Bergedorf. Bergedorf. Mit Hitze zufrieden: Bauernpräsident erkennt „stabiles Erntewetter“. Anderswo wird mit hohen Ertragseinbußen gerechnet.
Während die Landwirte im restlichen Norddeutschland, aber auch in Bundesländern wie Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wegen des trockenen und heißen Wetters mit Ertragseinbußen von teilweise mehr als 30 Prozent unter dem Durchschnitt rechnen, gibt Bauernpräsident Martin Lüdeke aus Curslack für Hamburg Entwarnung und spricht von „stabilem Erntewetter“.
Im Bodengenügend Feuchtigkeit
In Hamburgs grünem Garten, den Vier- und Marschlanden, würden die Bauern nun vom Marschboden profitieren: „In unserem Boden ist genug Feuchtigkeit gespeichert“, sagt Martin Lüdeke. Die Böden sind aber nicht so feucht, dass die Traktoren und anderen schweren Fahrzeuge nicht auf die Felder fahren können. Diese Probleme gab es in den verregneten Sommern 2017 und 2016.
Weitere Hitze kein Problem
Selbst wenn es in den kommenden Wochen nicht regnen sollte, sei das kein Problem, betont der Bauernpräsident. „Dann starten einige Landwirte bestimmt schon im August mit der Maisernte.“ Die wird eigentlich erst im Herbst eingefahren.
Ernte drei Wochen früher
Jetzt wird die Wintergerste geerntet, „drei Wochen früher als üblich“. Auch Raps und Weizen dürften wesentlich früher reif sein als in den Vorjahren. „Wenn das Wetter so bleibt, ist die Ernte in drei Wochen abgeschlossen, in einem Rutsch“, sagt der Bauernpräsident. Dies sei ein großer Vorteil für die Landwirte, die nun „nicht im Hauruck-Verfahren arbeiten müssten“, betont Lüdeke: „Vergangenes Jahr war es ja in der Erntezeit immer nur drei, vier Tage am Stück trocken. Da mussten wir die kurzen Zeitfenster nutzen und haben bis nachts um 1 Uhr gedroschen.“
Zu erntende Bestände unterdurchschnittlich
Der extrem heiße April und Mai hätten das Wachstum stark beschleunigt. 2016 und 2017 sei viel Getreide gewachsen, „aber die Erntebedingungen waren aufgrund des vielen Regens schlecht“, sagt Lüdeke und fügt hinzu: „Nun ist es umgekehrt: Die Erntebedingungen sind gut, aber die zu erntenden Bestände sind unterdurchschnittlich.“ Denn während der Aussaat im Herbst 2017 sei es viel zu nass gewesen.
Plötzlich war es Sommer
„Es hat ständig geregnet – und dann war plötzlich Sommer, aber es gab kein Frühjahr“, sagt Lüdeke. Die Pflanzen hätten ein kurzes Wurzelwerk, könnten nicht genug Wasser und weitere Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen. Auch der Starkregen am Himmelfahrtstag sei kein Problem bei der Ernte: „Er hatte das Landgebiet zum Glück kaum erwischt.“
Wir müssen deutlich mehr gießen
Gemüsegärtner Tobias Haack ist mit dem Wetter ebenfalls zufrieden. Der
46-Jährige baut am Moorfleeter Deich und am Allermöher Deich in Gewächshäusern und unter freiem Himmel etwa bunte Salate, Kräuter, Tomaten und Gurken an. „Den Kulturen tut die viele Sonne gut, auch wenn wir deutlich mehr gießen müssen“, sagt er.
Weniger Ernteausfälle als im vergangenen Jahr
Die gestiegenen Wasserkosten würden aber durch weniger Ernteausfälle ausgeglichen. In den vergangenen zwei Jahren sei viel Gemüse aufgrund der Nässe vergammelt – „oder wir konnten gar nicht pflanzen“, sagt Gärtnermeister Haack. Komplette Felder seien vor einem Jahr nicht bearbeitet worden: „Das war wegen des schlechten Wetters einfach nicht möglich.“
Die Schnittblumengärtner können ebenfalls nicht klagen, berichtet Günter Knoblauch. Er produziert in Gewächshäusern am Curslacker Deich derzeit vor allem Rosen, verkauft sie auf dem Blumengroßmarkt in Hamburg. Natürlich müssten auch die Blumengärtner ihre Pflanzen in höherem Maße bewässern als in „normalen“ Sommern, doch dies würden in der Regel automatische Bewässerungssysteme in den Treibhäusern und mobile Regner im Freiland erledigen.
Mehrkosten für Wasser zu verkraften
Die Mehrkosten durch den gestiegenen Wasserverbrauch seien auch hier zu verkraften, da die Nachfrage nach regionaler Ware hoch sei. Die Gärtner könnten sich derzeit auch über die Weltmarktpreise nicht beschweren. Auch das Geschäft mit Beet- und Balkonpflanzen laufe gut. Einziger Wermutstropfen: „In den Sommerferien sinkt die Nachfrage nach Schnittblumen erfahrungsgemäß, aber das ist ja nichts Neues“, sagt Knoblauch.