Bergedorf. Schützenfest am Zollenspieker, Überraschung in Fünfhausen, und die Lauenburger SV erlebte beim 10:10 in Rahlstedt ein echtes Drama.
Nicht nur in der Oberliga und Landesliga wird attraktiver Amateurfußball geboten. Auch von der Kreisklasse bis zur Bezirksliga tun sich bisweilen spektakuläre Dinge. Selten allerdings in so geballter Form wie dieses Mal.
Torflut in Lauenburg: In der Schlussphase Vier-Tore-Vorsprung verspielt
Beginnen wir unseren Gang durch die Ligen in der Kreisklasse 3. In gehobener Stimmung machten sich die Spieler der Lauenburger SV auf den Weg zum Auswärtsspiel beim Rahlstedter SC V, stand doch danach der gemeinsame Mannschaftsabend an. Grund zum Feiern gibt es bei den Elbestädtern genug, denn Spielertrainer Timo Lenz ist hier ein kleines Fußball-Wunder gelungen.
Nachdem es drei Jahre lang in Lauenburg überhaupt keine Herrenmannschaft gegeben hatte, gründete Lenz 2020 ein neues Team, mit dem er vergangene Saison durch die Kreisklasse B marschierte (18 Siege in 20 Spielen) und nun auch in der Kreisklasse A ungeschlagen ist. Doch gegen das Fußball-Wunder, das jetzt auf ihn und seine Mannschaft wartete, war er machtlos.
„Ein gutes Spiel zwischen zwei Mannschaften“
Mit 10:6 führten die Lauenburger fünf Minuten vor Schluss, vergeigten das aber noch zum 10:10. „So etwas kann man eigentlich nicht erklären“, gab Lenz zu. „Das war so ein typisches Spiel, bei dem man sagt: ,Das kann auch 10:10 ausgehen.’ Nur dass es dieses Mal wirklich 10:10 ausgegangen ist.“ Rahlstedts Coach Michael Paap war nicht nur wegen des Ergebnisses begeistert.
„Das war ein wirklich gutes Spiel zwischen zwei richtig guten Mannschaften“, schwärmte er. Nur 30 Zuschauer verfolgten den historischen Kick. „Die waren aber so begeistert, dass der Verein beiden Mannschaften eine Kiste Bier gespendet hat für das tolle Spiel“, verrät Paap. Der LSV-Mannschaftsabend dürfte danach auf einem guten Weg gewesen sein.
Flugshow beim Glinder Sieg in Fünfhausen
Mit einem Salto feierte Philip Groth, Spieler des Bezirksligisten TSV Glinde, sein Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen den SC Vier- und Marschlande. Es war der Anfang einer faustdicken Überraschung: Am Ende siegten die Stormarner mit 4:1 beim zuvor verlustpunktfreien Tabellenführer.
Vor allem für TSV-Trainer Sören Deutsch war das ein ganz besonderer Erfolg: „Ich habe den Jungs hier vor dem Spiel gesagt, was mir das hier bedeutet. Ich wohne 50 Meter vom Sportplatz weg und der SC Vier- und Marschlande ist mein Heimatverein. Für mich war es wichtig, hier mal zu gewinnen.“
David Toth hatte den SCVM mit 1:0 in Führung gebracht (15.), bevor es dann fünf Minuten später Freistoß für die Gäste gab. „Ein Foul, welches man an dieser Stelle nicht ziehen muss. 35 Meter vor dem Tor, der Gegner mit dem Rücken zugewandt“, monierte Beyer. Philip Groth legte sich den Ball zurecht und schlug ihn scharf auf den zweiten Pfosten. An Freund und Feind vorbei, ging der Ball ins lange Eck (20.).
Eigentor von Laurin Pax führte zum 1:4-Endstand
Als Nick Schieweg dann das 2:1 für Glinde folgen ließ (24.), dämmerte den 125 Zuschauern am Sportplatz in Fünfhausen, dass hier eine Überraschung in der Luft lag. Nach der Pause setzte TSV-Verteidiger Shawn Scheele einen Kopfball auf die Latte (50.), bevor in eine Drangphase des SCVM hinein das 3:1 fiel, das Deutsch als „Glück“ bezeichnete. Ibrahim Özalp legte den Ball für Muhammed Özalp ab, der aus 20 Metern trocken abzog und traf (65.). Ein Eigentor von Laurin Pax zum 1:4-Endstand (88.) besiegelte den gebrauchten Tag der Vier- und Marschländer. „Erfolg tut manchmal gut und manchmal nicht“, kommentierte Beyer den Verlust der Tabellenführung.
Das Schützenfest neben dem Schützenfest
Ein „Wahnsinnsspiel“ sahen etwa 100 Zuschauer in der Kreisliga zwischen dem SC Vier- und Marschlande II und der TSG Bergedorf. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, staunte TSG-Coach Alexander Müller. Während in Ochsenwerder das Schützenfest stattfand, ballerten die beiden Teams am Zollenspieker in Kirchwerder um die Wette. Mit 8:6 siegte die TSG am Ende und bleibt damit in der Tabelle an Spitzenreiter SC Wentorf II dran.
Dabei verkürzte der SCVM II zwischenzeitlich einen 2:6-Rückstand auf 5:7, bevor der TSG-Spieler Peer Fränzel die Hoffnungen der Vierländer glücklich nach einem „Flipperball“ im Fünfmeterraum mit dem 8:5 erstickte (89.). „Von den acht Gegentoren haben wir uns vier selber reingeschossen“, urteilte SCVM-Coach Oliver Wüpper. „Am Ende haben wir aber nur mit zwei Toren Unterschied verloren und man darf nicht alles schlecht reden.“