Bergedorf. Bergedorfer Tor soll im Juli bezugsfertig sein. Doch die Schlussphase der Bauarbeiten könnte noch mal kompliziert werden.
Bis voraussichtlich Ende Juli soll es baulich komplett abgeschlossen sein, das Bergedorfer Tor. Dieser 140 Millionen Euro teure Gebäude-Koloss eben dort, wo bis Anfang 2018 die Alte Bergedorfer Post das Entrée zur Innenstadt optisch verdarb. Dann sollen, wenn alles glatt verläuft, alle Arbeiten an der Fassade, an technischer Geräteausstattung (TGA) sowie im Gebäudeinneren beendet sein. Dafür geben derzeit bis zu 260 Arbeiter Vollgas. Was den Fortschritt etwas bremst, sind laut Karl-Friedrich Konietzky, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Bergedorfer Tor, Lieferprobleme und Nachbesserungen beim Brandschutz. Und dann wäre da noch ein kleiner Zwist mit dem Bezirksamt.
Überall hängen Stromkabel von der Decke, verlaufen Wasser- und Abwasserleitungen, liegen Knauf-Dämmmaterial und Trennwände einsetzfertig bereit. Markierungen für die Behandlungsstühle der Zahnklinik sind gesetzt, das Belüftungssystem ist überall erkennbar.
Bergedorfer Tor: Bauverantwortliche treffen auf Probleme, die bisher nicht kannten
Verlaufen kann sich Bauinvestor Konietzky in diesem für den Laien extrem unübersichtlichen Räume-Wirrwarr dennoch nicht. Im Durchschnitt legt der Mann täglich 16.000 bis 17.000 Schritte in den drei Baufeldern des Bergedorfer Tors zurück. „Meine Höchstleistung war sogar mal 22.000 Schritte“. Neulich führte er beispielsweise zuletzt an drei Freitagen nacheinander Abordnung der BEP Augenärzte durch das entstehende Ärztezentrum in Baufeld 3. Verbunden mit viel Lauferei – BEP erstreckt sich immerhin über drei Etagen vom dritten bis zum fünften Stock.
Bergedorfer Tor: Abnahme durch die Dekra diesen Monat
Zu „99,5 Prozent“ ist das, was an Fassade- und Rohbauarbeiten anfällt, laut Konietzky abgearbeitet. An der Seite zur Bergedorfer Straße (B 5) hängen schon die Werbeflächen-Einsätze, wo sich Mieter wie Stolle Sanitätshaus oder das Restaurant Mazé Mazé demnächst anpreisen sollen. Am 30. und 31. März soll die Dekra den Rohbau abnehmen.
Doch die letzten Meter hin zum kompletten Bergedorfer Tor sind herausfordernd. Aus zweierlei Gründen: Zum einen tritt ein Problem plötzlich auf, dass die Bauverantwortlichen Karl-Friedrich Konietzky und Geschäftspartner Peter Appel bisher gut managten. Nun erwischen auch sie Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien. Genauer gesagt bei den Innentüren. Das hängt mit der zweiten Sache zusammen, denn es gibt etwas Regulierungsbedarf beim Brandschutz. Derartige Schutztüren der Klassen F30/F60/F90 seien derzeit schwer erhältlich.
Warum das BOS-Signal so lebenswichtig ist
Baufeld 4, der Büroturm, gilt als Hochhaus, weil es mit einer Höhe von 34,5 Metern die Voraussetzung für so ein Gebäude (Mindesthöhe 22,5 Meter) übertrifft. Insofern musste dort noch ein Feuerwehraufzug installiert werden und auch das gesamte Treppenhaus druckluftbelüftet sein. Brandschutz total auch in der Tiefgarage: Dort sind für die Mieter des Bergedorfer Tors 132 Parkplätze schon größtenteils mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet. Der Bodenbelag ist mit OS8 überzogen, einer klassischen Garagenbodenbeschichtung. Konietzky richtet die Aufmerksamkeit aber auch gen Decke: Dort sind Versorgungsleitungen mit großzügigen Promatplatten abgedeckt, die ebenfalls vor Feuer schützen sollen. Die Parkbereiche für Büroleute, medizinisches und pflegerisches Personal sind wiederum mit Schiebetüren aus Stahl abgeriegelt, damit Flammen nicht von Sektor zu Sektor überspringen können.
Und außerdem: „Wir müssen im gesamten Komplex ein BOS-Signal einbauen“, sagt Karl-Friedrich Konietzky, „das schafft überall im Bergedorfer Tor eine Funkverbindung zur Feuerwehr und der Einsatzkräfte untereinander.“ Damit können aus jedem Winkel des Ärztehauses, Pflegezentrum und des Büroturms Notsignale gesendet werden.
Konkurrenz um letzte Flächen im Büroturm
Aufgeräumt und hell präsentiert sich der Innenhof. Das liegt nicht nur am benachbarten Neubau der Bergedorf-Bille mitsamt 95 Wohnungen und Hauptverwaltung der Baugenossenschaft. Hier sind drei gewaltige, beckenartige Gebilde zu sehen, denen auf den ersten Blick nur Wasser fehlt, um als Swimmingpool durchzugehen. Doch das ist nicht der Plan mit diesen Pflanztrögen: Hier entstehen begrünte Innenräume, einladende Heidelandschaften inmitten der Großstadt mit Sitzgelegenheiten. Der Boden des Innenhofs werde demnächst mit Kunstharz rund um die Tröge gefüllt, um das Ablaufen von Wasser in die Tiefgarage zu verhindern. Konietzky verspricht: „Das Material ist so fest, da kann kein Wasser eindringen.“
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Einige Flächen im Büroturm sind noch zu vergeben. Laut Konietzky laufen Verhandlungen mit verschiedenen Firmen, die sich teilweise für die identischen Flächen interessieren. Welcher Mieter zieht eigentlich im Verantwortungsbereich der Projektgesellschaft als Erstes ein? Da mag sich Bauherr Konietzky nicht festlegen: „Ich denke, es wird jemand aus der Pflege oder werden Vertreter der Ärzte sein.“ Grundsätzlich dauere die Flächenübergabe an die Mieter zwei bis drei Tage.
Ärgerliche 13 Quadratmeter erzeugen Stress mit Bergedorfs Verwaltung
Bei dieser Gemengelage überrascht dies vom Bauverantwortlichen dann doch nicht: Eine offizielle Einweihungsparty wird es anders als bisher angekündigt 2023 nicht mehr geben – auch wenn Mieter völlig frei sind, selbst ihre Räumlichkeiten einzuweihen. Das liegt laut Karl-Friedrich Konietzky an den skizzierten Problemen und ebenfalls an einem kleinen Ärgernis von 13 Quadratmetern rund ums Bergedorfer Tor. 13 Quadratmeter, die aufgrund des Rundbauscharakters der Front des Bergedorfer Tor überschüssig waren und in den öffentlichen Raum zurückwandern.
„Wir wollen der Stadt Hamburg Grundstück überlassen und auch noch die notariellen Kosten übernehmen“, ist Karl-Friedrich Konietzky wenig amüsiert, weil das alles noch mal Zeit kostet. Da der öffentliche Auftrag der Rückführung als Geh- und Radweg jener Grundstücksschnipsel frühestens im Sommer erfolge, mutmaßlich im August, werden diese Flächen maximal erst im Winter 2022 benutzbar sein. Insofern muss die Einweihungsfete eher auf Mai 2024 verschoben werden. „Ich kann doch drinnen nichts feiern, wenn draußen nichts fertig ist, immer noch Baustellencharakter herrscht.“ Bis dahin hängt aber zumindest in einem Durchgang schon der Schriftzug Bergedorfer Tor.