Hamburg. Laut Tierschutzbund sind Hamburgs Tierheime am Limit. Kritik richtet sich besonders gegen die Politik. Justizbehörde hält dagegen.

Die Hamburger Tierheime sind brechend voll. Das teilt der Bund gegen Missbrauch der Tiere (BMT) mit. Vor den bald beginnenden Sommerferien am 13. Juli haben die Einrichtungen so gut wie keine Kapazitäten mehr, um weitere Tiere in Not aufzunehmen. Der Hilferuf ist vor allem an die Politik gerichtet. Denn die Heime fühlen sich im Stich gelassen.

Wie jedes Jahr stehen Besitzer kurz vor den Sommerferien vor der Frage: Wohin mit dem Haustier? Wie es in der BMT-Mitteilung heißt, würden in der Urlaubszeit viele Vierbeiner und Vögel ausgesetzt. Und: „In diesem Jahr wird das nicht anders sein.“

Hamburgs Tierheime in Not: „Eine derart reiche Stadt verschließt die Augen“

Das Tierheim Süderstraße des Tierschutzvereins Hamburg (HTV) ist laut Website der Stadt Hamburg eines der größten Tierheime Deutschlands. Doch das sei baufällig, beklagt der BMT, mehrere Gebäude seien einsturzgefährdet. Genauso verhalte es sich bei anderen Einrichtungen.

So arbeite der Verein zur Tierrettung Hamburg „LOOKI“, der in Bergedorf sitzt, am Limit, und die Hamburger Tiertafel suche dringend ein neues Gebäude. Zudem herrsche bei mehreren Vereinen in der Hansestadt, die sich um Stadttauben kümmern, seit Wochen Aufnahmestopp. Kurzum: Es gibt sehr viele Baustellen. Laut BMT regt sich aber nichts.

Hamburger Tierschützer fordern Unterstützung von der Politik

„Es ist traurig und zutiefst enttäuschend, dass eine reiche Stadt wie Hamburg die Augen vor der Notsituation der Tiere einfach verschließt“, kritisiert Frank Weber. Er ist seit 20 Jahren der Leiter des Franziskus Tierheims in Lokstedt. Die Politik rede sich „gebetsmühlenartig“ aus der Verantwortung und verweise auf die angespannte Finanzlage. Weber sagt: „Gleichzeitig werden Hunderte Millionen Euro für Projekte wie die Elbphilharmonie ausgegeben.“

Zudem betont Weber, dass die Hundesteuer jährlich rund fünf Millionen Euro in die Haushaltskasse der Hansestadt spült. Weil es eine nicht zweckgebundene Luxusabgabe ist, kann die Stadt im Grunde frei über die Gelder verfügen. Aber: „Bei den Tieren kommt jedenfalls nichts an“, bemängelt er.

Notstand in Hamburgs Tierheimen: Das sagt die zuständige Justizbehörde dazu

„Natürlich liegt uns das Wohl der Tiere sehr am Herzen. Die Probleme bei der Unterbringung und die Kapazitätsengpässe in Tierheimen sind uns bekannt“, sagt Linda Luft, stellvertretende Sprecherin der zuständigen Hamburger Justizbehörde. „Dennoch ist die Unterbringung von Abgabetieren keine staatlich verpflichtende Aufgabe.“

Der HTV bekam im Jahr 2022 rund 2,1 Millionen Euro, weil die Helfer zum Beispiel im Dienste der Stadt Tiere aufnehmen. Sie erbringen also für die Hamburger Verwaltung Leistungen. Der erhaltene Betrag sei jedoch zu wenig, wie das Abendblatt bereits im März berichtete.

In den vergangenen Monaten habe der Verein beantragt, in diesem und im kommenden Jahr mehr Geld für diese Dienste zu bekommen, erklärt Luft. Die Verhandlungen seien abgeschlossen, Vorbereitungen für eine Nachbewilligung seien getroffen. Zudem beteilige sich Hamburg mit 390.000 Euro an der Sanierung des baufälligen Katzenhauses des HTV-Tierheims. Damit sind die Kosten aber bei Weitem nicht gedeckt. Die Sanierungskosten für das Katzenhaus belaufen sich auf etwa 780.000 Euro.

Appell der Tierheime Hamburg: „Wir brauchen jetzt die Unterstützung der Stadt.“

Rechtlich sind die Halter vollumfänglich für die Tiere verantwortlich, heißt es von der Justizbehörde. Tierheime nehmen Hunde, Katzen, Vögel und viele mehr also auf freiwilliger Basis auf.

Das Franziskus Tierheim bekommt jedoch keinerlei finanzielle Unterstützung. Das hängt damit zusammen, dass es vom BMT betrieben wird und damit privatrechtlich ist.

Frank Weber, Leiter des Franziskus Tierheims, hält dem entgegen: „Seit 100 Jahren ist es der Arbeit des Tierschutzes zu verdanken, dass es in Hamburg und in Deutschland keine Straßentiere mehr gibt.“ Tieren in Not müsse geholfen werden.

Bleibe diese Hilfe aus, müsse man sich daran gewöhnen, dass auf Hamburgs Straßen wieder herrenlose Tiere herumstreunern. Weber appelliert: „Wir brauchen jetzt die Unterstützung der Stadt.“