Moorfleet. Will ein Schwertransport auf der A1-Brücke über die Elbe fahren, müssen andere Lkw- und Autofahrer warten. Das ist der Grund.

Autofahrer, die spät am Abend in Hamburg auf der Autobahn 1 unterwegs sind und über die Norderelbbrücke fahren wollen, müssen damit rechnen, dass die Brücke plötzlich gesperrt wird. Denn das Bauwerk ist inzwischen so marode, dass es die notwendigen Anforderungen an die Tragfähigkeit nicht mehr erfüllt. Konkret bedeutet dies, will ein Schwertransport über die Norderelbbrücke fahren, müssen alle anderen Verkehrsteilnehmer warten – manchmal auch dann, wenn sie im Gegenverkehr unterwegs sind.

„Sofern Großraum- und Schwertransporte die Norderelbbrücke passieren, unterliegen diese Fahrten – zum Schutz des Bauwerks – in der Regel Auflagen. Diese richten sich grundsätzlich nach den Maßen und Gewichten des Transports“, sagt Joscha Ahlers von der Polizei Hamburg und fügt hinzu: „Unter Einhaltung der Vorgaben dürfen Transportunternehmen die entsprechenden Sperrungen eigenständig und damit ohne Polizeibegleitung durchführen. Die Polizei habe grundsätzlich bereits im Vorfeld Kenntnis von diesen Transporten. Zudem müsse sich der Transportführer vor der Überfahrt der Brücke bei der Polizei telefonisch melden.

A1-Brücke: Schwertransporte dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren

Aufgrund des Zustands der Norderelbbrücke werde in der Regel „die gesamte Brücke und damit auch die Gegenfahrtrichtung für den Verkehr gesperrt“, berichtet Ahlers. „Eine Zeitvorgabe zum Ausschwingen der Brücke – bis diese für den Individualverkehr wieder freigegeben werden kann – muss nach der Überfahrt eingehalten werden. Zudem darf die Brücke maximal in Schrittgeschwindigkeit passiert werden“, teilt der Sprecher der Polizei mit.

„Die Sperrung für eine Überfahrt eines einzelnen Transports dauert etwa 15 Minuten. Sollten mehrere Transporte die Brücke überfahren wollen, so wird zwischen den Überfahrten die Sperrung kurzzeitig für den Individualverkehr aufgehoben. Um die Beeinträchtigung anderer Verkehrsteilnehmenden noch weiter zu minimieren, dürfen die Transporte regelhaft nur in einem nächtlichen Zeitfenster durchgeführt werden.“

Grund für die Zunahme ist auch der vermehrte Transport von Windkraftanlagen

Christian Merl, Sprecher der Autobahn GmbH, bestätigt: Schwertransporte mit deutlich höheren Achslasten und Gesamtmasse als üblicher Lkw-Verkehr seien nur während der verkehrsarmen Zeit zwischen 22 Uhr und 6 Uhr erlaubt. Die Zahl der Schwertransporte sei massiv gestiegen und die Transporte seien erheblich schwerer geworden, berichtet Merl. Das käme „unter anderem durch den vermehrten Transport von Windkraftanlagen im Rahmen der eingeleiteten Energiewende“.

„Die Sperrung des Gegenverkehrs ist ausschließlich bei besonders schweren Transporten erforderlich, wie beispielsweise großen Transformatoren oder Schiffsschrauben“, sagt Merl. In manchen Nächten würden bis zu fünf Großraum- und Schwertransporte durchgeführt, „für die eine Sperrung für Gegenverkehr inklusive einer statisch begründeten Nachschwingphase von fünf Minuten erforderlich ist“, sagt Merl und fügt hinzu: „Zur Reduzierung der Sperrzeit werden nach vorheriger Anmeldung die Großraum- und Schwertransporte so koordiniert, dass innerhalb einer Sperrung mehrere Großraum- und Schwertransporte nacheinander die Norderelbbrücke überqueren.“

Mit Neubau der Norderelbbrücke soll 2025 begonnen werden

Die 1963 errichtete Norderelbbrücke, die die Autobahn 1 kurz hinter dem Dreieck Südost in westliche Richtung führt, soll im Zuge des Ausbaus der A1 von sechs auf acht Hauptfahrstreifen abgerissen und erneuert werden. Auch die bestehende Süderelbbrücke soll weichen. Zwar wird die neue Norderelbbrücke wohl erst 2031 fertig sein, doch die Sondierungsarbeiten haben bereits vor vier Jahren begonnen. Die Planer gehen davon aus, dass mit den Bauarbeiten 2025 begonnen wird. Mit dem Neubau der Süderelbbrücke soll sechs Monate vor dem Bau der Norderelbbrücke begonnen werden.

Grundsätzlich müsse für jeden Transport, der die üblichen Maße und Gewichte überschreitet, individuell geprüft werden, ob und wie entsprechende Bauwerke und Straßen/Straßenteile überfahren werden können, betont Polizei-Sprecher Ahlers. „Generell gilt: Je höher die Ausmaße des Transports sind, desto umfangreicher fallen die Auflagen aus.“ Es käme regelmäßig dazu, dass Großraum- und Schwertransporte einige Straßen und Bauwerke nicht überfahren dürfen.

Norderelbbrücke trägt beide Fahrtrichtungen gleichzeitig

Ahlers: „Somit kann nicht der kürzeste Weg zu ihrem Ziel genommen werden, sondern müssen oftmals größere Umwege gefahren werden.“ So seien beispielsweise – außerhalb des Autobahnnetzes – die Köhlbrandbrücke und die Brückenbauwerke der Finkenwerder Straße/Finkenwerder Ring für Großraum- und Schwertransporte tabu.

In Hamburg seien im Autobahnnetz nur für die Norderelbbrücke derartige Auflagen notwendig, berichtet Merl, „,weil dieses Bauwerk beide Fahrtrichtungen gleichzeitig trägt. Anders verhält es sich bei den Süderelbbrücken, bei denen zwei parallel stehende Bauwerke, je Fahrtrichtung ein Bauwerk, errichtet wurden“.