Hamburg. CDU will Klüngelei wittern: Stellenausschreibung soll „nur auf diese eine Person zugeschnitten“ worden sein. Behörde widerspricht.

Er muss wohl nicht mehr lange auf einen neuen Job warten: Kay Gätgens (SPD), Ex-Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, soll dem Vernehmen nach neuer Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA werden und damit die Nachfolge von Karen Pein (SPD) antreten, die mittlerweile neue Stadtentwicklungssenatorin ist.

Eine Findungskommission habe sich für den 61-Jährigen entschieden, hieß es. Dem Vorschlag müssen allerdings die zuständige Senatskommission für öffentliche Unternehmen und der IBA-Aufsichtsrat zustimmen, die am heutigen Dienstag tagen. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die Personalie berichtet.

Kay Gätgens als neuer IBA-Chef gehandelt – CDU wittert Klüngelei

Die Hamburger CDU will Klüngelei wittern. „Wenn es sich tatsächlich bestätigt, dass der gut dotierte Posten des IBA-Chefs zur Versorgung eines ehemaligen SPD-Bezirksamtsleiters herhalten muss, ist das ein weiterer Fall von rotem Filz“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Er bezieht sich dabei auf die Gesamtvergütung für die Stelle von jährlich mehr als 170.000 Euro laut Vergütungsbericht 2021.

Zwar hatte die Stadtentwicklungsbehörde den IBA-Führungsposten öffentlich ausgeschrieben und eine Findungskommission eingesetzt, dennoch sieht Thering eine Seilschaft am Werk: „Uns haben Informationen erreicht, dass die Ausschreibung von vornherein nur auf diese eine Person zugeschnitten wurde. Sollte sich das bestätigen, ist die Ausschreibung eine Farce.“ Thering hat dazu eine schriftliche Kleine Anfrage an den rot-grünen Senat gestellt.

Behörde: Stellenausschreibung nicht auf bestimmten Kandidaten zugeschnitten

Die Stadtentwicklungsbehörde wollte sich am Montag auf Abendblatt-Anfrage nicht zu dem kolportierten Ergebnis der Findungskommission äußern, wies aber die CDU-Kritik zurück. Das in der Stellenausschreibung beschriebene Profil entspreche der branchenüblichen Anforderung für Chefposten in der Stadtentwicklung; es ähnele deshalb auch sehr etwa einer Ausschreibung von 2019 für den Geschäftsführungsvorsitz der städtischen HafenCity Hamburg GmbH, „sodass dem Vorwurf, die Anforderungen seien auf einen bestimmten Kandidaten zugeschnitten worden, klar widersprochen wird“.

Es habe ein „extern betreutes qualifiziertes Auswahlverfahren durch eine vom Aufsichtsrat eingesetzte und hochrangig besetzte Findungskommission“ stattgefunden, so die Behörde. Bei dem „im Schwerpunkt auf fachlichen Kriterien basierenden Auswahlverfahren“ seien sämtliche Unterlagen der knapp 60 Bewerberinnen und Bewerber gesichtet, Interviews geführt und eine engere Auswahl mit den besten zehn Kandidatinnen und Kandidaten erstellt worden.

Kay Gätgens ist studierter Stadtplaner und gilt als Wohnungsbauexperte

Der Findungsausschuss habe anschließend fünf Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt; diese seien zu Bewerbungsgesprächen und fachspezifischen Testverfahren eingeladen worden. „Dabei wurde einstimmig eine Bewerbung als am besten geeignet identifiziert“, teilte die Behörde mit.

Kay Gätgens gilt als Wohnungsbauexperte. Er absolvierte eine Lehre als Stahlbetonbauer, studierte Architektur und Stadtplanung in Hamburg und New York City und arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte lang in der Verwaltung, unter anderem als Leiter des Dezernats für Wirtschaft, Bauen und Umwelt.

Für Kay Gätgens’ Wiederwahl gab es keine Mehrheit

Seine Zeit als Leiter des Bezirksamtes in Eimsbüttel war im Januar dieses Jahres zu Ende gegangen, weil die Grünen-Fraktion in der Eimsbütteler Bezirksversammlung eine fertig ausgehandelte Kooperation mit der SPD in letzter Minute doch ablehnte und es somit keine Mehrheit für Gätgens Wiederwahl gab. Seit Januar führt Sonja Böseler, Steuerungsdezernentin und stellvertretende Bezirksamtsleiterin, die Geschäfte kommissarisch.

Die IBA Hamburg war als Projektgesellschaft für die Internationale Bauausstellung von 2006 bis 2013 gegründet worden. Anschließend übernahm die Stadtentwicklungsbehörde die IBA als Projektentwickler, die derzeit unter anderem an Bauvorhaben in Oberbillwerder, Wilhelmsburg und Neugraben-Fischbek beteiligt ist.