Hamburg. Der 62-Jährige sollte seine Wohnung Am Gleisdreieck verlassen. Es hatte oft Auseinandersetzungen in der Unterkunft gegeben.

Großeinsatz in der Siedlung Am Gleisdreieck: Bis Dienstag, 11 Uhr, sollte ein Mann (62) seine Zwei-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss des Wohnhauses mit der Nummer 9 a verlassen haben. Der Afghane hatte seinem Vermieter, dem städtischen Tochterunternehmen Fördern & Wohnen, zuvor seinen Widerstand gegen die Räumung angekündigt. Deshalb begleiteten Polizisten die Mitarbeiter des Sozialunternehmens und der Umzugsfirma. Der Mann habe „mit brennbarer Flüssigkeit gedroht“, teilt die Pressestelle der Polizei Hamburg mit. Nach Informationen unserer Redaktion drohte er damit, sich und die Wohnung anzuzünden, er hielt ein Feuerzeug in seinen Händen.

Großeinsatz in Wohnsiedlung: Mann will sich selbst anzünden

Das Mehrfamilienhaus wurde teilevakuiert, die Straße davor gesperrt. Nachbarn des 62-Jährigen mussten in sicherer Entfernung außerhalb des Hauses den Einsatz abwarten. Zahlreiche Rettungskräfte rückten an. Neben vier Streifenwagen und einer Motorradstreife waren mehrere Feuerwehren mit Löschfahrzeugen und einem Rettungswagen vor Ort. Per Rettungshubschrauber wurde vorsorglich ein Notarzt eingeflogen.

Polizisten konnten den 62-Jährigen durch ein Fenster beobachten. Feuerwehrleute verschafften sich schließlich mit einer Ramme und geschützt durch einen speziellen Schild Zutritt durch die Terrassentür. Zuvor hatten sie vergeblich versucht, Terrassenfenster mit einbruchshemmender Verglasung einzuschlagen. Die Feuerwehr hatte die Aufgabe übernommen, weil Benzindämpfe im Raum nicht auszuschließen waren. Der Mann habe keinen Widerstand geleistet, wurde in Gewahrsam genommen und an den Sozialpsychiatrischen Dienst übergeben. „Man geht von einer psychischen Erkrankung aus“, heißt es aus der Pressestelle. Der Mann leide vermutlich an Wahnvorstellungen. Ein Amtsarzt muss nun über Behandlungsmöglichkeiten entscheiden.

Mann hatte Kleidung und Möbel zu einer Feuerstelle zusammengepackt

Der Mann hatte Kleidung und Möbel zu einer Art Feuerstelle zusammengepackt. Brennbare Flüssigkeiten konnten in der Wohnung jedoch nicht festgestellt werden. Es habe für ihn noch für andere Hausbewohner zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.

Nach Informationen unserer Redaktion soll der Mann noch bis vor wenigen Wochen gemeinsam mit seiner Frau und zwei erwachsenen Kindern in der Zwei-Zimmer-Wohnung gelebt haben. Weil es mehrfach zu Konflikten in der Familie gekommen sein soll, wurden die Frau und die beiden schwerbehinderten Kinder in eine andere Wohnung im Gleisdreieck umquartiert. Der 62-Jährige sollte aus der Wohnunterkunft am Mittleren Landweg ausgewiesen werden und in einer Unterkunft in Wandsbek einziehen. Sein Mobiliar wird nun dorthin gebracht. Auch der Rest der Familie soll in eine andere Unterkunft ziehen.

Der psychisch stark angeschlagene Afghane habe militärische Erfahrungen gesammelt. Er begab sich am Dienstag freiwillig nach der amtsärztlichen Untersuchung im Polizeikommissariat 43 in Bergedorf zum Sozialpsychiatrischen Dienst im Bethesda-Krankenhaus. Fördern & Wohnen soll in Bezug auf den 62-Jährigen seit Wochen in Kontakt mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst sein.