Hamburg. Fast 9000 Hamburger Schüler haben ihre Abschlussprüfung bestanden. Das Abendblatt sprach mit Abiturienten über ihre Zukunftspläne.

Es ist geschafft – endlich Abi! 8986 Schülerinnen und Schüler haben in diesem Jahr in Hamburg erfolgreich ihre Prüfungen bestanden. Jetzt geht es für sie um die Frage: Was kommt nun?

Studium, Ausbildung oder ein Jahr Pause nach dem Schulabschluss – die Möglichkeiten sind vielfältig, die Entscheidung fällt nicht allen leicht. „Die Berufsberaterinnen und -berater beobachten seit einiger Zeit, dass es nach der Schule weniger Übergänge direkt in ein Studium oder in eine Ausbildung gibt“, sagt Marina Marquardt, Sprecherin der Agentur für Arbeit Hamburg. Es überwiegen das „Gap Year“ – also ein Jahr Pause – und jobben.

Schule Hamburg: Abiturienten wollen Auszeit vom Lernen haben

„Nach dieser Auszeit vom Lernen zeigt sich zu Beginn des darauffolgenden Jahres eine hohe Präferenz für ein Studium. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren belegen aber, dass rund ein Drittel später das Studium abbrechen wird. Zugenommen hat in jüngster Zeit, dass sich immer mehr Abiturientinnen und Abiturienten für eine duale Ausbildung interessieren“, so Marquardt.

Für ein duales Studium plädiert Reinhold Wellen, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit: „Eine duale Berufsausbildung sichert nicht nur berufliche Zukunft, sondern bietet auch neben guten Verdienstmöglichkeiten eine Basis für berufliche Entwicklung. Durchschnittlich verdienen Meister rund 400 Euro mehr als Uni-Absolventinnen und -Absolventen mit einem Bachelor-Abschluss.“

Ausbildung nach dem Abitur – schnell eigenes Geld verdienen

Auch im Handwerk sieht Kammerpräsident Hjalmar Stemmann naturgemäß viel Potenzial für Hamburgs Abiturienten. „Für eine Ausbildung von Abiturienten im Handwerk spricht, dass sie direkt in die Praxis einsteigen, schnell Verantwortung übernehmen und eigenes Geld verdienen. Im Gegensatz zum Unterricht in der Oberstufe ist die Berufsschule sehr praxisorientiert und bringt vielen Abiturienten überraschend viel Spaß und nebenbei auch gute Noten.“

Man erlebe ganz konkret, wofür man lerne. „Junge Menschen berichten, dass sie ihre handwerklichen Tätigkeiten als sinnstiftend und erfüllend empfinden, zum Beispiel in den für die Klimawende erforderlichen Berufen oder im Gesundheitshandwerk“, so Stemmann.

Schule Hamburg: Abiturientin Lisa-Marie Peters hatte stressige Prüfungszeit

Was aber kommt nach der Schule? Lisa-Marie Peters, Frieda Kittler und Valentin Sommer haben jetzt Abi. Das Abendblatt sprach mit den drei Abiturienten über ihre weiteren Pläne.

Lisa-Marie Peters wohnt in Marmstorf und hat gerade Abitur an der Goethe-Schule Harburg gemacht. Sport, Englisch, Geografie und Mathe waren ihre Prüfungsfächer. Die Abi-Zeit war für die 19-Jährige stressig. Schon die Vorbereitungen auf die Prüfungen seien sehr anstrengend gewesen. Aber: Die Zeit rund um das Abitur sei für sie trotzdem eine der schönsten Zeiten in ihrer ganzen Schullaufbahn gewesen.

Erste Wahl nach dem Abi: eine Ausbildung bei der Polizei Hamburg

Klar, dass die Motto-Woche dabei herausragt. In dieser Zeit, in der letzten regulären Unterrichtswoche, kommen alle Abiturienten verkleidet in die Schule – mal war das Motto Barbie, Rentner oder Zuhälter. „Das war das Beste, war ein Highlight in der Abi-Zeit“, sagt Lisa-Marie Peters. Den Gedanken, dass die Schulzeit langsam vorbeigeht, empfindet sie als sehr schön.

Die Abiturientin Lisa-Marie Peters vor der Goethe-Schule Harburg. Sie möchte Polizistin werden.
Die Abiturientin Lisa-Marie Peters vor der Goethe-Schule Harburg. Sie möchte Polizistin werden. © HA | Thorsten Ahlf

Sie hat schon ganz genaue Pläne, was sie nach dem Abi machen möchte. Ihr Plan A ist es, sich bei der Polizei Hamburg zu bewerben, um Polizistin zu werden. Dort wird sie sich auch schon dieses Jahr für den Bewerbungsprozess im kommenden Jahr anmelden.

Plan B: Nach der Schule eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin

Ursprünglich wollte Lisa-Marie Peters schon seit der 8. Klasse zum Zoll. Sie hat sich dann aber doch für die Polizei entschieden. Denn: „Ich mag das Aufregende und die Abwechslung und auch die Arbeit im öffentlichen Dienst – und ich mag es vor allem, Menschen zu helfen.“ Ein Job, bei dem sie den ganzen Tag im Büro sitzen würde, wäre ihr zu langweilig.

Falls es bei der Polizei nicht klappt, hat sie auch schon einen Plan B. Lisa-Marie Peters interessiert sich noch für Autos, deshalb würde auch Kfz-Mechatronikerin infrage kommen. „Ich glaube, ich mag das Rumschrauben an Autos einfach sehr.“ Besonders alte Autos, Oldtimer interessieren sie. Sie selbst fährt ein Motorrad, eine Benelli 302.

Während sie auf den Bewerbungsprozess bei der Polizei Hamburg wartet, wird sie weiter beim Edeka in Marmstorf arbeiten, in dem sie auch schon während der Schulzeit ausgeholfen hat.

Schule Hamburg: Die Abiturzeit war für Frieda Kittler ein ständiges Auf und Ab

Auch Frieda Kittler aus Eimsbüttel ist erleichtert, dass die anstrengende Zeit vorüber ist. Sie hatte ihre Prüfungen in Mathe, Chemie, Englisch und Geografie. „Die Abiturzeit war ein Auf und Ab, denn auf der einen Seite waren die Prüfungen nicht gerade einfach und auch ein wenig stressig, aber das Gefühl danach war erleichternd. Da ich nie wirklich Schwierigkeiten in der Schule hatte, war das Abi für mich kein großes Problem“, sagt sie.

Die 18-Jährige hat sich aber nicht nur um ihre schulischen Erfolge gekümmert, sondern sich als Schülersprecherin am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium auch für ihre Mitschüler engagiert. Friedas Teamgeist kommt vom früheren Teamsport Rudern, in dem sie sogar mit der Schulmannschaft erfolgreich an Wettkämpfen teilnahm.

Abi: Viele Schüler möchten nach der Schule ein Jahr Pause machen

Für die Zeit nach der Schule hat sie einen groben Plan. Auf jeden Fall möchte sie studieren, allerdings möchte sie wie viele andere ihrer Mitschüler erst einmal ein Jahr Pause einlegen. Viele Schüler aus ihrem Jahrgang möchten „Work and Travel“ machen, das heißt zu reisen und dabei zu arbeiten.

Frieda Kittler aber hat eine andere Idee, denn sie ist politisch sehr interessiert: „Ich möchte bei der Europäischen Union einen sechsmonatigen freiwilligen Dienst als Solidaritätskorp machen.“ Bei dem internationalen Freiwilligenprogramm gehen junge Menschen in der Regel in ein anderes Land, um dort für eine gemeinnützige Sache zu arbeiten, vergleichbar mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr.

Die Schulzeit war schön, aber: „Jetzt sind wir frei“

Frieda Kittler würde am liebsten nach Frankreich gehen, da sie in der Schule schon immer Französisch gelernt hat und dies dann anwenden könnte. Aber sie ist flexibel und auch für andere Länder offen. Hauptsache, einmal weg von zu Hause.

Die Schulzeit war für Frieda Kittler eine schöne Erfahrung: „Meine Schule gab mir ein Gefühl von Sicherheit, einen Alltag.“ Und natürlich geht es ihr auch um die Menschen, die sie dort kennengelernt hat. „Und die ich hoffentlich auch noch in 30 Jahren wiedersehe und mit denen ich über die alten Zeiten quatschen kann.“ Denn jetzt geht jeder Schüler seinen Weg – und Frieda Kittler freut sich auf eine neue kommende Zeit: „Jetzt sind wir frei.“

Abitur in Hamburg: Valentin Sommer weiß genau, was er nach der Schule machen will

Valentin Sommer hat sein Abi an der katholischen Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum erfolgreich bestanden. Er ist sehr zielstrebig und weiß schon genau, was er nach der Schulzeit machen möchte.

Der 18-Jährige hat sich schon vor einem Jahr bei Airbus in Hamburg beworben – und er wurde genommen. Darum weiß er genau, wie es nach den Sommerferien bei ihm weitergeht: Am 15. August beginnt sein duales Informatikstudium.

Ein anstrengendes Studium scheut der 18-Jährige nicht

„Auch wenn das Studium anstrengend wird, werde ich es schaffen“ sagt Valentin Sommer. Sein Traum sei es, im Leben Dinge zu verändern – auch wenn er sich noch nicht sicher sei, wie genau. Dafür hat er aber ja auch noch Zeit.

Der Abiturient Valentin Sommer an der Alster in der Nähe seiner Schule, der Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum. Valentin wird ab August ein duales Studium beginnen.
Der Abiturient Valentin Sommer an der Alster in der Nähe seiner Schule, der Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum. Valentin wird ab August ein duales Studium beginnen. © Thorsten Ahlf

„Ich möchte einfach einen Impact, eine Wirkung im Leben haben,“ sagt der ehrgeizige Valentin Sommer. Viele seiner Freunde wollen es – anders als er – nach dem Abitur zunächst etwas ruhiger angehen lassen. Sie wollen sich nicht gleich wieder für etwas langfristig verpflichten, nicht sofort etwas leisten müssen.

Schule Hamburg: „Gap Year“, Ausbildung, Studium – das wollen Abiturienten

Stattdessen wollen sie ein „Gap Year“ einlegen und zum Beispiel ins Ausland gehen. Andere wollen aber auch BWL oder Wirtschaftsinformatik studieren, erzählt Valentin Sommer.

Die zwei Jahre Oberstufe und die Abi-Zeit waren für ihn die schönsten der gesamten Schulzeit, ein letztes engeres Zusammensein zwischen Lehrern und Schülern. Gern denkt er an die Profilreise im vergangenen Jahr zurück „Die Fahrt nach Rom war der Höhepunkt der Oberstufe.“ Der perfekte Abschluss.

Mitarbeit: Geneviève Wood