Hamburg. Vier engagierte Projekte haben den Preis gewonnen. Ihre Auszeichnung erhalten die 73 beteiligten Schülerinnen und Schüler am 8. Mai.
Sie nahmen die rassistischen Mordanschläge der jüngsten Vergangenheit zum Anlass für aufrüttelnde Theaterszenen, sie nutzen ihre demokratischen Rechte, um gegen die Abschiebung einer Mitschülerin zu protestieren, sie thematisierten die Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger anhand des Schicksals einer jungen Jüdin und einer Holocaust-Überlebenden – in vier Projekten engagierten sich 73 Hamburger Schülerinnen und Schüler gegen Unrecht und menschenverachtendes Handeln in Vergangenheit und Gegenwart und wurden dafür mit dem Bertini-Preis 2021 ausgezeichnet.
Der Name des Preises geht zurück auf den Roman „Die Bertinis“ von Ralph Giordano. Der Hamburger, Sohn einer Jüdin, hatte hier das Schicksal seiner Familie und das Verhalten der Mitbürger während der NS-Diktatur geschildert. Es handelt von Ausgrenzung, Verfolgung und Erniedrigung, von Menschen, die wegschauten oder das Unrecht unterstützten.
Schule Hamburg: Vier Projekte ausgezeichnet
Doch der Roman würdigt auch die Menschen, die Zivilcourage zeigten und verfolgten Mitbürgern halfen. Daran anknüpfend, prämiert der von dem Hamburger Pädagogen Michael Magunna initiierte Bertini-Preis Projekte von Jugendlichen, die die Spuren des vergangenen Unrechts sichtbar machen und sich couragiert gegen Ausgrenzung und Gewalt wenden.
Die Förderer |
Absalom-Stiftung der Freimaurer; Arbeiter-Samariter-Bund; Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration; Behörde für Schule und Berufsbildung; BürgerStiftung Hamburg; Ernst Deutsch Theater; Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme; GEW Landesverband Hamburg; Hamburger Abendblatt; Hamburger Volksbank; Howard und Gabriele Kroch Stiftung; Ida Ehre Kulturverein; Johannisloge St. Georg Zur grünenden Fichte; Johannisloge Zu den drei Rosen; Kirchenkreis Hamburg-Ost; Landesjugendring Hamburg e.V.; Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg; Norddeutscher Rundfunk; Stiftung der Wohnungsbaugenossenschaft von 1904; Studierendenwerk Hamburg; Ver.di Hamburg; Michael Batz; Hans-Juergen Fink; Knut Fleckenstein; Uwe Franke; Karlheinz Goetsch; Michael Magunna; Helfried Schulke; Ulrich Vieluf; Heidrun Zierahn; Axel Zwingenberger sowie die SchülerInnenkammer, die Elternkammer und die Lehrerkammer Hamburg. Ehrenvorsitzender Bertini-Preis e.V.: Ralph Giordano (*1923, †2014) |
Zum 24. Mal wäre die mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am heutigen 27. Januar, dem internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, feierlich überreicht worden. Von 17 Bewerbungen hatte die Jury des Vereins Bertini-Preis zuvor die vier besten Projekte ausgewählt. Doch wegen der Pandemie wurde die Preisverleihung im Ernst-Deutsch-Theater auf den 8. Mai verschoben.
Bertini-Preis hat während Pandemie besondere Bedeutung
„Gerade in dieser Zeit, in der wir so viele Einschränkungen erfahren, hat der Bertini-Preis eine besondere Bedeutung, ist es für junge Menschen wichtig zu erleben, dass sie ein Zeichen für das Miteinander in unserer Stadtgesellschaft setzen können, dass ihre Projekte und ihr Engagement wirksam sind und wahrgenommen werden“, sagt Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters und eine der Förderer des Preises.
- Kampagne gegen Abschiebung: „Wir geben euch nicht ab“
- Dieser Theaterkurs spielt Szenen von Terroranschlägen nach
- Projekt gegen das Vergessen – Erinnerung an Ilse Löwenstein
- Leben nach dem Holocaust – ein Film über Marione Ingram
Die Würdigung geht an engagierte Jugendliche aus vier Schulen: an Fünftklässler der Nelson-Mandela-Schule, die sich gegen die Abschiebung ihrer Mitschülerin starkmachten. An den Theaterkurs des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, der sich in aufwühlenden Szenen mit den Opfern rechter Terroranschläge befasste.
Die Preisträger |
Ilse-Löwenstein- Stadtteilschule Tarek Ait Abdelmalik, Alicia Maria Cachinero, Carla Martina Daniel, Wahida Deraaz, Tyron Egounlty, Marie Sophie Griemsehl, Liv Ohana Emilia Hellwich, Alina Darleen Hermann, Atena Karimi, Zayana Chakira Mielke,Kenji Henryk Ohira, Olivia Olejarz,Victoria Olejarz, Sara Ramos Gomez und Julius Jacobsen. Friedrich-Ebert- Gymnasium Lintaro Simmel, Milena Edelburg, Erik Filimonov, Helin Kaya, Sarah Morabet, Flora Petrarolo, Aleyna Simsek, Lena Schimmelmann, Minciye Ertugrul, Felix Tausch, Wilm Fippinger, Hanna Sollböhmer, Ewa Michalak, Krishan Sehgal, Efe Özüm, Emmanuel Sebe, Szymon Szymanczyk, Gideon Kurzok, Hugo Dunkel, Sibel Can, Jamil Neumann, Jamila Ahima, Samra Becevic, Mustafa Kocatürk, Yasin Sylla und Wiktoria Borowiec. Alexander-von- Humboldt-Gymnasium Jeff Bornholdt, Albion Ferizaj, Beatrice Konsulova, Annika Körber, Luca Leon Küsel, Janna Viktoria Legat, Felix Maaß, Laura Maaß, Ibrahim Mahmood, Paula Grace Meyenburg, Macie Nawabi, Pedro Filipe Pereira de Deus, Lars Henrik Petermann, Ole Schroeder, Delia Marie Schulz, Basset Sharifi und Sadat Wienold. Nelson-Mandela-Schule Michael Afriyie, Zinat Golsum Aliyar, Isai Ameti, Nilay Alisha Arman, Ebutalha Babacan, Yusuf Baydur, Asmin Tuana Cellik, Sofian Dorghame, Hicri Efe Ekli, Agnesa Gashi, Erol Aras Güven, Abdul Kerim Kabal, Abdul Kerim Muriqi, Ersun Sadic, Hamza Sertkaya, Yunus Malik Seymen, Naomi Sichone, Ahmet Hakan Simsek, Hivanur Taskin, Kadir Yaman, Mehmet Yesilova, Muhamet-Hebun Yildirim, Sasia El |
An die Theatergruppe des Friedrich-Ebert-Gymnasiums, die die Chance nutzte, mit einer Zeitzeugin, der in die USA emigrierten Jüdin Marione Ingram zu sprechen und ihr Leben in einem Film festzuhalten. Und an die jungen Schülerinnen und Schüler der Ilse-Löwenstein-Schule, die ihre Mitschüler zum Gedenken an die jüdische Namensgeberin der Schule zu besonderer Erinnerungsarbeit herausforderten.