Moorfleet. Areal am Moorfleeter Deich könnte ab 2025 zum maritimen Quartier werden – samt Wohnen am Wasser, Gewerbe und Hotel. Was geplant ist.
Einst war der Holzhafen zwischen Moorfleeter Deich und der Elbinsel Kaltehofe ein beliebtes Wassersportrevier: An den langen Holzstegen war noch bis vor gut 20 Jahren kaum ein Liegeplatz frei. Mehr als 100 Jachten und Sportboote machten dort in der Saison fest. Heute sind davon nur noch wenige Boote und noch weniger Stege geblieben. Denn der Holzhafen ist für den Wassersport schon lange unattraktiv geworden. Nur noch ein winziges Zeitfenster bleibt beim Tidewechsel, in dem es genug Wassertiefe gibt, um in dem Areal mit einem Boot unterwegs sein zu können. Bei Niedrigwasser fällt der Holzhafen so gut wie trocken – was dann bleibt ist eine einzige Schlickwüste.
Eine Ausbaggerung des Areals könnte die Lösung sein, meint auch die Bergedorfer Lokalpolitik, die im Sommer 2021 in der Bezirksversammlung einen entsprechenden Antrag auf den Weg brachte. Dazu hatte Stadtplaner Axel Schneede nun positive Nachrichten zu vermelden: Demnach könnte der Holzhafen in etwa zwei Jahren ausgebaggert werden – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem belebten maritimen Quartier.
Bürgerschaft soll noch dieses Jahr die Finanzierung sichern
Um die Finanzierung der Ausbaggerung zu sichern, ist allerdings ein Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft Voraussetzung. Ein Antrag werde derzeit bei der Hamburg Port Authority (HPA) erarbeitet, der noch in diesem Jahr beschlossen werden könnte, so Stadtplaner Schneede. Danach könnte es in die Detailplanung gehen, sodass eine Ausbaggerung im Jahr 2025 realistisch wäre.
In enger Abstimmung mit HPA und Bezirksamt sollen bei der Planung die Anlieger und Vereine am Holzhafenufer beteiligt werden, betonte Axel Schneede. Denn im Zuge der Baggerarbeiten wäre eine zwischenzeitliche Räumung des Holzhafens erforderlich, bei der die HPA auf die Unterstützung der Anlieger angewiesen wäre.
Ausbaggerung ein entscheidender Schritt zum „Blauen Moorfleet“
Die Ausbaggerung wäre eine der Voraussetzungen für die Entwicklung Stadtteils in Richtung „Blaues Moorfleet“. Diese Zukunftsperspektive war in einer Stadtwerkstatt mit Bürgerinnen und Bürgern aus Moorfleet sowie Vertretern von Politik, Behörden und Wirtschaft entwickelt und als favorisierte Variante benannt worden.
Ein belebter Holzhafen mit Hausbooten, Wohnen und Gewerbe am Ufer ist prägendes Element dieser Variante. Auch ein Hotel könnte entstehen. Anfang März wurde bereits von Senat und Bezirksamt verkündet, dass auch die „Mundhalle“, eine kreative Genossenschaft aus Künstlern und Handwerkern, dort angesiedelt werden soll.
„Es freut uns wirklich sehr, dass eine Ausbaggerung in greifbarer Nähe scheint“, stellt Stephan Meyns (FDP) fest. Und auch Ernst Heilmann (Die Linke) begrüßt eine mögliche Ausbaggerung als „grundgute Botschaft“ und Voraussetzung für eine Gesamtentwicklung des blauen Quartiers. Um eine behutsame Entwicklung Moorfleets voranzutreiben, hatte die Lokalpolitik die Bergedorfer Verwaltung im vergangenen Sommer damit beauftragt, notwendige Prüfungen durchzuführen und mit verantwortlichen Behörden in Kontakt zu treten.
Verbindungsstraße durch die Moorfleeter Wanne?
Demnach ist eine Verdichtung der Bebauung am Moorfleeter Kirchenweg allerdings ausgeschlossen. Eine weitere Flächenausweisung in der Umgebung des Denkmalensembles von St. Nikolai ist aus Sicht des Denkmalschutzamtes nicht vertretbar, um den Blick auf die Kirche freizuhalten und die Beetstruktur zu bewahren. Das Bezirksamt sieht den Prüfauftrag damit als erledigt an und wird eine Bebauung am Moorfleeter Kirchenweg nicht weiter verfolgen.
Was hingegen weiter verfolgt wird, ist eine mögliche Verbindungsstraße zwischen Andreas-Meyer-Straße und Sandwisch. Auf Grundlage einer Verkehrsuntersuchung soll entschieden werden, ob der Bau einer Querverbindung durch die Moorfleeter Wanne tatsächlich zur Entlastung von Moorfleets Straßen beitragen würde. Die Finanzierung einer solchen Untersuchung ist gesichert, bisher wurde aber noch kein verfügbares Planungsbüro gefunden, um sie durchzuführen, erklärt Baudezernent Lars Rosinski.
Nicht nur Beschwerden über Schwerlastverkehr auf den Straßen
Die Vergabe der Untersuchung befinde sich in Vorbereitung, sodass mit Ergebnissen in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen ist, erklärt Axel Schneede, der in dem Zug auch ein Missverständnis aufklärte: Egal ob Bau einer Verbindungsstraße oder nicht – eine Wohnbebauung werde es an der Straße nicht geben, erklärte der Stadtplaner.
Während Jörg Froh (CDU) die angedachte Verbindungsstraße für „wirklich erforderlich“ hält, um auch den den Schwerlastverkehr aus dem Dorf rauszukriegen, betonte Ernst Heilmann, dass in der Stadtwerkstatt ein „Zerschneiden“ der Moorfleeter Wanne hoch umstritten war. Er hält eine solche Straße ohnehin für obsolet, wenn eine Firma, die vermutlich den meisten Schwerlastverkehr auf die Straßen rund um das Betriebsgelände am Moorfleeter Deich zieht, verlagert würde. Immerhin befindet sich auch diese Option noch in der Prüfung.
Gespräche zur Verlagerung von Betrieben werden noch geführt
Stephan Meyns aber ist überzeugt, dass nicht nur der Schwerlastverkehr für Probleme im Dorf sorgt und eine Verkehrsuntersuchung eine gute Basis sei, um zu erfahren, wie viel Verkehr auf den Straßen und Deichen überhaupt unterwegs ist. Das sei auch der Grund, weshalb das Bezirksamt an der Untersuchung festhalte, obwohl parallel Gespräche über eine Verlagerung mit Betrieben aufgenommen werden sollen, erklärte Lars Rosinski.
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In jedem Fall werde es keine Erweiterung des Saatgutbetriebs am jetzigen Standort am Moorfleeter Deich geben, erklärte Axel Schneede und räumte damit auch mit Gerüchten auf, dass bereits Grundstücke an die Firma verkauft worden seien. Gespräche zu einer Verlagerung seien noch nicht geführt worden, würden aber noch aufgenommen. Ebenso solle mit dem Gewerbebetrieb an der Nordspitze Moorfleets über eine mögliche Verlagerung gesprochen werden. Die Gespräche sollen in naher Zukunft aufgenommen werden, sodass voraussichtlich bei dem nächsten Zwischenbericht des Bezirksamts über Ergebnisse berichtet werden könne, so Schneede.
Nach Einschätzung des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) wäre eine Verlagerung der Betriebe allerdings mit erheblichen finanziellen Anstrengungen durch die Stadt Hamburg verbunden, die aus noch zu klärender Quelle getätigt werden müssten.