Hamburg. Areal an Norderelbe verschlickt zusehends. Wenn nichts passiert, bleiben dem BWSV nur noch wenige Jahre, so der Vereinsvorsitzende.
Mehr als 100 Jahre sind seit der Gründung des Bille-Wander-Segel-Vereins (BWSV) vergangen. „Wir sind einer der ältesten Segelvereine in Hamburg“, stellt Vereinsvorsitzender Holger Wendt fest. Allerdings waren die Zukunftssorgen wohl auch noch nie so groß. Denn am Vereinsstandort am Holzhafen in Moorfleet fehlt mehr und mehr das Wasser. „Der Schlick wird zusehends mehr“, sagt Holger Wendt.
Mittlerweile bleibt im Wechsel von Ebbe und Flut nur noch ein kurzes Zeitfenster, in dem es noch genug Tiefgang gibt. „Wenn man es nicht richtig berechnet, bleibt man mit dem Boot im Schlick stecken und muss stundenlang warten, bis man wieder freikommt“, erklärt Holger Wendt. Sollte nichts passieren, dann ist der Holzhafen bald gar nicht mehr schiffbar: „Noch drei Jahre, dann wäre hier Schluss“, ist Holger Wendt überzeugt.
Segelverein in Moorfleet hofft auf eine Perspektive
Der 52-Jährige hofft daher inständig, dass eine Ausbaggerung des Areals möglich gemacht wird. „Wir brauchen dringend eine Perspektive, dass es hier weitergeht“, betont Holger Wendt. Denn einen erneuten Umzug würde der Verein wohl nicht überleben. Bei seiner Gründung 1921 war der Verein noch im Stadtteil Hamm unweit der Braunen Brücke beheimatet. Von dort zog er Anfang der 1980er-Jahre an den Holzhafen.
In den 50er- und 60er-Jahren war das Revier durchaus zum Segeln geeignet. Nachdem 1963 das Sperrwerk an der Billwerder Bucht gebaut wurde, ist der Holzhafen eher ein Domizil für Motorboote geworden, da es nur mit gelegtem Mast zu erreichen ist. Die Fahrtensegler vom BWSV nutzen ihren Vereinssteg daher auch eher zum Jollensegeln der regen Jugendabteilung und im Herbst und Frühjahr, wenn die Segelyachten an der benachbarten öffentlichen Slipanlage auf- oder abgeslippt werden.
Verein hat auch Entsorgungsanlage für Antifoulingfarbe
Der Verein hat auf seinem Gelände nicht nur ein Vereinsheim mit Tresen und Sanitärräumen, sondern auch einen Waschplatz mit Entsorgungsanlage für die Antifoulingfarbe der Schiffe. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Holger Wendt. Ebenso auf die 1000 Quadratmeter große Halle. Während die Schiffe der Vereinsmitglieder in den Sommermonaten an Elbe oder Ostsee liegen, werden dort im Winter Segel- und auch ein paar motorisierte Sportboote gelagert.
Die Halle wird nicht gewerblich genutzt, sondern steht einzig den gut 70 Vereinsmitgliedern zur Verfügung, die dafür pro Jahr einen Beitrag von 25 Euro zahlen. Wenn sie im Sommer leer steht, wird sie anderen Vereinen, wie Bogenschützen zur Verfügung gestellt. „Gemeinschaft und der Zusammenhalt hier im Stadtteil sind uns extrem wichtig“, erklärt Holger Wendt.
Ein erneuter Umzug wäre der Todesstoß
Man würde sich extrem schwer tun, den Vereinssitz zu verlassen. Zumal es der kleine Verein nicht nur aus finanziellen Gründen wohl kaum stemmen könnte, die große Halle ab- und an anderer Stelle wieder aufzubauen. „Das wäre wohl der Todesstoß“, sagt Holger Wendt, der dem Verein im fünften Jahr vorsteht. Allein bei dem Gedanken, einen mehr als 100 Jahre alten Verein auflösen zu müssen, blute ihm das Herz, erklärt Wendt. Schließlich gehöre das Segeln zur Kultur von Hamburg. „Das muss unbedingt erhalten bleiben“, betont der Barmbeker, der bereits seit seinem ersten Lebensjahr auf der Elbe segelt.
Auch Sportboot-Skipper Heinz Biller, dessen Yacht im Sommer ein paar Stege neben dem Bille-Wander-Segel-Verein festmacht, klagt über die zunehmende Verschlickung des Holzhafens und hat bereits einige kuriose, wenn nicht gar lebensmüde Szenen beobachtet: So hatte sich im Sommer ein offenbar unerfahrener Skipper mit seinem Holzboot festgefahren. „Doch am nächsten Morgen war keiner mehr an Bord“, berichtet Heinz Biller. Denn anstatt an Bord auszuharren, bis bei Flut wieder genug Wasser unterm Kiel des Schiffes war, war der Skipper offenbar von Bord gesprungen, um durch den Schlick bis zum nächsten Steg in gut zehn Metern Entfernung durchzuschlagen. „Er muss einen riesigen Schutzengel gehabt haben“, sagt Heinz Biller. Schließlich sei der Schlick so tief und weich, dass man ganz schnell darin versinken könne, mahnt Biller.
Hamburg Port Authority prüft mögliche Ausbaggerung
Doch nicht nur die Wassersportler wünschen sich wieder mehr Wasser: Eine Ausbaggerung des Areals war auch Teil der „Blauen Variante“, die in der Stadtwerkstatt Moorfleet mit Vertretern aus der Politik, Planern, Behörden sowie Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Einzelpersonen aus Moorfleet erarbeitet und favorisiert wurde. Die Bergedorer Bezirksversammlung hatte der Verwaltung im Juni den Auftrag erteilt, die behutsame Entwicklung von Moorfleet voranzutreiben.
Zum Holzhafen ergab eine erste, noch grobe Machbarkeitsprüfung, die die Hamburg Port Authority (HPA) in enger Abstimmung mit der Umweltbehörde (Bukea) durchgeführt hatte, dass eine Baggerung des Holzhafens und seiner Zufahrt grundsätzlich technisch durchführbar sei. Umweltbeeinträchtigungen, die einer Umsetzung der Baggerung grundsätzlich entgegenstehen, seien nicht zu erwarten, heißt es in der Mitteilung. Weitere Untersuchungen zur technischen Planung und den Auswirkungen auf die umgebene Flora und Fauna sollen folgen.
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Die HPA hat auf fachlicher Basis einen Zeitplan für die weiteren Planungs- und Untersuchungsschritte erstellt. Dieser befindet sich noch in Abstimmung mit den beteiligten Behörden, sodass derzeit noch keine Angaben zum weiteren zeitlichen Verlauf der Maßnahme gemacht werden können, teilt HPA-Sprecherin Sinje Pangritz mit. Auskünfte über die für die Umsetzung der Maßnahme erforderlichen Finanzmittel könnten erst auf der Grundlage einer detaillierteren technischen Planung gemacht werden.
Auch Vereine an der Stromelbe leiden unter Schlick
Der Holzhafen ist längst nicht das einzige Wassersportrevier, das unter einer zunehmenden Verschlickung leidet: Auch die Sportboothäfen am Hauptstrom der Elbe, wie der Blankeneser Segelclub (BSC) oder die Jollenhafengemeinschaft Mühlenberg (JGM), sind betroffen. Insgesamt gibt es 120 kleine und Kleinsthäfen sowie Liegestellen für Sportboote am Hauptstrom und seinen Nebenflüssen zwischen Cuxhaven und der Staustufe Geesthacht.
Da eine stärkere Verschlickung der Häfen im Zuge der Elbvertiefung von Fachleuten vorhergesagt worden war, wurde im Jahr 2008 die Stiftung Elbefonds gegründet, die den Sportboothäfen anteilig Fördermittel für die Ausbaggerung bereitstellt. Allerdings werden nur maximal 30 Prozent der Kosten antragstellender Häfen von der Stiftung übernommen, die restlichen 70 Prozent müssen sie selbst tragen. Ein Antrag der CDU auf Erhöhung der Fördersumme und auf Umverteilung der Baggerarbeiten wurde in der Hamburgischen Bürgerschaft abgelehnt.