Hamburg. Enge Grundstücke, historische Gebäude, keine freien Flächen: Hamburg investiert 530 Millionen Euro in die Schulen des Bezirks.
Der Bezirk Eimsbüttel wächst und damit auch die Schülerzahlen – ein stadtweites Phänomen. Allein die Zahl der Erstklässler ist zwischen den Schuljahren 2016 und 2022 von 1864 auf 2179 Schülerinnen und Schüler angewachsen – ein Plus von 17 Prozent. Ausgehend von 2018 soll die Zahl der Sechs- bis 18-Jährigen bis 2035 sogar um rund 25 Prozent zunehmen.
„Das stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Da wir die Schülerzahlen in den Klassen nicht vergrößern wollen, brauchen wir mehr Platz.“ Das sei aber im Bezirk Eimsbüttel besonders kompliziert, weil er überwiegend eng bebaut sei „Wir müssen also genau hingucken, welche Gebäude wir sanieren und umbauen können.“
Schule Hamburg: Steigende Schülerzahlen in Eimsbüttel „Herausforderung“
Mit dem Schulentwicklungsplan 2019 wurden bereits umfassende Bauvorhaben für den Bezirk beschlossen. So wurden und werden hier mehrere Grundschulen und weiterführende Schulen erweitert und modernisiert. Außerdem sind fünf neue Schulen geplant: zwei Grundschulen, zwei Stadtteilschulen und ein Gymnasium.
Rund 530 Millionen Euro sollen im Bezirk in den nächsten zehn Jahren investiert werden, davon rund 83 Millionen Euro in Vorhaben in den besonders dicht besiedelten Stadtteilen Eimsbüttel, Hoheluft-West, Harvestehude und Rotherbaum.
Im Fokus stehen dabei die Sanierung, die effiziente und nachhaltige Erweiterung und Umgestaltung von Schulstandorten sowie der Umbau und die Umnutzung von denkmalgeschützten Gebäuden für Schulneugründungen.
Bauvorhaben müssen mit Bezirk Eimsbüttel koordiniert werden
Wie das gelingen kann, war am Freitag Thema bei einer ersten „Schulbautour“ durch einzelne Stadtteile, die Rabe mit Bezirksamtsleiterin Sonja Böseler und Jan Schneck von Schulbau Hamburg unternahm. „Die Bauvorhaben müssen gut koordiniert werden, daher arbeiten wir zusammen“, so der Schulsenator.
Den Anfang der Tour machte das Albrecht-Thaer-Gymnasium in Stellingen, das für rund 4,5 Millionen Euro um ein dreigeschossiges, 1350 Quadratmeter großes Hamburger Klassenhaus erweitert werden soll. Dabei handelt es sich um besonders schnell umsetzbare, weil normierte Schulbauten mit Klassenräumen von je rund 70 Quadratmetern und breiten Fluren, in denen auch gelernt werden kann.
Große Klassenräume und Flure zum Lernen für Albrecht-Thaer-Gymnasium
Der Bau an dem Stellinger Gymnasium soll im August beginnen und nach einem Jahr abgeschlossen sein. Bisher war für rund 1,55 Millionen Euro das knapp drei Hektar große Grundstück saniert und renaturiert worden. Im Rahmen der 2022 abgeschlossenen Maßnahme wurden 1200 Quadratmeter Fläche entsiegelt und die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens verbessert – unter anderem durch Rückhaltemulden und offene Pflasterrinnen, über die das Regenwasser abgeleitet werden kann.
Zweite Station war die Schule Vizelinstraße in Lokstedt, die bereits 2020 für rund 2,7 Millionen Euro um ein zweigeschossiges, 910 Quadratmeter großes Hamburger Klassenhaus erweitert worden ist. Seitdem führt die Schule, die eine sechsjährige Grundschulzeit anbietet, vier Parallelklassen, wofür sie allerdings derzeit noch einen Pavillon und zwei mobile Klassenräume benutzt.
Neue Grundschule zieht in sanierten Schulbau aus der Kaiserzeit
Der nicht sanierbare Pavillon und die beiden Provisorien sollen in den kommenden zwei Jahren für rund drei Millionen Euro durch ein weiteres Klassenhaus ersetzt werden. Die Erweiterung machte auch einen Ausbau der Sportflächen erforderlich, weshalb die Schule 2022 für rund 1,2 Millionen Euro eine 360 Quadratmeter große Gymnastikhalle mit Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und einer Lüftungsanlage mit CO2-Sensoren erhielt. Die Außenanlagen im Umfeld wurden ebenfalls für rund 400.000 Euro neu gestaltet.
Als ein besonders gelungenes Beispiel für eine ressourcenschonende Umnutzung bestehender Gebäude nannte Rabe die neue Wolfgang-Borchert-Grundschule im Stadtteil Eimsbüttel. Sie ist in das denkmalgeschützte Gebäude einer zur Kaiserzeit errichteten Volkshochschule gezogen, das zuletzt von einer Berufsschule genutzt wurde.
Eimsbüttel: zwölf Millionen Euro für Wolfgang-Borchert-Schule
Bevor das 3760 Quadratmeter große Gebäude von 2019 bis 2021 für insgesamt rund zwölf Millionen Euro umfassend umgebaut, saniert und nach modernen Standards ausgestattet werden konnte, hätten „Motoren und Leitungen“ ausgebaut werden müssen, an denen die Berufsschüler zuvor geübt hätten, so Rabe.
Dann wurden das historische Hauptgebäude und die Sporthalle entkernt und erneuert. Der Fokus lag dabei auf den Fassaden, dem Innenausbau und einer Schadstoffsanierung. Darüber hinaus entstanden offene Lernbereiche, eine Mensa und ein neuer Haupteingang auf der Hofseite. Ein naturnaher Spielbereich mit altem Baumbestand, offene Versickerungsflächen und Regenrückhaltung auf dem Schulhof tragen zum Klimaschutz bei.
Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium ohne Photovoltaik – wegen steilem Dach
Den Abschluss der Schulbautour bildete das ebenfalls im Stadtteil Eimsbüttel gelegene Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium. Der knapp 6000 Quadratmeter große Altbau wurde für rund 10,5 Millionen Euro denkmalgerecht saniert. Ziel war, Mängel und Schadstoffe zu beseitigen, damit das Gebäude nachhaltig, wirtschaftlich und zukunftsorientiert betrieben werden kann.
Zusätzlich wurden der Brandschutz verbessert, ein Aufzug eingebaut, die Außenhülle saniert und im Anschluss für rund 200.000 Euro die Hauptschulhofflächen neu gepflastert und gestaltet sowie die Siele instand gesetzt. Eine Photovoltaik-Anlage konnte hier wegen des steilen Daches nicht installiert werden.
Rabe nannte die besuchten Schulen „hervorragende Beispiele für den effizienten Hamburger Schulbau, mit dem wir moderne Lern- und Lebensorte schaffen, an denen die Hamburger Schülerinnen und Schüler mit Spaß und Enthusiasmus lernen können.“
Schule Hamburg: Verkehrskonzept für Bereich im Bezirk Eimsbüttel
Der Bezirk begleite diese Maßnahmen durch intelligente Lösungen für die Infrastruktur, beispielsweise durch die gemeinsame Nutzung von Sportanlagen mit den Vereinen der Quartiere, ergänzte Bezirksamtsleiterin Böseler. Für eine sozialräumliche Einbindung der Schulen würden etwa in Eidelstedt die Schulhöfe für die Kinder aus der Nachbarschaft geöffnet.
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Auch für sichere Schulwege sei der Bezirk verantwortlich. „Gerade im Stadtteil Eimsbüttel gibt es sehr viele Schulkinder, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind.“ Daher werde derzeit ein Verkehrskonzept für den Bereich zwischen Isebekkanal und Schlump erstellt, der mit acht Schulen eine besondere Dichte aufweise.