Hamburg. Schüler nennen Straßen, auf denen sie sich mit dem Fahrrad unsicher fühlen. Was das größte Risiko ist und wie die Politik reagiert.

Fehlende Radwege, zugeparkte Straßen, Autos mit überhöhter Geschwindigkeit – auf ihrem Schulweg, vor allem auf dem Fahrrad, erleben die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der Stadtteilschule Blankenese jeden Tag gefährliche Situationen. Darum haben sie sich zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Sicherere Wege für sich und alle Radfahrer in Hamburg-Blankenese.

In Zusammenarbeit mit dem Zukunftsforum Blankenese sammelten die Jugendlichen und Lehrer Stefan Wieland zwei Jahre lang Daten zu der Sicherheit von viel genutzten Fahrradstrecken. „Unser Thema ist Nachhaltigkeit – und dazu gehört definitiv der Radverkehr. Viele Schüler und Schülerinnen fahren täglich mit dem Fahrrad und sind damit gleichzeitig Experten für den Bereich“, erklärt Wieland, der an der Stadtteilschule Geografie, Gesellschaft und Englisch unterrichtet, die Motivation.

Blankenese: Diese Schulwege sind mit dem Fahrrad besonders gefährlich

Deshalb ließ die Projektgruppe knapp 400 Mitschüler auf Karten einzeichnen, welche Fahrradstrecken sie in Blankenese und Umgebung am häufigsten befahren – und welche Stellen dabei als unsicher empfunden werden. Aus diesen Daten identifizierten die 28 Jugendlichen der Projektgruppe schließlich fünf markante Problempunkte, allesamt in direkter Umgebung zu den Schulen:

  • Der Parkplatz beim Gymnasium Blankenese an der Blankeneser Landstraße
  • Die Oesterleystraße an der Kreuzung zur Sibbertstraße
  • Die Straße Bockhorst
  • Die Ecke Hasenhöhe/Hilgendorfweg
  • Ecke Bohnstraße/Simrockstraße

Elterntaxis sind aus Sicht der Blankeneser Schüler ein großes Problem

Die Gründe für das Gefahrenpotenzial sind laut den Schülern und Schülerinnen vielfältig: Auf dem Parkplatz des Gymnasiums an der Blankeneser Landstraße seien vor allem die Elterntaxis ein Problem. Morgens und nach Schulschluss gebe es hier ein hohes Verkehrsaufkommen und damit die Gefahr von Kollisionen mit Fahrradfahrern, aber auch mit Fußgängern.

Diese Gefahr herrsche auch an der Kreuzung zwischen Oesterleystraße und Sibbertstraße. Diese liegt in unmittelbarer Nähe zum Gymnasium Blankenese.

Schulweg: Straßen in Blankenese sind zugeparkt, und es fehlen Radwege

Am Bockhorst bemängelt die Schülerschaft fehlende Radwege und dass zudem Autos auf der Straße parken, die nicht nur von Autos und Radfahrern, sondern auch noch von Bussen umfahren werden müssen. Zwar dürfen Radfahrer den Fußweg zum Teil mitbenutzen, doch dieser ist aus Sicht der Schüler dafür viel zu schmal – und endet an einer Stelle auch noch mitten in einer Kurve.

Auch an der Ecke Hasenhöhe/Hilgendorfweg fühlen sich viele Schüler und Schülerinnen unsicher: Ihrer Erfahrung nach gebe es an dieser Kreuzung viele Autofahrer, die die Vorfahrtsregelung missachten. Außerdem beeinträchtigten geparkte Autos an dieser Stelle massiv die Sicht.

Blankenese: Schüler und Polizei finden Lösungen für gefährliche Straßen

Eine weitere Problemstelle ist nach Einschätzung der Jugendlichen die Ecke Bohnstraße/Simrockstraße. Viele Autos seien hier oft zu schnell unterwegs und versperrten zu Stoßzeiten die Fahrbahn, weil sie auf der Straße abgestellt werden.

Schüler und Schülerinnen der Projektgruppe zeichnen auf einer Karte die meist befahrenen Strecken und Gefahrenpunkte in Blankenese ein.
Schüler und Schülerinnen der Projektgruppe zeichnen auf einer Karte die meist befahrenen Strecken und Gefahrenpunkte in Blankenese ein. © STEFAN WIELAND

Nachdem die Schülerschaft auf den Karten eingezeichnet hatte, welche Verkehrspunkte sich gefährlich anfühlen, erarbeitete die Projektgruppe Lösungsvorschläge für die Gefahrenstellen – und diskutierte diese mit den Beamten des Polizeikommissariats 26 als zuständige Verkehrsbehörde.

Polizei in Blankenese ordnet Halteverbote in Straßen an

„Mit den Rückmeldungen der Polizei haben wir unsere Präsentationen ergänzt, und tatsächlich wurden einige Maßnahmen auch schon umgesetzt“, erzählt Stefan Wieland im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt.

Schüler und Schülerinnen aus dem Profil „Nachhaltige Stadtentwicklung Hamburg“ der Stadtteilschule Blankenese und aus der Umwelt-AG des Gymnasiums Blankenese. Die Jugendlichen waren in dieser Woche zu Gast im Verkehrsausschuss Altona.
Schüler und Schülerinnen aus dem Profil „Nachhaltige Stadtentwicklung Hamburg“ der Stadtteilschule Blankenese und aus der Umwelt-AG des Gymnasiums Blankenese. Die Jugendlichen waren in dieser Woche zu Gast im Verkehrsausschuss Altona. © STEFAN WIELAND

So sollen laut Timo Rust aus dem Bereich Prävention und Verkehrserziehung im Polizeikommissariat 26 in der Bohnstraße und in der gegenüberliegenden Simrockstraße in Kürze Halteverbote angeordnet werden.

Im Einmündungsbereich der Sibbertstraße sei eine Sprunginsel in Planung, die laut Rust „durch eine Haltverbotstrecke an der Ostseite der Sibbertstraße ergänzt werden“ soll. Außerdem werde in der Oesterleystraße, gegenüber der Sibbertstraße, die Erforderlichkeit einer Haltverbotsstrecke geprüft.

Blankeneser Schüler stellen Projekt im Verkehrsausschuss Altona vor

Mit diesem Teil-Erfolg im Gepäck nahm ein Großteil der jungen Projektgruppe in dieser Woche auch am Verkehrsausschuss in Altona teil – und bekam positives Feedback. „Wir haben viele lobende Worte bekommen, alle Fraktionen haben sich positiv geäußert“, berichtet Lehrer Stefan Wieland.

Letztendlich seien die Schüler und Schülerinnen im Hinblick auf weitere konkrete Maßnahmen aber vorerst vertröstet worden. Der Grund: Personalmangel. „Wir sollen Geduld haben“, so Wieland. Es gebe eine lange Liste, die nach und nach abgearbeitet werde.

Blankenese: Projekt der Schüler erfolgreich – auch wenn Gefahren bleiben

Für die engagierte Gruppe aus Blankenese ist das Projekt trotzdem ein voller Erfolg. „Ziel war es, die Schüler und Schülerinnen zu motivieren, mehr über Stadtplanung, Klimawandel und auch über Demokratiebildung zu lernen. Das haben sie auf jeden Fall gemacht“, resümiert Lehrer Stefan Wieland.