Hamburg. Das Lokal will mit 30 Sorten Nachbarschaftstreff werden. Essen soll veränderten Geschmack treffen – hat aber seinen Preis.

Im früheren Elbe 76 an der Bismarckstraße in Hamburg-Eimsbüttelder kultigen Kneipe, die bekannt war für den lässigen Surferstil, für entspanntes Fußballgucken und für die gute Pizza – versucht die Ratsherrn Brauerei mit Das Lokal wieder zum Nachbarschaftstreff zu werden und setzt dabei neben einer riesigen Bierauswahl zunehmend auf vegane und vegetarische Speisen.

So richtig in Schwung gekommen ist die Gastronomie nach dem Aus der Elbe 76 vor vier Jahren in dem Souterrain an der Bismarckstraße/Ecke Goebenstraße nicht mehr. Nach mehreren Betreiberwechseln gingen Gäste verloren, blieb es häufig leer auf der großen Außenterrasse.

Das Lokal in Eimsbüttel: Gastronomen wollen Nachbarschaft ansprechen

Das soll nun alles anders werden: In dieser ersten Sommersaison, nachdem Christopher Schönhoff, Markus Wenzel und Tammo Walter Das Lokal im vergangenen Oktober übernommen haben, soll es wieder richtig rundgehen.

Mit ihrem dritten Standort in Hamburg – neben dem Alten Mädchen in den Schanzenhöfen und der Ratsherrn Bar in Winterhude – will die Hamburger Brauerei Ratsherrn in Eimsbüttel ihr Nachbarschaftskonzept voll umsetzen. Die Brauerei will zum Lieblingsbier der Hamburger werden.

Restaurant Hamburg: Brauerei bietet in Eimsbüttel rund 30 Biere an

Dabei wollen die Macher mit verschiedenen Ideen überzeugen: Zum einen bieten sie nach eigenen Angaben die wohl größte Bierauswahl im Stadtteil – rund 13 Biere kommen hier vom Fass, rund 20 aus der Flasche. Punkten wollen sie zudem mit ausgefallenen Bierkreationen, sogenannten Hoptails („hop“ steht für das englische Wort für Hopfen), also Cocktails aus Bier.

Ein Beispiel ist der Flamingo Spritz mit Aperol und Lime Juice, aufgefüllt mit einem blumigen Weißbier. Bier statt Prosecco also – das Ganze gibt es auch in der alkoholfreien Variante. „Das ist schön sanft auf der Zunge“, sagt Betriebsleiter Tammo Walter.

Eimsbüttel: Nachbarschaft wünschte sich mehr Vegetarisches und Veganes

Der 35-Jährige kennt sich aus mit Bier, hat entsprechende Workshops besucht, trägt inoffiziell den Titel „Beerkeeper in Gold“ und ist so etwas wie ein Bier-Sommelier. Er lebt und liebt Bier. „Wir wollen das Bier auch verarbeiten und neu erfinden.“ Und so wird etwa das Apfel-Zwickel-Kraut oder die Dunkelbier-Rahmsoße in der Küche mit Bier verfeinert.

Wer in der Nachbarschaft gut ankommen möchte, muss sich anpassen und auf die Wünsche der Gäste eingehen. Und daher gibt es jetzt passend zum frisch Gezapften eine sehr große Auswahl an veganen und vegetarischen Speisen, um den Geschmack in Eimsbüttel noch besser zu treffen. Der Wandel zu einer pflanzenbasierten Ernährung verändert eben auch die Hamburger Gastronomie.

Leberkäs, Burger und Currywurst – alles vegan

„Ohne pflanzliche Alternativen geht es heute in der Gastronomie nicht mehr“, sagt Markus Wenzel, Küchenchef und Geschäftsführer nicht nur vom Ratsherrn Das Lokal, sondern auch vom Fleetschlösschen in der Speicherstadt.

Dabei sei das vegane Schnitzel der Fleischvariante so ähnlich, dass Gäste schon meinten, man habe sich vertan und ihnen aus Versehen Fleisch aufgetischt, berichtet Wenzel.

Und so gibt es vegane Burger, vegane Currywurst und sogar veganen Leberkäse vom Hersteller The Green Mountain – insgesamt 15 vegane/vegetarische Gerichte gegenüber 13 Gerichten mit Fleisch. Das vegane Schnitzel ist mit 18,90 Euro aber nicht gerade günstig.

Eimsbüttel: Darum kostet ein veganes Schnitzel 18,90 Euro

Geschäftsführer Christopher Schönhoff, zuständig für die Zahlen, erklärt das so: „Wir haben in der Gastronomie mit höheren Energiepreisen zu tun, zahlen Mindestlohn, und wir zahlen gerade hier an diesem Standort auch eine hohe Miete und haben wie alle mit steigenden Kosten zu tun.“

All das spiegele sich in der Preisgestaltung wider. Und dennoch: „Pflanzliche Proteine sind dabei günstiger als Fleisch.“

Lange Zeit seien die veganen oder vegetarischen Gerichte in der Gastronomie teurer gewesen als die Fleischprodukte, das sei nicht mehr unbedingt so. „Früher wurden die Gäste fast dafür bestraft, dass sie sich vegan oder vegetarisch ernähren. Inzwischen hat beides den gleichen Stellenwert“, so Christoph Schönhoff.

Eimsbüttel: Dicker Bauch? Liegt laut Beerkeeper nicht am Bier

Egal, ob echtes Fleisch oder die vegane Variante: „Rustikal und vegetarisch, das geht beides“, ist Tammo Walter überzeugt. Bier mache schließlich Appetit auf etwas Herzhaftes. „Deshalb gibt es auch den Bierbauch, das liegt aber nicht am Bier an sich, sondern an dem größeren Appetit.“

Ob er sich da mal nicht irrt. Aber: So oder so ist laut Ernährungsmediziner pflanzliches Protein besser, um das Bauchfett zu reduzieren.