Hamburg. Studie zeigt, wie Grundstücks- und Baukosten sich seit 2020 entwickelt haben. Wohnungsverband spricht von einem „Albtraum“.

Die stark steigenden Kosten bereiten der Wohnungswirtschaft, Immobilien-Interessenten und Mietern geichermaßen Sorgen – und mit ihnen auch dem Senat, für den die Stabilisierung der Wohnkosten seit Jahren weit oben auf der Agenda steht.

Nun liegen erstmals seit zwei Jahren wieder neue Daten darüber vor, wie stark die Kosten für Neubau-Wohnungen in Hamburg tatsächlich gestiegen sind. Demnach sind die Grundstückskosten in der Hansestadt vom dritten Quartal 2020 bis zum zweiten Quartal 2022 zwar nur moderat um 7,4 Prozent gestiegen und lagen im Median bei 916,96 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Bei den Herstellungskosten ist es dagegen mit einem Plus von 28,2 Prozent auf im Median 4.017,70 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche „zu einem außergewöhnlich hohen Preisanstieg gekommen“, wie die Stadtentwicklungsbehörde selbst mitteilte.

Wohnungen in Hamburg: Mieten immer teurer

Addiert kostete also die Schaffung von einem Quadratmeter Wohnraum knapp 5000 Euro – das sind 500.000 Euro für eine 100-Quadratmeter-Wohnung. Für 2023 sagt die Studie einen weiteren Anstieg der reinen Herstellungskosten auf knapp 4500 Euro und der Grundstückskosten auf knapp 1000 Euro voraus.

„Der Baubranche setzen derzeit steigende Zinsen, Materialengpässe, Rohstoffknappheit, dramatische Energiepreisanstiege und Fachkräftemangel arg zu. Bauen wird dadurch immer teurer“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). „Doch Hamburg hat in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich die Weichen für eine gerechte und soziale Wohnungsbaupolitik gelegt und setzt diesen Kurs unbeirrt fort. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt es das Ziel, gemeinsam mit unseren Partnern im Bündnis für das Wohnen möglichst viele bezahlbare Wohnungen in Hamburg zu bauen. Wo wir die Rahmenbedingungen selbst gestalten können, tun wir dies weiterhin konsequent.“

Baukosten explodieren: Mit Folgen für Mietpreise

Stapelfeldt scheidet demnächst aus dem Amt, für sie rückt die bisherige IBA-Chefin Karen Pein (SPD) in den Senat auf. Die Stadt gibt solche Gutachten seit 2017 regelmäßig in Auftrag. In das aktuelle Studie flossen 11.200 fertiggestellte Wohnungen mit insgesamt etwa 810.000 Quadratmetern Wohnfläche und einem Investitionsvolumen von rund 3,8 Milliarden Euro ein.

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), reagierte entsetzt auf die neuen Daten: „Die Zahlen sind ein Albtraum. Wo wird diese Kostenspirale nur einmal enden?“ Für reine Baukosten von rund 4000 Euro pro Quadratmeter (ohne Grundstück) sei der Bau bezahlbarer Wohnungen ohne umfangreiche öffentliche Förderung kaum mehr möglich. „Nach unseren Berechnungen durchbrechen die Mieten damit die Schallmauer von 20 Euro pro Quadratmeter“, so Breitner. Das wären 2000 Euro monatlich für eine 100-Quadratmeter-Wohnung – kalt.

Wohnungen in Hamburg: Forderung an Senat

„Selbst in unseren schlimmsten Träumen haben wir uns eine derartige Entwicklung nicht vorstellen können“, so der VNW-Chef, der in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 406 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften vertritt, in deren 686.000 Wohnungen rund 1,5 Millionen Menschen leben.

Seine Forderung: „Die Zahlen sollten dazu führen, dass auch bei Verantwortlichen in Verwaltung und Parlamenten eine realistische Betrachtung der Situation Einzug hält. Wir brauchen eine Atempause bei den Anforderungen an den Wohnungsbau. Weitere Belastungen und zusätzliche Auflagen sind derzeit nicht mehr bezahlbar.“