Hamburg. Gebäude in der Neuen Mitte Altona wird nicht rechtzeitig fertig. Schüler sollen nun in Bücherhallen ausweichen. Lehrer fassungslos.

Das hatten sich die Verantwortlichen an der Stadtteilschule Altona ganz anders vorgestellt: Weil ihr seit Langem geplanter und schon mehrfach verschobener Neubau auf dem Gelände der Neuen Mitte Altona nun erneut nicht rechtzeitig fertig wird, stehen 650 Schüler und ihre Lehrer nach den Sommerferien erst einmal ohne einen Ort zum Lernen da. Daher müssen nun die Ferien verlängert werden, wie die Schulleitung in einem offenen Brief an die Eltern schreibt, der dem Abendblatt vorliegt.

„Liebe Schüler*innen, liebe Eltern, liebe Schulöffentlichkeit, leider müssen wir uns heute mit schlechten Neuigkeiten an euch und Sie wenden“, schreibt die Schulleitung auf der Internetseite der Stadtteilschule. „Wie uns in einem gemeinsamen Gespräch mit Schulbau Hamburg und der Schulbehörde übermittelt wurde, wird sich der Einzug in unseren Neubau um rund einen Monat auf den 04.10.2023 verzögern.“

Schule Hamburg: Grundwasser auf Gelände für Neubau zu stark belastet

Grund ist ein massives Problem mit der Wasserversorgung auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, auf dem der Neubau entsteht. „Es hat sich herausgestellt, dass hier das Grundwasser stark mit Schadstoffen belastet ist“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Rande einer Pressekonferenz am Freitag.

Die Konzentration dieser Stoffe sei so hoch, dass man nun erst einmal dafür sorgen müsse, dass diese reduziert werde. Erst dann sei es möglich, die entsprechenden Leitungen einzurichten. „Wir gehen davon aus, dass wir die Schule erst etwa sechs Wochen später als geplant freigeben können, weil erst dann der Wasseranschluss gelegt ist“, so Rabe.

Ein von der zuständigen SBH Schulbau in Auftrag gegebenes Gutachten soll vor Baubeginn keine Hinweise auf eine zu hohe Schadstoffbelastung ergeben haben. Die Experten sprechen vor allem von unerwartetem, sogenanntem Schichtenwasser, das zu hoch belastet sei. Dieses liegt quasi kurz unter der Oberfläche auf einer undurchlässigen Lehmschicht über dem Grundwasser.

Schule Hamburg: Kein fertiger Neubau und keine Schulbücher in Altona

Die baulichen Probleme bringen nun die Umzugsplanungen und den Schulablauf in Altona kompletẗ durcheinander. „Da das neue Gebäude nicht begehbar ist und das Lehrmaterial unseres alten Gebäudes vollständig verpackt wurde, stehen wir als Schulgemeinschaft nach den Sommerferien ohne Lernort da“, heißt es in dem Brief der Schulleitung weiter.

Um Zeit zu gewinnen, sollen die Sommerferien nun erst einmal um zwei Tage verlängert werden. Der erste Schultag in der Stadtteilschule wäre damit der 28. August. Treffpunkt ist zunächst nicht der Neubau, sondern die Wiese davor.

Schule Hamburg: Schüler sollen ins Desy und in Bücherhallen ausweichen

„Es wird aber nicht so sein, dass der Unterricht nun auf der Wiese stattfinden muss“, sagte Schulsenator Rabe. Vielmehr sei geplant, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler nun an anderen Orten in der Stadt unterrichtet würden. Auch Exkursionen soll es vermehrt geben.

„Ich darf Ihnen versichern, der Unterricht findet in jedem Fall statt, dafür tragen wir gemeinsam mit der Schulbehörde Sorge“, heißt es in einem Brief von Lars Holster von der Schulaufsicht vom Freitag.

Der Unterricht für die 12. und 13. Klassen soll demnach etwa im Landesinstitut für Lehrbildung (LI) stattfinden. Auch die Räume des Forschungsinstituts Desy, der örtlichen Bücherhallen oder von Theatern oder Museen sollen als Ausweichorte genutzt werden.

Schule Hamburg: Nicht die erste Verzögerung des Neubaus in Altona

Leidvolle Verzögerungen bei ihrem Neubau sind Schüler und Lehrer in Altona schon seit Jahren gewohnt. So sollte das ambitionierte Gebäude mit insgesamt sieben Stockwerken (zwei davon unterirdisch) eigentlich schon zum Schuljahr 2021/22 fertig werden. Die Freigabe verschob sich dann aber um zwei Jahre. Als Grund führte die Schulbehörde damals die Überhitzung der Bauwirtschaft und den Fachkräfte- und Baustoffmangel während der Corona-Jahre an.

Um das Schülerwachstum dennoch aufzufangen wurde am alten Standort an der Eckernförder Straße vorübergehend ein „Hamburger Klassenhaus“ errichtet – dieses Modulgebäude sollte dann später von einer anderen Schule genutzt werden.

Schule Hamburg: Kollegium ist „fassungslos“ über erneuten Aufschub

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Lehrer in Altona mit ihrer Geduld langsam am Ende sind. „Wir als Kollegium der Stadtteilschule Altona sind trotz der unzähligen Rückschläge der letzten Jahre in Bezug auf unseren Neubau fassungslos über den erneuten Aufschub unseres Einzugs“, heißt es in dem offenen Brief. „Wir stehen zum wiederholten Mal vor der Situation, dass ihr als Schüler*innen, Sie als Eltern und wir als Kollegium Probleme bewältigen müssen, die ihr, Sie und wir nicht zu verantworten haben. Wir sind aber zuversichtlich, auch aus dieser Situation wieder gestärkt hervorzugehen.“