Lohbrügge. Hamid Khawaja (43) hat selbst ermittelt, wer hinter dem Anschlag auf „Deine Limo“ 2016 stecken könnte. Jetzt kommt es zum Prozess.
Für die Polizei war der Fall nach einem halben Jahr Ermittlungsarbeit zum Jahreswechsel 2017 eigentlich ergebnislos abgeschlossen. Für Hamid Khawaja nicht: Der heute 43-Jährige stand durch ein Großfeuer auf seinem Geschäftsgelände von einem auf den anderen Tag vor den Scherben seiner unternehmerischen Existenz. In der Nacht zum 2. Juni 2016 wurde ein Brandanschlag auf den damals ihm gehörenden Limousinen-Service „Deine Limo“ am Rudorffweg verübt, 15 Luxus-Autos wurden zerstört. Khawaja selbst hat dafür gesorgt, dass der mutmaßliche Drahtzieher und der mutmaßliche Brandstifter nun vor Gericht stehen. Am Dienstag, 10. Januar, beginnt um 9.30 Uhr im Amtsgericht Bergedorf im Saal 115 der Prozess.
Dann müssen sich die beiden iranischen Staatsbürger J. (43) und T. (32) verantworten. Und das nach Angaben von Hamid Khawaja nur, weil der umtriebige Geschäftsmann selbst Nachforschungen und Recherchen anstellte. „Ich habe Detektiv gespielt, Beweise gesucht und gesammelt, selbst lange ermittelt, Telefonate aufgezeichnet.“ Denn seit diesem Anschlag ruhte es nie in ihm. Fast wären damals auch Khawajas beiden Wachhunde bei dem Großfeuer umgekommen.
Zwei Männer sollen für Großfeuer bei „Deine Limo“ verantwortlich sein
„Da wohnen in der Nachbarschaft auch Menschen. Das Feuer hätte schnell übergreifen können, wenn die Feuerwehr nicht so rasch gelöscht hätte“, erinnert sich der 43-Jährige zurück an jene Flammen, die mitten in der Nacht um kurz nach 3 Uhr entzündet worden waren und die Anwohner im Schlaf überrascht hätten.
Zu weit möchte der Hauptbelastungszeuge der Verhandlung in der kommenden Woche nicht vorgreifen. Aber einiges sagt Hamid Khawaja dann doch: Schon unmittelbar nach der Feuerkatastrophe hatte er anonyme Tipps erhalten. Einer war sehr konkret: Ein Mann namens T., der damals keine 100 Meter vom „Deine Limo“-Gelände in einem Containerdorf für Flüchtlinge wohnen würde, sei der Täter gewesen.
Brandstiftung an zwei Stellen: 15 Luxus-Autos wurden zerstört
Die Polizei hatte offenbar niemanden fest im Visier, dafür aber relativ schnell ermittelt, dass es sich um „gezielte Brandstiftung“ handelt. Ein eindeutiger Hinweis darauf war, dass an zwei unterschiedlichen Stellen des Firmengeländes zeitgleich Fahrzeuge brannten.
Damals führte Khawaja das Geschäft mit Luxusautos und Lackiererei gemeinsam mit seiner mittlerweile Ex-Frau (38), die beiden haben drei gemeinsame Kinder. Und derjenige, der ihn fast ruiniert hätte, kam aus seiner näheren Umgebung: Sein Freund J. soll dem Geschädigten in abendlicher Bierlaune verraten haben, dass der Asylbewerber T. derjenige sei, der an zwei Stellen auf Khawajas Firmenareal das Feuer gelegt hätte – doch woher konnte J. all das wissen? Weil er selbst damit etwas zu tun hatte? Das wird das Bergedorfer Amtsgericht nun hinterfragen.
Beim Feierabend-Bier verplapperte sich der einstige Freund
Hamid Khawaja und J. kennen sich bereits seit dem Jahr 1988. Er habe dem Freund sogar Geschäftstipps und Starthilfe im Business mit den Stretchlimousinen gegeben, so der Billstedter. J. soll um die Zeit der Brandstiftung herum immer wieder mal angekündigt haben,, „der größte Limousinenservice Hamburgs werden“ zu wollen – dabei störte aber offensichtlich der Geschäftssinn und Erfolg von Khawaja, einem einstigen Zuwanderer aus Afghanistan.
Der 43-jährige T. wiederum ist anderweitig straffällig geworden und sitzt nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft gegenwärtig in Strafhaft. Bei der Gelegenheit soll er gleich seinen Auftraggeber aus jener Brandnacht genannt haben.
Khawaja: „Ich möchte mit der Sache endgültig abschließen“
Als Khawaja für sein Dafürhalten genug belastendes Material, vor allem Gesprächsmitschnitte mit J., gesammelt hatte, wandte er sich im Jahr 2020 direkt an das Polizeikommissariat 42 in Billstedt, das das Material über ein paar Stationen an die Staatsanwaltschaft weiterleitete. Die hat nun tatsächlich Anklage gegen die zwei Haupttatverdächtige erhoben. Die Anklagebehörde bestätigt insoweit die Version des Geschädigten, dass „sich die Anklage maßgeblich auf Zeugenaussagen“ stütze. Hamid Khawaja wird als Zeuge aussagen. Aus gutem Grund: „Ich möchte mit der Sache endgültig abschließen.“
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Er hat nach 13 Jahren im April 2022 den von ihm gegründeten Betrieb „Deine Limo“ inklusive Werkstatt und Postfiliale weiterverkauft. Der Fuhrpark war mehrere Millionen Euro schwer und auf 30 Stretchlimousinen, sieben Party- und vier Linienbusse angewachsen.
Khawaja macht jetzt in Vermietung von Luxuswohnungen in Dubai. In Bergedorf hat der Kampfsportfan kürzlich den „Elite Fight Club“ an der Bergedorfer Straße eröffnet, dazu die Leitung des Bistros im Freizeitbad Reinbek übernommen. Außerdem engagiert sich der Deutsch-Afghane sozial und beim Aufbau von Bildungseinrichtungen in seiner Heimat.