Hamburg. Es herrscht Streik im Tierpark, doch kaum einer macht mit. Jetzt will die IG BAU mehr Druck machen – mit Unterstützung von extern.
Die Gewerkschaft IG BAU möchte offenbar mehr Druck in den Streik bringen, den sie seit eineinhalb Wochen für die Beschäftigten des Tierparks Hagenbeck führt. Seit Montag sei es vorbei mit streikfreien Tagen, verkündete jüngst Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner. Außerdem würden am Donnerstag Beschäftigte der Thalia-Buchhandlungen die Hagenbeck-Streikenden „besuchen“.
Bereits am Mittwoch waren Betriebsräte von Hochtief vor Ort. Durch eine größere Gruppe Streikender vor dem Hamburger Zoo soll offenbar den Eindruck von mehr Schlagkraft erzeugt werden. Denn tatsächlich wird der Streik mehr und mehr zum Flop: Legten in den allerersten Tagen noch zwölf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Hagenbeck die Arbeit nieder, sind es mittlerweile nur noch sieben (Stand Mittwoch).
Tierpark Hamburg: Gewerkschaft holt sich Unterstützung im Hagenbeck-Streik
Dabei hatten fast alle der rund 80 Gewerkschaftsmitglieder in der Belegschaft für den Streik gestimmt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Gewerkschaft, die täglich mit 30 bis 35 Streikenden gerechnet hatte. Wegen der geringen Zahl derer, die der Arbeit fernbleiben, läuft der Tierpark-Betrieb weiterhin unverändert weiter. Nur der Spielplatz ist derzeit geschlossen.
Daran hat bisher auch die Ausweitung des Arbeitskampfes nichts geändert, der mittlerweile täglich ausgetragen wird. „Leider können wir den Umgang der Führungsebene des Tierparks mit den Beschäftigten während streikfreier Tage nicht mehr tolerieren“, so Gewerkschaftssekretär Lechner.
Gewerkschaft IG BAU berichtet von Drangsalierungen und Urlaubssperre
Besonders im Bereich der Kasse, der Portiers und des Gästeservices werde berichtet, dass Beschäftigte „dermaßen drangsaliert“ werden, dass sie „dem Druck nicht mehr standhalten und krank werden“. Zudem müsse die Gewerkschaft „immer wieder vor Gericht per einstweiligen Verfügungen dafür sorgen, dass Dr. Albrecht Beschäftigte in lange geplanten Urlaub gehen lässt“.
Auf Nachfrage spricht die IG BAU von vier Fällen, in denen wegen des Streiks der bereits genehmigte Urlaub nicht gewährt werden sollte. In einem Fall habe das Gericht zugunsten des Arbeitnehmers entschieden – bei den anderen gleich gelagerten Fällen habe der Arbeitgeber vermutlich deshalb auf eine Eskalation verzichtet und den Urlaub gewährt.
Hagenbeck: Buchhändler solidarisieren sich mit Tierpark-Beschäftigten
„Wir denken, dass es eine gute Sache ist, gewerkschaftsübergreifend zu kämpfen“, so Lechner zu dem Besuch der Thalia-Beschäftigten, die sich ebenfalls im Arbeitskampf befinden. In beiden Unternehmen fordern die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten einen (Haus-)Tarifvertrag. In den nächsten Tagen erwartet die IG BAU Besuch von Betriebsräten aus dem Baugewerbe sowie aus einem anderen großen deutschen Zoo.
Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht gibt sich weiterhin gelassen. „Wenn die streikenden Thalia-Mitarbeiter die Streikenden des Tierparks besuchen wollen, so ist das wohl eher eine PR-Aktion als eine ernsthafte Unterstützung“, sagt er zu der am Donnerstag anstehenden Aktion.
Tierpark Hamburg: Nur noch sieben Beschäftigte nehmen am Streik teil
Am Mittwoch hätten nur noch sieben Beschäftigte gestreikt, darunter habe sich kein einziger Tierpfleger befunden, so Albrecht. Er appelliert an die Gewerkschaft, „den Streik abzusagen, um weiteren Imageschaden von unserem schönen Tierpark abzuwenden“. Könnte man „endlich mit dem Betriebsrat über eine neue verbesserte Betriebsvereinbarung für alle (!) Mitarbeiter sprechen“, werde es diese „nach meiner aktuellen Einschätzung in wenigen Wochen auch geben.“
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Unterdessen plant die IG BAU eine Änderung des Notdienstplans. „Dieser ist in der derzeitigen Form zu absichernd und gibt dem Arbeitgeber zu viel Spielraum, der eigenen Verantwortung für die Personalplanung und Sicherstellung des Tierwohls aus dem Weg zu gehen“, teilte die Gewerkschaft am Mittwochabend mit. Durch die Änderung soll mehr Tierpflegern die Teilnahme am Streik ermöglicht werden.