Hamburg. Der Sechstklässler aus Neuallermöhe weiß, dass er „recht schlau und talentiert“ ist. Aber das ist nicht alles, was ihn auszeichnet.

Es klingt etwas schräg, aber ein solcher Satz ist für den Sechstklässler tatsächlich typisch: „Es ist unglaublich, dass ich mit meinen erst 13 Jahren so viel Engagement für meine Klasse habe und meine Pflichten erfüllen kann“, meint Ayush Kapoor. Er besucht die Gretel-Bergmann-Schule in Neuallermöhe und wurde jüngst zu „Hamburgs Klassensprecher des Jahres“ gewählt.

„Er führt sein Amt vorbildlich und mit großer Ernsthaftigkeit aus“, lobte Dr. Sabine Bamberger-Stemmann, die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung, die den in Hamburg erstmaligen Wettbewerb gemeinsam mit der Schülerkammer und dem Landesinstitut für politische Bildung ausgelobt hatte. Eine Trophäe und ein Laptop sind dem Jungen nun gewiss. Was aber ist das für ein Typ?

Hamburgs Klassensprecher des Jahres setzt sich gegen Mobbing und Rassismus ein

In seiner Bewerbung, zu der ihn seine Lehrerin ermuntert hatte, schrieb er: „Ich erkenne schwierige Situationen zwischen Mitschülern und versuche, Streitereien zu schlichten. Hierbei ist es besonders wichtig, fair zu sein.“

Er habe zum Beispiel dafür gesorgt, dass sich zwei Mädchen aus der Klasse nach einer Beleidigung entschuldigt und wieder vertragen haben. Außerdem setze er sich gegen Mobbing und Rassismus ein und bitte schon mal auf einer Klassenkonferenzen darum, dass die Fachlehrer langsamer erklären.

Das allerdings gilt nicht unbedingt für ihn, denn „ich werde von meinen 22 Klassenkameraden und -kameradinnen sehr oft um Hilfe gebeten“, sagt Ayush Kapoor, der lediglich in Sport eine Zwei auf dem Zeugnis stehen hat.

Ein Streber? „Ja, aber ein sehr cooler“, meint der 13-Jährige

Ob er ein Streber ist? „Ja, aber ein sehr cooler“, meint der 13-Jährige: „Ich bin schon recht schlau und sehr talentiert, aber ich lasse nicht abschreiben, sondern erkläre den Stoff, werfe also einen Anker und will Fortschritte sehen.“

Das gelte auch für Gruppenprozesse, sagt er und denkt an die Motto-Tage der Stadtteilschule: „Einmal hatten wir eine Flüsterpause, wo es echt wesentlich leiser war. Ein anderer Tag galt dem Respekt, da haben wir freundlich gelächelt und anderen die Tür aufgehalten.“

Sehr stolz sind nicht nur seine Schwester Antika, eine 22-jährige Finanzberaterin, sondern auch die Eltern Shailja und Anil Kapoor, die 1995 aus Indiens Hauptstadt Neu-Delhi nach Deutschland kamen, in Neuallermöhe ein Reihenhaus bezogen: „Wir haben hier viel Familie“, sagt der Taxifahrer, der die Verwandten fast jeden Sonntag im hinduistischen Tempel in Rothenburgsort trifft.

Ayush kennt sämtliche HVV-Fahrpläne und Streckenführungen

Da fährt die Familie am liebsten mit Bus und Bahn hin – und macht damit dem 13-Jährigen eine große Freude. Denn seit vielen Jahren füllt er Ordner mit selbst gezeichneten Streckenführungen, schaut Videos von Busfahrten und studiert die HVV-Fahrpläne. „Er ist quasi eine lebende HVV-App, kennt auch sämtliche Baustellen und Umleitungen“, sagt die Familie lächelnd.

Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Ayush Kapoor später mal Lokführer bei der Hochbahn werden will, „vielleicht auch Liniengestalter für neue Zugstrecken“, meint der 13-Jährige, der sich freut, wenn im Dezember 2023 das Hamburger S-Bahnnetz umgebaut wird.