Hamburg. Vor zwei Jahren verunglückte der afghanische Junge schwer. Die Ärzte der Boberger Klinik brachten ihn nun wieder auf die Beine.

Wenn er sich freut, dann leuchten seine braunen Augen und er zeigt ein verschmitztes Grinsen: Der kleine Sayed hat sein Lachen wieder. Lange sah es nicht danach aus. Denn der neunjährige Junge aus Afghanistan hat eine zweijährige Leidensgeschichte hinter sich: 2019 wurde er in seiner Heimatstadt Kabul von einem Auto angefahren und schwer verletzt.

Sayed erlitt dabei einen offenen Unterschenkelbruch, der sich infizierte. Örtliche Mediziner waren ratlos. Nun konnten die Ärzte im BG Klinikum Hamburg-Boberg (BGKH) Sayed mit mehreren aufwendigen Operationen helfen, informiert die Unfallklinik.

Ärzte im BG Klinikum Hamburg-Boberg operierten Sayed

Über die Hilfsorganisation Friedensdorf International sei Sayed im Februar 2020 zunächst in ein anderes deutsches Krankenhaus gebracht worden. „Dort wurde der Junge mehrfach operiert, und es konnte eine Haltevorrichtung zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen angebracht werden.“ Doch auch das half nicht: Sayeds Unterschenkel blieb instabil und nicht belastbar. Wohl auch durch die Infektion im Knochen.

Schließlich wurde der Junge an die Expertinnen und Experten des BG-Klinikums in Boberg überwiesen. Hier konnte bereits vielen Kindern geholfen werden: 51 Jungen und Mädchen aus Kriegs- und Krisengebieten wurden seit 1997 operiert, allein im vergangenen Jahr waren es acht (Spendeninfo: www.bgk-hamburg.de, „Aktuelles“). Zuletzt hatten die Ärzte, wie berichtet, der kleinen Morsal (9) aus Afghanistan geholfen, die von klein an unter einem komplett verdrehten Bein und einer Knochenentzündung litt. Die Neunjährige kann nun wieder laufen.

Eine langwierige Behandlung führte zum Erfolg

Das war auch bei Sayed das Ziel. Das Team der Septischen Unfallchirurgie mit Oberärztin Dr. Rita Schoop betreute den Fall: „Im November 2020 kam Sayed zu uns“, berichtet die Ärztin. „Wir haben zunächst den Infekt, der noch im Knochen war, operativ beruhigt und erneut eine Haltevorrichtung angelegt. Nach sechs Wochen konnten wir dann durch eine sogenannte Knochenlagerung aus Sayeds eigenem hinteren Beckenkamm den etwa sechs Zentimeter großen Halbschalen-Defekt im Unterschenkel vollständig auffüllen.“

Das Team der Septischen Unfallchirurgie ist auf die Behandlung komplizierter und häufig langwieriger Knochenentzündungen oft als Folge von Knochenbrüchen spezialisiert. Chefarzt Dr. Ulf-Joachim Gerlach: „Viele Patienten, die zu uns kommen, haben bereits einen langen Weg und mitunter bereits erfolglose Operationen hinter sich. Häufig wurde ihnen gesagt, dass eine Amputation der letzte Ausweg sei.“

Jetzt kann der Nneunjährige Sayed über die Krankenhausflure rennen

Sayed trug bis März noch eine Haltevorrichtung, dann konnte dieser durch einen „Unterschenkelcast“ ersetzt werden, der das Bein noch schützte. Seit kurzem kann er sein Bein nun wieder voll belasten und ohne jede Hilfe über die Krankenhausflure rennen und hüpfen. Dr. Rita Schoop: „Es war eine wahre Freude ihn so zu sehen.“ Nur das Fußballspielen müsse Sayed noch eine Weile unterlassen, „auch wenn es ihm schwer fällt“.

Die Behandlung wurde mittlerweile erfolgreich abgeschlossen: Sayed darf nun nach Hause zurückkehren.