Glinde. Beim Fußball-Kreisligisten TSV Glinde II spielen fünf Özalps: drei Brüder und zwei Cousins.

Als Ligamanager Frank Kehr im Nebel auf dem Sportplatz des TSV Glinde Yakup Özalp entdeckt, fällt die Begrüßung herzlich aus. „Papa Özalp“, ruft Kehr schon von Weitem. In der zweiten Mannschaft der Stormarner ist „Papa Özalp“ die gute Seele des Teams. Der 31-jährige Verteidiger war es auch, der ein Familienmitglied nach dem anderen zur „Zweiten“ lotste. Inzwischen gehören zum Kader des Fußball-Kreisligisten fünf Özalps: Yakup, Deniz, Ibrahim, Ismail und Muhammed. In unserer Adventskalender-Serie sind sie unser Türchen Nummer fünf.

Ibrahim (25), genannt „Ibo“, Ismail (29) und Muhammed (18) sind Brüder, Yakup und Deniz (30) ihre Cousins. Die Wurzeln der kurdischen Familie liegen im Südosten der Türkei, in der Stadt Batman. Unter diesem Namen stellen die Özalps beim legendären „Ferkelturnier“ des TSV oft ein eigenes Team.

Die Özalps sind eng mit Glinde und dem TSV verbunden. So trainiert Deniz Özalp die G-Junioren des Vereins. Außerdem haben sie in der Stadt den „Kurdisch Europäischen Verein“ gegründet, der sich wohltätigen und sozialen Themen widmet. Nach dem Erdbeben 2011 im osttürkischen Van haben sie beispielsweise auf dem Glinder Stadtfest über 1000 Euro an Spenden gesammelt.

Auf Yakup hören alle

„Man hört ja immer viel von Theater, das es mit ausländischen Spielern gibt. Wenn sich alle so verhalten würden wie die Özalps, gäbe es diese Probleme nicht. Die sind alle super, das muss ich ehrlich so sagen“, lobt Zweite-Herren-Coach Wolfgang Spethmann. Und Co-Trainer Oliver Seemann ergänzt: „Auf Yakup hören alle.“

So war es auch, als es darum ging, „Ibo“ Özalp zum TSV II zu holen. „Mach’ Du das klar“, lautete die Ansage. Denn Ibrahim Özalp ist eigentlich viel zu gut für die Fußball-Kreisliga, spielte davor in der Oberliga beim SC Condor. „Aber nach seinem zweiten Kreuzbandriss wollte er wieder mit seiner Familie spielen“, weiß Bruder Ismail.

Während Yakup, „Ibo“ und Muhammed in dieser Saison fast in jeder Partie beim Tabellensiebten auf dem Feld standen, erholt sich Deniz gerade von einer Verletzung. Ismail hatte vorher nur aus Spaß gekickt, jetzt aber im Verein angefangen, „weil alle hier sind“, wie er sagt.

Lass’ die Leute heil

Wobei „alle“ noch nicht einmal stimmt. „Theoretisch könnten wir Özalps auch allein eine Mannschaft stellen. So viele sind wir“, weiß Muhammed, der aktuell jüngste Özalp im Team. An seiner Pünktlichkeit muss der Youngster allerdings noch arbeiten. „Es kommt häufiger vor, dass Yakup und ,Ibo’ alleine mit dem Auto zum Training kommen, weil es ,Memo’ nicht rechtzeitig von der Wohnung ins Auto geschafft hat. Er muss ,zur Strafe’ dann zu Fuß gehen“, schmunzelt Co-Trainer Seemann.

Dass Manager Kehr Yakup Özalp „Papa“ nennt, kommt übrigens nicht von ungefähr. „Den kannst du nachts um drei anrufen, und der holt dich ab“, weiß Coach Spethmann. Wenn Teamkollegen am Wochenende unterwegs sind, kommt das häufiger vor.

Nur auf dem Platz ist mit dem 31-Jährigen nicht gut Kirschen essen. „Yakup, lass’ die Leute heil“, müssen ihn die Übungsleiter vor den Abschlussspielen im Training häufiger erinnern. Und auch bei den Gegenspielern hat es sich schon herumgesprochen, „dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte, wenn man heil nach Hause kommen will“, erzählt Deniz Özalp.