Hamburg. Die Parzellen-Projekte im Landgebiet beenden eine erfolgreiche Saison. Ein Überblick, wo nächstes Jahr wieder gegärtnert werden kann.
Ein Bündel roter Löwenzahn, würziger Asiasalat und ein paar Stiele Mangold: Noch einmal kommt bei Cornelia Brühl, Markus Walkusch-Eylandt und Alina Sannmann in Sannmanns Biogärten das scharfe Messer zum Einsatz. Dann aber ist der Acker hinter der Kirche St. Pankratius in Ochsenwerder ratzekahl abgeerntet.
Am vergangenen Wochenende, 12. und 13. November, ging die Saison dort zu Ende. „Zum Abschlussfest in den Gärten standen viele der Hobbygärterinnen und -gärtner am Lagerfeuer und fachsimpelten bei einem Glas heißen Punsch“, berichtet Cornelia Brühl, die als Gartenberaterin während der Saison die Mieterinnen und Mieter auf dem Acker betreut und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Parzellen-Projekte im Landgebiet weniger gefragt als in den Vorjahren
Das Fazit der achten Saison in Sannmanns Biogärten fällt positiv aus: Die Ernte sei trotz der Hitzeperiode im Sommer reichhaltig und vielfältig gewesen. „Vor allem die mediterranen Gemüse wie Auberginen, Tomaten, Melonen und Paprika profitierten von der Hitze“, sagt Cornelia Brühl. Der unerwartet warme Oktober gab dann den Wintergemüsen einen zusätzlichen Schub.
Allerdings waren die Parzellen in diesem Jahr nicht mehr so gefragt wie noch in den beiden Corona-Sommern zuvor. „Da mussten wir nicht mal Werbung machen und waren restlos ausgebucht“, erinnert sich Alina Sannmann, die die Demeter Gärtnerei Sannmann führt. In dieser Saison waren gut 80 Prozent der insgesamt 100 Parzellen belegt. Man habe das Gefühl gehabt, dass die Menschen in diesem Jahr wieder verreisen wollten: „Und wenn sie sich dann im Sommer drei Wochen lang nicht um ihre Parzelle kümmern können, entscheiden sich sich auch schon mal dagegen“, erklärt Cornelia Brühl.
Eine gute Lösung sei in dem Fall, sich eine Parzelle zu teilen, schlägt Alina Sannmann vor. Das würden bereits einige Parzellen-Gärtner so machen, die gemeinsam mit zwei Paaren, Freunden oder Familieneine Parzelle beackern und sich so auch in Abwesenheit der anderen darum kümmern können.
Gemüse im Wert von bis zu 700 Euro geerntet
„Für viele unserer Mieter hat in diesem Jahr vor allem eine Rolle gespielt, dass sie ihr eigenes Biogemüse pflegen und ernten konnten und so der starken Verteuerung entgegen wirken konnten“, sagt Alina Sannmann. „Die Ernte fiel sehr reichhaltig aus. Wir haben Mieter, die sehr genau Buch darüber führen, wie viel sie ernten. In der Regel erwirtschaftet man mit einer Parzelle Biogemüse in Demeter-Qualität im Wert von 650 bis 700 Euro“, erklärt die Gärtnerei-Chefin. Kurz vor Weihnachten könnte eine Parzelle für 2023 daher auch ein ideales Geschenk sein, meint Alina Sannmann.
Denn die Vorbereitungen für die nächste Saison laufen längst auf Hochtouren. „Der Anbauplan steht, und Jungpflanzen und Saatgut sind bestellt“, sagt Cornelia Brühl. „Unser ausdrückliches Ziel ist, dass alle erfolgreich und ertragreich gärtnern, egal ob Anfänger oder „alter Hase“, so die Gartenberaterin. Wie in den Vorjahren wird es daher wieder eine Grundbepflanzung geben, darüber hinaus stehen freie Beete zur Verfügung, die jeder Mieter selbst gestalten kann. Dafür gibt es ein breites Angebot an Demeter-Jungpflanzen und Saatgut.
Insgesamt wird es so mehr als 15 Sorten Gemüse, Blumen, Kräuter und Salate geben. Die Preise konnten trotz der allgemeinen Verteuerung weitestgehend stabil gehalten werden. Wieder stehen 100 Parzellen zur Verfügung, eine ganze Parzelle mit 45 Quadratmetern kostet 299 Euro, eine halbe Parzelle mit 22,5 Quadratmetern 189 Euro. Internet: www.sannmanns-biogaerten.de.
Axels Gemüsegärten sollen um kleinen Hofladen wachsen
Auch bei Axels Gemüsegärten am Ochsenwerder Elbdeich ist eine erfolgreiche Saison zu Ende gegangen: „Nicht nur für uns, sondern auch für unsere Pächterinnen und Pächter“, sagt Imke Sannmann, die das Parzellen-Projekt ihres Schwiegervaters administrativ betreut. Dank der Notbewässerung mit den Regnern, die Gemüsegärtner Axel Sannmann in der großen Hitze immer frühmorgens und spätabends aufstellte, konnten alle Pflanzen erfolgreich durch den Sommer gebracht werden, und alle Parzellen-Mieter erhielten eine reiche Ernte, berichtet Imke Sannmann. Vor allem bei Gurken und Zucchini habe es eine üppige Ernte gegeben. „Und da in dieser Saison nicht nur Gemüse, sondern auch Schnittblumen angebaut wurden, hatten wir herrlich bunte Parzellen“, sagt Imke Sannmann.
Insgesamt waren 26 Parzellen verpachtet und der Acker damit zu fast 90 Prozent belegt. Die ersten Anmeldungen für 2023 trudelten bereits im Sommer ein, sodass es bisher bereits 20 Anmeldungen gibt, sich aber noch nicht alle ‚Stammkunden‘ zurückgemeldet hätten, erklärt Imke Sannmann. „Sollten es noch mehr werden, werden wir noch eine weitere Fläche, hinter dem Treibhaus, für die Gärten freigeben und könnten damit noch mal etwa 40 Parzellen anbieten“, sagt sie. Die Preise liegen dann zwischen bei 149 Euro für eine kleine Parzelle von ca. 28 Quadratmetern, 209 Euro für eine mittlere Parzelle (ca. 42 qm) und 279 Euro für eine große Parzelle (ca. 56 qm).
Beim Mitmachgartenbau geht es auf jeden Fall weiter
Und auch ein paar neue Ideen hat die Familie Sannmann für die nächste Saison: „Wir werden in Zusammenarbeit mit einer großen Marke einen eigenen Saatgutaufsteller anbieten, sodass Interessierte direkt vor Ort ihr Saatgut kaufen oder sich die Jungpflanzen von Axel vorziehen lassen können“, verrät Imke Sannmann. Im Eingangsbereich des Hofes soll zudem ein kleiner Hofladen entstehen, wo auch das Gemüse der Gärtnerei angeboten wird sowie SUP-Boards und Fahrräder verliehen werden sollen.
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Ob es in ihrem Mitmachgartenbau am Warwischer Hauptdeich im kommenden Jahr wieder Dauerkarten geben wird oder sie ihre kleine Gärtnerei auch wieder für spontane Besuche zur Selbsternte öffnet, hat Jantje Schumacher noch nicht entschieden. Nachdem ihr Acker im ersten Corona-Sommer 2020 von Menschen derart überrannt wurde, die in der Pandemie ein Ausflugsziel suchten, hatte sie sich dazu entschlossen, die Besucheranzahl zu limitieren. „Das hat sich ganz gut bewährt“, sagt sie. Jeder der Stammkunden weiß, was er soll und was er darf und wie das Ganze funktioniert. Für das nächste Jahr gebe es schon reichlich Reservierungen. „Aber den Mitmachgartenbau wieder für alle zu öffnen, ist eben die ursprüngliche Idee“, sagt Jantje Schumacher. Sie werde daher erst im neuen Jahr entscheiden, wie es in 2023 im Mitmachgartenbau laufen wird. „Weiter geht es auf alle Fälle“, sagt Jantje Schumacher.
Weitere Anbieter in den Vier- und Marschlanden: Erlebnisgarten Hamburg (Kirchwerder Marschbahndamm 289), Internet: https://erlebnisgarten-hamburg.de; Ackerhelden (In der Weide 8), Internet: https://ackerhelden.de.