Hamburg. Präsident Martin Lüdeke sieht die Biberratten bereits als ausgewachsene Plage. Zum Schutz der Nutztiere fordert er wolfsfreie Gebiete.

Martin Lüdeke, Landwirt aus Curslack und Hamburgs Bauernpräsident, bereiten zwei Arten von Tieren derzeit Sorgen: Wölfe und Nutrias. Die einen rücken immer näher an die Vier- und Marschlande heran, werden immer häufiger in den benachbarten Bundesländern gesichtet. Lüdeke fürchtet, dass ein Wolf „auf der Durchreise“ verheerende Schäden anrichten könnte. Nutrias hingegen hätten sich bereits zu einer ausgewachsenen Plage entwickelt, sagt der Präsident des Bauernverbandes.

Die Biberratten „richten immense Schäden im System der Ent- und Bewässerungsgräben an“, sagt er. Dadurch, dass die Nagetiere im Bereich der Gräber Löcher buddeln, lande viel Erde in den Entwässerungssystemen: „Die Kanten sacken ab und die Gräben werden instabil.“

Nutrias könnten nicht mehr effektiv bejagt werden

Nutrias werden inklusive Schwanz bis zu einem Meter lang und bis zu zehn Kilo schwer. Die Nagetiere fressen zudem das Gras weg, das die Landwirte demnächst, „nach drei, vier trockenen Tagen“ für den ersten Schnitt benötigen. Das Gras wird dann zu Silage als Futter für Rinder verarbeitet. Ein weiterer erster Schnitt wird im Juni erfolgen – für Heu als Pferde­futter.

Hamburgs Bauernpräsident Martin Lüdeke ist selbst Rinderwirt.
Hamburgs Bauernpräsident Martin Lüdeke ist selbst Rinderwirt. © Thomas Heyen

Bei den Nagern sei die Chance, diese Probleme zu vermeiden, verpasst worden, betont Lüdeke. „Sie vermehren sich rasend schnell, deshalb können gezielter Fang und Abschuss ihre Ausbreitung nun nicht mehr verhindern. Die Jäger kommen nicht dagegen an. Aus den Nutria-Jungen vom Frühjahr werden im Herbst schon wieder Eltern.“

Bauernverband will "schnelle Lösung" für Wölfe

Der 56-Jährige hofft zudem, dass für Wölfe eine schnelle Lösung gefunden werde. In den Vier- und Marschlanden ist die Weidetierhaltung verbreitet. Im Sommer sind viele Rinder draußen. „In den Vierlanden wurden bereits mehrfach durchziehende Wölfe gesichtet, auch im vergangenen Jahr“, sagt der Rinderhalter. „Taucht so ein Raubtier auf einer Weide auf, würden die Rinder vor Angst über Gräben springen und durch Zäune laufen.“ Was ist, wenn es dann zu einem Verkehrsunfall kommt? „Wer haftet dann? Kommt die Versicherung des betroffenen Landwirts für den Schaden auf?“, fragt Lüdeke.

Der Mix aus dichter Bebauung und Weidetieren habe ein Gefahrenpotenzial, das nicht zu unterschätzen sei. Gerade habe es am Achterschlag in Curslack einen Vorfall mit Hunden gegeben, die Rinder auf einer Weide aufschreckten. Die entflohenen Tiere konnten wieder eingefangen werden ohne das jemand zu Schaden kam.

Bereiche müssten wolfsfrei gehalten werden – auch Jagd

Um zu klären, wie mit Wölfen umgegangen werden soll, sei der Bauernverband im Gespräch mit Politik und Umweltbehörde. In anderen Gegenden gebe es Schutzzäune gegen Wölfe, doch das seien „Hilfskrücken“, meint Lüdeke. Gewisse Bereiche müssten seiner Meinung nach wolfsfrei gehalten werden – „durch gezieltes Monitoring und jagdliche Maßnahmen, also auch Abschüsse“. Zu hoffen, dass der Kelch an einem vorbeigehe, sei zu wenig, betont der 56-Jährige.

Was die nächste Ernte von Weizen, Gerste und Raps angeht, ist Lüdeke optimistisch: Im Herbst vergangenen Jahres seien die Wettervoraussetzungen gut gewesen, deshalb hätten die Hamburger Landwirte überdurchschnittlich viel Weizen, Gerste und Raps ausgesät – und in der Folge weniger Mais im Frühjahr. „Mais wird stets als Letztes in der Jahresfolge angebaut, auf den restlichen Flächen“, erklärt er.

Bislang noch optimistische Aussichten auf gute Ernte

Die Bestände entwickelten sich derzeit gut auf den Marschböden. „Das Wetter war in den vergangenen Monaten gut: Nicht zu heiß und nicht zu nass.“ Für eine optimale Ernte Anfang August dürfe es nun gerne wieder wärmer werden, betont Lüdeke.

„20 bis 22 Grad am Tag und 14 bis 15 Grad in der Nacht sowie gelegentlicher Regen wären optimal.“ Explosionsartige Wärme wie am Muttertag hingegen schade dem Wachstum eher. „Wir haben eine Chance auf eine größere Ernte“, sagt der Bauernpräsident: „Bisher sieht es gut aus.“