Hamburg. Mit dem kälteren Wetter steigt die Zahl der Infektionen. Wie die Lage derzeit in Hamburg ist und wie Kliniken und Heime reagieren.

Im Klinikum Lüneburg müssen Besucher von kommendem Montag an in den Patientenzimmern wieder eine FFP2-Maske oder einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz (OP-Maske) tragen. In Kiel hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein wegen der gestiegenen Zahl an Corona-Fällen bereits im August für einige Abteilungen wieder die Maskenpflicht eingeführt. Aber wie hält es Hamburg damit?

Der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Wolfgang Arnhold, sagt: „Wir beobachten die Lage fortwährend. Dazu gehört das aktuelle Infektionsgeschehen ebenso wie der Verlauf der Erkrankungen und die Situation in den Krankenhäusern.“ Das Coronavirus werde uns wahrscheinlich dauerhaft begleiten.

Corona: So ist die Infektionslage aktuell in Hamburg

„Wenngleich wir bei Corona und Atemwegserkrankungen generell einen Anstieg der Infektionszahlen im Herbst und Winter erwarten, ist die Lage aktuell nicht besorgniserregend. Die Gefahr, die von dem Virus ausgeht, ist wegen der Vielzahl an durchgeführten Impfungen und überstandenen Infektionen lange nicht mehr so groß wie zu Beginn der Pandemie.“ Zudem führe das Coronavirus nach aktueller Erkenntnislage zu weniger schweren Krankheitsverläufen.

Arnhold sagt weiter: „Wir befinden uns ausdrücklich nicht mehr in einer pandemischen Lage, sondern in einer neuen Phase der Normalität mit dem Coronavirus. Unabhängig von gegebenenfalls neuen Virusvarianten gibt es mittlerweile eine Grundimmunität der Bevölkerung gegen Corona“, so Arnhold. Vor diesem Hintergrund sei die Verhältnismäßigkeit einschränkender Maßnahmen heute anders zu bewerten.

„Ein erneutes gesetzliches Vorschreiben einer Maskenpflicht oder anderer Maßnahmen ist in Hamburg derzeit weder vorgesehen noch in Planung.“ Man sehe derzeit auch keine Gefahr, dass sich die Situation so stark verändert, dass erneut staatliche Maßnahmen verhängt werden müssten. „Im Übrigen bräuchte es dann eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes für bundesweit einheitliche Maßnahmen.“

Impfung bleibt der wichtigste Schutz gegen eine Corona-Infektion

Arnhold sagt weiter: „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Hamburgerinnen und Hamburger: Bei einer bestehenden Infektion, auch unabhängig von Corona, gilt: Wer krank ist, bleibt bitte zu Hause und sollte den Kontakt insbesondere mit Menschen aus Risikogruppen vermeiden.“ Wichtigster Schutz gegen bestimmte Erreger sei zudem nach wie vor eine Impfung. Personen, für die die Ständige Impfkommission eine Impfung empfehle, sollten beispielsweise ihren Corona-Impfschutz auffrischen und sich gegen Grippe impfen lassen.

Auch könne es weiterhin sinnvoll sein, in bestimmten Situationen freiwillig eine Maske zu tragen. Einrichtungen wie etwa Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Arztpraxen stehe es darüber hinaus weiterhin frei, zum Schutz von Patientinnen und Patienten sowie des Personals eine Maskenpflicht einzuführen.

UKE Hamburg: Leiter der Krankenhaushygiene lehnt generelle Maskenpflicht ab

Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) wird es laut Prof. Dr. Johannes K. Knobloch, Leiter Krankenhaushygiene, keine generelle Maskenpflicht geben: „Zum Schutz aller Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden haben wir im UKE klare Regelungen, wann Mund und Nase mit welchem Produkt, Mundnasenschutz, FFP2 oder FFP3, zu bedecken sind. Diese richten sich nach entsprechenden Risiken für Patientinnen und Patienten und Beschäftigte. Eine generelle, nicht auf einer Risikobewertung basierte Maskenpflicht lehnen wir als nicht evidenzbasiert ab.“

Im Vergleich zu den vergangenen Wochen gebe es im UKE auch keine vermehrte Aufnahme von Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion. Corona-Patienten, aber auch solche mit anderen relevanten Erregern, wie beispielsweise Influenza, würden aber genauso wie bisher isoliert.

Krankenhaus Hamburg: Wer unter den Patienten coronapositiv ist, wird isoliert

Auch in den Asklepios-Kliniken gibt es aktuell keine veränderten Vorgaben: „Asklepios folgt grundsätzlich den Hygienevorgaben des Robert-Koch-Instituts und der zuständigen Behörden. Sollte es von deren Seite entsprechende Empfehlungen oder Vorgaben geben, zum Beispiel auch für Besucherinnen und Besucher, werden wir sie zeitnah umsetzen“, sagt Sprecher Mathias Eberenz.

So halten es auch andere Krankenhauskonzerne. Die Immanuel Albertinen Diakonie, zu der in Hamburg das Albertinen Krankenhaus, das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus sowie die Medizinisch Geriatrische Klinik im Albertinen Haus gehören, hat bislang noch keine generelle Maskenpflicht eingeführt. „Diese gilt nur in Kontakt mit Patientinnen und Patienten, die coronapositiv sind. Wir beobachten die Lage sehr genau und bewerten die Erfordernis einer Maskenpflicht regelmäßig neu“, sagt Sprecher Fabian Peterson. Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion kämen nur vereinzelt vor und würden isoliert versorgt.

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Das Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf und das Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg in Eimsbüttel planen ebenfalls keine Verschärfung. Kliniksprecher Matthias Gerwien sagt aber: „Da es jedoch nach wie vor Corona-Infektionen gibt, kann es durchaus vorkommen, dass zeitlich befristet auf einzelnen Stationen eine Maskenpflicht angeordnet wird. Dies dient dem Schutz allen Beteiligten.“

Corona ist nicht verschwunden, sondern bleibt in Hamburg Thema

Coronak-Kranke würden isoliert, wie man das aus den Vorjahren kenne. „Hier kommen Schutzkonzepte zur Anwendung, die sich seit Jahrzehnten in der Krankenhaushygiene bewährt haben.“ Gerwien sagt, man beobachte schon einen leichten Anstieg der Fallzahlen, aber das sei bisher nicht vergleichbar mit dem, was man in den Vorjahren der Pandemie gesehen haben. „Doch unsere Botschaft ist sehr klar: Corona ist nicht verschwunden, sondern bleibt ein Thema, gerade für vulnerable Patientengruppen.“

Im Israelitischen Krankenhaus gibt es ebenfalls keine pauschale Maskenpflicht, „je nach Infektionslage wird individuell entschieden – bei Patienten, Besuchern und Personal“, sagt Geschäftsführer Marcus Jahn. Derzeit gebe es keine gehäuften Infektionen. Sollte doch jemand erkranken, werde er so isoliert wie früher.

Corona in Hamburg: Auch Alten- und Pflegeheime agieren weniger strikt

Besonders betroffen waren in der Pandemie auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Doch auch dort will man nicht zu den extremen Vorsichtsmaßnahmen zurückkehren. Und so ist beispielsweise im Hospital zum Heiligen Geist derzeit die Einführung einer Maskenpflicht nicht vorgesehen.

„Es treten in unseren Pflegehäusern vereinzelt Corona-Erkrankungen auf, in einem Haus auch mehrere“, sagt Marketing-Leiterin Sabine Hinz. „Bei Symptomen erfolgt die Testung über den jeweiligen Hausarzt. Ist eine Corona-Infektion festgestellt, wird mit Masken gearbeitet, wir empfehlen dem- oder derjenigen, sich zu isolieren, es ist aber nicht Pflicht. Wenn der Bewohner oder die Bewohnerin das Zimmer verlassen möchte, kann er oder sie es mit FFP2-Maske tun.“

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Auch beim großen Heimbetreiber Pflegen & Wohnen kommt es zwar vereinzelt zu diagnostizierten Corona-Infektionen, „größere Ausbruchsgeschehen konnten bisher nicht beobachtet werden. Eine generelle Maskenpflicht ziehen wir daher, auch um die Lebensqualität unserer Bewohnerinnen und Bewohner nicht zusätzlich einzuschränken, nicht in Betracht“, sagt Jens Mathi, Referent der Geschäftsführung bei der Pflegen & Wohnen Hamburg GmbH.

Corona in Hamburg: Betroffene Bewohner sollen Zimmer möglichst nicht verlassen

Und auch wenn die Rechtslage in Hamburg bei Bewohnerinnen und Bewohnern mit einer Corona-Infektion keine zwingende Isolation mehr vorsehe, empfehle man den Betroffenen, das Zimmer nicht zu verlassen und gegebenenfalls eine FFP2-Maske zu tragen. „Das Personal ergreift im Rahmen der Versorgung die vom RKI empfohlenen Schutzmaßnahmen bei der Versorgung der positiv auf Corona getesteten Bewohnerinnen und Bewohner“, so Mathi.

Und weil seit dem Auslaufen der Schutzmaßnahmen eine Corona-Infektion so behandelt wird wie andere Atemwegserkrankungen auch, und sich Infizierte weder isolieren noch eine Maske tragen müssen, kann man sich im Zweifel nur selbst schützen. Wenn also um einen herum beispielsweise in Bussen und Bahnen alle schniefen, hindert einen ja niemand daran, selbst eine Maske zu tragen.