Hamburg. Gewerkschaft verteilte am Wochenende Ballons vor dem Tierpark. Warum Zoo-Chef Albrecht bei der „Dom-Rummel“-Aktion einschritt.

Im sogenannten Wellenstreik der Mitarbeiter des Tierparks Hagenbeck hat es am Wochenende etwas Abwechslung gegeben. Nachdem vorher recht regelmäßig auf einen Streiktag ein streikfreier Tag gefolgt war, streikten die Beschäftigten nun am Sonnabend und Sonntag.

Mit roten Luftballons und einem Teilnehmer in einem pinkfarbenen Elefantenkostüm versuchte die Gewerkschaft IG BAU vor dem Hamburger Zoo die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zu ziehen. Laut Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner versammelten sich am Sonnabend rund 30 Hagenbeck-Beschäftigte; 20 Streikende seien anschließend in die Innenstadt gezogen, um dort für ihr Anliegen – einen Haustarifvertrag – zu werben.

Tierpark Hagenbeck – Albrecht: Streik mit Luftballons „höchst verantwortungslos“

Den Angaben von Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht zufolge blieben am Sonnabend jedoch nur neun Beschäftigte der Arbeit fern. Die anderen Streik-Teilnehmer seien wohl in ihrer Freizeit gekommen und gälten somit juristisch nicht als Streikende. Der Abwärtstrend setze sich damit fort.

Das Verteilen von Luftballons finde er „höchst verantwortungslos“, so der Zoo-Chef. Zudem sei das seines Wissens nach trotz einer Warnung der im Betriebsrat organisierten Tierpfleger geschehen. „Damit wurde das Wohl der Tiere gefährdet.“ Platze ein Ballon in der Nähe eines Geheges, könnte das die Tiere erschrecken – insbesondere große Huftiere und Elefanten könnten dann Panik kriegen und sich verletzen. Andere Tiere könnten Luftballonfetzen fressen und daran verenden.

Zoo-Chef Dirk Albrecht vergleicht Gewerkschafts-Aktion mit „Dom-Rummel“

„Unsere Tierärztin musste eindringlich auf den Gewerkschaftsangestellten Lechner einwirken, damit dieser diese unsinnige Aktion einstellt“, so Albrecht, der solche Aktionen der Gewerkschaft mit „Dom-Rummel“ vergleicht.

Am Sonntag hätten nur noch acht Mitarbeiter gestreikt: vier aus der Tierpflege und vier aus dem Gästeservice. Aus dem letzten Bereich kommen auch die Portiers, die Beschäftigten an den Kassen sowie das Aufsichtspersonal für den Spielplatz. Um den Betrieb an den Kassen und am Eingang aufrecht zu erhalten, wird das Personal dort zusammengezogen.

Hagenbeck-Spielplatz geschlossen – weil Aufsichtspersonal fehlt

Während Tierpark und Troparium geöffnet bleiben konnten, wurde der Spielplatz mit Streikbeginn geschlossen – sehr zur Enttäuschung von Kindern und Eltern. Aber, erklärt Zoo-Chef Albrecht, er wolle kein Risiko eingehen. Eine Aufsicht sei zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber: „Solange niemand mit einer Erste-Hilfe-Ausbildung für den Spielplatz zur Verfügung steht, werden wir diesen nicht wieder öffnen können.“

Der Tierpark Hagenbeck ist der einzige private Großzoo Deutschlands und unterliegt deswegen – anders als die Zoos in öffentlicher Hand – keinem Flächentarifvertrag. Die IG BAU versucht seit Jahren, die Geschäftsleitung zu einem Haustarifvertrag zu bewegen, der beispielsweise Arbeitszeiten und Zuschläge sowie Urlaub, Jahressonderzahlungen und Kündigungsfristen tariflich regelt.

Tierpark-Chef fordert von Betriebsrat Wiederaufnahme der Verhandlungen

Auch nach einer Woche Streik will Tierpark-Chef Albrecht nicht mit der Gewerkschaft verhandeln, sondern nur mit dem Betriebsrat. Mittlerweile folgten nur noch fünf Prozent der Hagenbeck-Beschäftigten dem Streikaufruf der Gewerkschaft.

„Da der Streik den Tierpark-Betrieb nicht berührt“, so Albrecht, „sollte die Gewerkschaft ihn beenden und der Betriebsrat an den Verhandlungstisch zurückkehren.“