Hamburg. Die Auswirkungen einer Corona-Erkrankung können massiv sein. Doch wo können Betroffene in Hamburg Hilfe bekommen?

4,2 Millionen Menschen in Deutschland haben sich bisher nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Und während der Großteil von ihnen längst ins Leben zurückkehren konnte, leidet etwa jeder Zehnte noch immer unter den Folgen. Nun reiht sich das BG Klinikum Hamburg in Boberg in die Reihe der Spezialkliniken ein, die Diagnose, Behandlung und Reha für Betroffene bieten.

Das „Post-Covid-Programm“ wird Menschen angeboten, die sich im beruflichen Umfeld angesteckt haben. Sind die Beschwerden sehr stark, kann der stationäre „Post-Covid-Check“ erforderlich werden. Für die Behandlungen kooperiere das BG Klinikum auch mit anderen Kliniken, darunter dem Bethesda Krankenhaus, heißt es in einer Mitteilung des Krankenhauses.

BG Klinikum Hamburg behandelt Patienten mit Post Covid

Der Leidensdruck sei bei einigen Patienten enorm hoch, teilweise sei „ein selbstständiges Leben ohne Unterstützung bei körperlichen Tätigkeiten wie dem Haushalt oder Einkaufen nicht mehr möglich“, sagt Dr. Andreas Gonschorek, Leiter des Neurozentrums am BG Klinikum. Und: „Etwa die Hälfte der Patienten und Patientinnen mit Langzeitbeschwerden, die uns zugewiesen werden, sind anhaltend arbeitsunfähig.“ Das betrifft längst nicht nur Ältere. Auch jüngere Menschen leiden unter Long Covid (Beschwerden bis mindestens vier Wochen nach der Infektion) oder Post Covid (Beschwerden nach mehr als drei Monaten).

Die Ärzte sind mit über 200 Symptomen konfrontiert

Doch Corona ist noch Neuland, ein Wundermittel gibt es bisher nicht. Dafür eine Gewissheit: Covid-19 ist eine komplexe Krankheit, die längst nicht nur Lunge und Herz-Kreislaufsystem betrifft. Bei den Spätfolgen sind die Ärzte „mit über 200 Symptomen konfrontiert, über die Betroffene klagen – vom Haarausfall bis zu Beeinträchtigungen des Geruchs- und Geschmackssinns“, so Gonschorek. Auch extreme Müdigkeit, verminderte Belastbarkeit, Konzentrations- und Wortfindungsstörungen können auftreten. Manchmal kommen zudem psychische Faktoren wie Depressionen oder Ängste hinzu, was die Diagnose weiter erschwert.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Im Post-Covid-Programm des BG Klinikums (Infos über die Berufsgenossenschaften) werden zunächst Beratung und Diagnostik geboten, zudem Rehabilitation und Nachbetreuung in verschiedenen klinischen Fachbereichen. „Was die Behandlung bei uns so besonders macht, ist die integrative Betrachtung der Symptome“, so Andreas Gonschorek. Boberg arbeite dabei eng mit anderen Partnerkliniken und spezialisierten Reha-Einrichtungen zusammen.

Es gibt einen stationären Post-Covid-Check und Reha-Angebote

Patienten mit sehr schweren Krankheitsbildern können am stationären Post-Covid-Check mit neurologischer und psychologischer Diagnostik teilnehmen. Zudem gibt es eine Reihe an Reha-Angeboten mit Ergo- oder Physiotherapie – ambulant in der City oder stationär in St. Peter-Ording.

Wie schwer Corona auch junge Menschen treffen kann, musste Janina Schneider erfahren. Die 27-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin steckte sich bei einem Patienten an. Ihre Geschichte lesen Sie hier.