Hamburg. Beamte verzeichnen Anstieg von Verkehrsunfällen mit Lastwagen in Hamburg. Warum nicht nur die Fahrer gefordert sind.
Insgesamt neun Menschen kamen bei Verkehrsunfällen, an denen Lastwagen beteiligt waren, in diesem Jahr in Hamburg ums Leben. Zuletzt war ein 15-Jähriger Ende August getötet worden, als er auf der Osdorfer Landstraße von einem abbiegenden Laster erfasst wurde. Die Polizei reagiert jetzt mit gezielten Kontrollen.
Am Mittwoch wurde daher am Doormannsweg/Ecke Fruchtallee mehrere Stunden lang die Geschwindigkeit von Lastwagen beim Abbiegen gemessen – vorgeschrieben ist in solchen Situationen Schrittgeschwindigkeit.
Polizei Hamburg kontrolliert Lastwagen beim Abbiegen
In drei Fällen wurde ein Radfahrer jeweils von einem abbiegenden Lastwagen erfasst und tödlich verletzt. Neben dem 15-Jährigen in Groß Flottbek kamen Ende Januar eine Frau (33) an der Überseeallee/Ecke Osakaallee, als sie auf dem Radschutzstreifen auf dem Weg zu einem Kindergarten war, und Anfang Juni ein 62-Jähriger auf dem Veddeler Bogen in einer vergleichbaren Situation ums Leben. Im Vergleich: 2022 kam ein Radfahrer bei einem solchen „Abbiegeunfall“ mit einem Laster ums Leben.
Laut Polizeisprecher Thilo Marxsen sei das eine typische Situation für solche folgenschweren Verkehrsunfälle: „Nach wie vor stellen Unachtsamkeit beim Fahrstreifenwechsel, das zu schnelle Fahren und das Abbiegen bei nicht vorgeschriebener Schrittgeschwindigkeit mit einem Lkw ein hohes Unfallrisiko dar.“
Polizei kontrolliert Lastwagen mit Lasergeräten
Dass Schrittgeschwindigkeit beim Abbiegen von Lastwagenfahrern oft nicht eingehalten wird, zeigte sich auch am Mittwoch. Innerhalb von fünf Stunden stoppten die 20 eingesetzten Beamten der Schwerlastkontrollgruppe der Verkehrsdirektion und der Fahrradstaffel zehn Trucker, die zu schnell abgebogen waren. Gemessen wurde mit Lasergeräten. Der Spitzenwert lag dabei bei 23 Kilometern pro Stunde. Alle Lastwagenfahrer erwartet ein Bußgeld über 70 Euro und ein Punkt in Flensburg.
Insgesamt kontrollierten die Beamten 49 Fahrzeuge. Dabei wurde bei einem Berufsfahrer ein Atemalkoholwert von 0,21 Promille, sowie in zwei weiteren Fällen ein Verstoß gegen die Ruhezeiten oder der Ladungssicherung von Lebensmitteln festgestellt.
Polizei Hamburg: Auch Fahrradfahrer verhalten sich nicht korrekt
Aber auch Fahrradfahrer verhielten sich nicht korrekt und wurden sanktioniert. Es gab 17 „Knöllchen“, unter anderem wegen der Benutzung der falschen Radwegseite. „Daran sieht man, dass nicht nur die Lkw-Fahrer hier gefordert sind“, so Marxsen.
„Auch andere Verkehrsteilnehmer sollten ihren Beitrag leisten, indem sie sich an Verkehrsregeln für ein rücksichtsvolles Miteinander halten. Es kommt immer wieder zu gefährlichen Konflikten, wenn zum Beispiel Ampeln missachtet werden oder Fahrbahnen an nicht dafür vorgesehenen Stellen überquert werden.“ Außerdem sollte sich jeder ungeschützte Verkehrsteilnehmer bewusst sein, dass ein Lastwagenfahrer durch besondere Bauweisen und Sitzpositionen vor und neben seinem Fahrzeug auch sogenannte „tote Winkel“ und damit nicht sichtbare Bereiche habe.
Polizei Hamburg verzeichnet Anstieg bei Lkw-Unfällen
Insgesamt verzeichnet die Polizei in Hamburg von Januar bis Juli im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum einen Anstieg der Verkehrsunfälle mit Lastwagen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres gab es 654 Verkehrsunfälle mit Beteiligung eines Lkw. Das ist eine Steigerung von neun Prozent. Das entspricht dem allgemeinen Trend bei Verkehrsunfällen in Hamburg.
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Zwar ging die Zahl der Unfälle mit Lasterbeteiligung, bei denen Menschen schwer verletzt wurden, von 42 in 2022 auf 38 in diesem Jahr um somit elf Prozent zurück. Die Zahl der Lkw-Unfälle mit Personenschaden, also auch mit leichter verletzten Personen, stieg jedoch um 5,3 Prozent – von 394 auf 415.
Zahl der Verkehrsunfälle in Hamburg steigt um 4,9 Prozent
Auch das liegt im allgemeinen Trend. Insgesamt gibt es bei allen Verkehrsunfällen in den ersten sieben Monaten in diesem Jahr in Hamburg eine Steigerung von insgesamt 4,9 Prozent auf 4483 Fälle.
Bitter sind die tödlichen Verkehrsunfälle mit Lastwagen, bei denen in sechs von den neun Fällen die Schuld bei den Lastwagenfahrern gesehen wird. Sie werden sich nach so einem Unfall vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung verantworten müssen.
Polizei Hamburg: Tragischer Unfall mit Metrobus in HafenCity
Zu diesen Lkw-Unfällen zählt auch der tragische Unfall in der HafenCity, bei dem Anfang April ein sieben Jahre alter Junge ums Leben kam. In diesem Fall hatte ein Metrobus der Linie 2 das Kind vor den Augen seiner Mutter, Großmutter und seines Bruders auf einem Überweg an der Osakaallee erfasst und überrollt. Der Junge, der mit seiner Familie zu Besuch in Hamburg war, starb noch an der Unfallstelle.
In anderen Fällen wurden die Opfer des Unfalls als Verursacher angesehen. So wie bei dem tödlichen Unfall am 18. August, als ein 58-Jähriger, der sich offenbar mit seinem Motorrad durch den Verkehr schlängeln wollte, auf der A7 bei Waltershof mit einem Lastzug kollidierte.