Hamburg. Nach 150 Jahren ist Schluss. Der Gesangsverein aus Ochsenwerder löst sich auf und verabschiedet sich mit zwei Konzerten.
Für den 1872 gegründeten Gesangverein Germania Ochsenwerder wird es einer der letzten Auftritte sein, denn der Chor wird sich zum Jahresende auflösen: Am Sonntag, 4. September, gibt er in der Kirche St. Pankratius zu Ochsenwerder sein vorletztes Konzert – für einen guten Zweck.
Der Germania-Chor umfasst 19 Sänger, ihr Durchschnittsalter liegt bei „über 80“, sagt Chorleiter Peter Kröger (82). Die Zahl der Sänger sei über die Jahrzehnte kontinuierlich geschrumpft. Viele seien gestorben, aber kaum neue hinzugekommen. „Das ist ein großer Substanzverlust“, sagt Kröger und fügt hinzu: „Aber das sieht bei anderen Traditionschören leider nicht anders aus.“
Männerchor Germania „hat seine Zeit gehabt“
Der traditionsverpflichtete Germania-Chor „hat seine Zeit gehabt“, betont der Dirigent. Der Gesangverein sei über die Jahrzehnte geschult und pflege sein Repertoire, habe es aber versäumt, musikalisch neue Richtungen einzuschlagen und dadurch neue, junge Sänger zu locken. „Die werden von anderen Chören angezogen, die etwa Gospel singen.“
In seiner Spitzenzeit, in den 80er- und frühen 90er-Jahren, zählte Germania mehr als 50 Sänger, berichtet Kröger. Als er als Leiter des Männerchores 1997 begann, habe er „noch mehr als 40 Sänger“ dirigiert. Kröger wurde Chorleiter nachdem sein Vorgänger, Dr. Uwe Kraemer, an Krebs gestorben war. „Kraemer hatte den Chor wiederum in den frühen 60er-Jahren übernommen“, sagt der 82-Jährige.
Vorletztes Konzert mit stimmreicher Unterstützung drei anderer Chöre
Der Männerchor, der den Konzertabend organisiert, wird scherzhafte Lieder, aber auch Werke aus Romantik und Klassik singen. Drei Gastchöre verstärken das Benefizkonzert: Der gemischte Chor Harmonia Ochsenwerder, der 1873, also nur ein Jahr nach Germania gegründet worden ist, unter Leitung von Michael Georgi will aktuelle Hits, Schlager und Popsongs anstimmen.
Der Gesangverein Harmonie Kirchwerder-Sande, „Baujahr“ 1895, ebenfalls unter Leitung von Georgi, hat unter anderem Shantys im Repertoire. Der Männerchor Steinbek-Havighorst von 1877 (Leitung: Sabine Ludanek) wird plattdeutsche und moderne englischsprachige Titel zum Besten geben.
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Das Konzert am Alten Kirchdeich 8 beginnt um 19 Uhr. Am Ausgang wird um eine Spende für die Menschen in der Ukraine gebeten.
Letzter Auftritt beim Sommerfest der Chormusik
Der letzte Auftritt der Germania-Sänger soll bereits 14 Tage nach dem Konzert in Ochsenwerder sein: Sie singen am Sonntag, 18. September, 15 Uhr, beim „Sommerfest der Chormusik“ neben vier weiteren Chören aus den Vier- und Marschlanden in der Neuengammer Kirche an der Feldstegel. Ein Solokonzert ohne weitere Chöre wird es vor der Auflösung nicht mehr geben, betont Kröger: „Zwar haben wir genug Lieder im Repertoire und die Sänger sind auch mit viel Eifer dabei, aber es wäre für sie zu kraftraubend. Schon langes Stehen ist einigen von ihnen nicht mehr zuzumuten.“
Kröger leitet inzwischen nur noch den Germania-Gesangverein. Nach dessen Auflösung will er keinen anderen Chor leiten. „Ich bin selbst nicht mehr der Jüngste und mache Schluss damit.“