Es ist zwölf Meter lang, misst an der seichtesten Stelle eine Tiefe von 15 Zentimetern und am tiefsten Punkt 1,30 Meter.

Der Einsatz der Rettungskräfte sowie der schrille Alarm im Bad sorgten für Aufsehen in der Umgebung. Weil das tiefere Becken, das an das Lehrbecken grenzt, derzeit gesperrt ist, waren neben dem Kurs keine weiteren Schwimmer in der Halle. Nur im Nebenkomplex war Vereinstraining möglich, sagte Bäderland-Sprecher Dietel. Auch Eltern waren zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in der Halle.

Bäderland-Sprecher: „Keine Anfänger“ – Personal der Schwimmbäder speziell geschult

Die Polizei hat nun Ermittlungen eingeleitet, um den Hergang des Unglücks zu klären. Zuletzt war es 2016 bei Bäderland zu einem tödlichen Unfall mit einem Kind gekommen, als der kleine Liam ums Leben kam. Im selben Jahr war zuvor ein Dreijähriger im St.-Pauli-Bad ertrunken.

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Wie Bäderland-Sprecher Dietel erklärte, komme es immer wieder vor, dass Menschen in Schwimmbädern reanimiert werden müssen. Deshalb sei das Personal speziell geschult und ausgebildet, um in solchen Fällen entsprechend zu reagieren. Beim Besuch der Hamburger Bäder sei man sicher, betont Dietel. Allerdings zeige der Vorfall, dass es auch immer wieder zu Unfällen kommen kann.