Hamburg. 2020 steckt sich die Krankenpflegerin bei einem Patienten an. Bis heute kämpft die Frau aus der Nähe von Hamburg mit den Folgen.
Am Anfang waren es nur Kopfschmerzen. Und schlapp fühlte sich Janina Schneider (Name geändert) auch. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin einer Privatklinik im Hamburger Raum dachte sich zunächst aber nicht viel dabei. Eine Erkältung vielleicht. Bis die Krankheit Corona schließlich zuschlug – und das mit aller Macht. Seit jener Zeit im Dezember 2020 ist das Leben für die 27-Jährige nicht mehr dasselbe. Die einstmals sportliche junge Frau, die gerne klettern ging, Fußball spielte oder Poledance trainierte, fühlt sich bis heute oft krank und leidet unter Schmerzen. Nun kämpft sie sich mit einer Reha ins Leben zurück.
Corona: Krankenpflegerin infizierte sich und leidet noch heute
Die Gesundheits- und Krankenpflegerin steckte sich vor etwa zehn Monaten bei einem Patienten an. Damals waren Impfungen noch nicht Standard, auch nicht für das Personal in den Kliniken. „Aber selbst wenn, ich wäre vielleicht nicht die allererste gewesen, die es ausprobiert hätte“, gesteht sie. „Im Nachhinein weiß ich es besser.“
Auf die Kopfschmerzen und das allgemeine Unwohlsein folgte am bisher letzten Tag ihrer Arbeit schließlich ein Zusammenbruch: „Es ging gar nichts mehr. Ich war völlig latschig auf den Beinen. So krank habe ich mich in meinem Leben selten gefühlt“, erzählt sie. Sie misst Fieber, das bei 39,8 liegt, und fährt nach Hause.
In der Quarantäne hatte Janina neue Symptome
Ihr Krankheitsverlauf verläuft danach recht typisch: Sie leidet an beeinträchtigtem Geruchs- und Geschmackssinn, an Fieber und einem schlappen Gefühl. Doch nach ein paar Tagen fällt die Temperatur. Janina Schneider sorgt sich bisher nicht allzu sehr. Covid-19 hat sie wie eine Grippe erwischt, das ja, „aber ich dachte, ich bin jung und sportlich, es wird mich schon nicht umhauen“.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
Noch in der Quarantäne gesellen sich aber neue Symptome hinzu. „Ich hatte Luftnot.“ Auch Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen kehren zurück. Sie sei einfach nicht mehr belastbar gewesen, erzählt die 27-Jährige. Das sei so weit gegangen, dass sie sich „nicht einmal mehr eigenständig waschen konnte“. Ihr Freund hilft: „Wenn der nicht gewesen wäre...“, sagt sie dankbar.
Jede Hausarbeit wurde zur Herausforderung
Über die Wochen merkt Janina Schneider, dass die Symptome kaum besser werden. Sie fühlt sich so schlapp, dass jede Hausarbeit zur Herausforderung wird. Beim Spaziergang mit einer älteren Bekannten, die Hüftprobleme hat, „ist die mir davongerannt“. Janina Schneider ahnt längst, dass etwas nicht stimmt und geht zum Hausarzt. Mehr als einmal. Sie wird durchgecheckt, zunächst ohne Befund. Blutbild und Lungenfunktion sind unauffällig. Der Hausarzt tippt auf die Psyche und will sie wieder arbeiten schicken. Janina Schneider würde das nur allzu gern. Doch wie? Sie zweifelt langsam am eigenen Verstand. „Man fragt sich natürlich, ob es wirklich nur an der Psyche liegt. Aber ich wusste, nein, wenn du nicht einmal mehr einkaufen gehen kannst, dann stimmt einfach etwas nicht“.
Die 27-Jährige fühlt sich vom Hausarzt nicht ernst genommen – und findet erst in Facebook-Gruppen Menschen, denen es ganz ähnlich geht. „Es gab Leute, die in meinem Alter waren, mit ähnlichen Symptomen. So hatte ich das Gefühl, nicht allein zu sein.“
Erst im März erhält sie schließlich die Diagnose Post Covid
Doch die Post-Covid-Ambulanzen, an die sie sich danach wendet, sind zu jener Zeit überlaufen. Erst im März wird an einer Uniklinik die Diagnose Post Covid gestellt. Ein Check zeigt Schäden an der Lunge.
Inzwischen ist sie Patientin des Post-Covid-Checks am BG Klinikum Boberg und nimmt außerhalb an einer stationären Reha teil. Dort erhält sie Krankengymnastik und Atemtherapie. „Es wird besser, sehr langsam“, sagt sie. Aber es gibt Rückschläge. „An einem Tag hatte ich so eine Energie, es war super.“ Ehrgeizig absolviert sie ihr Sportprogramm. Doch sofort schießt der Puls in die Höhe, alles tut weh, ihr wird schlecht und schwindelig.
Post Covid kommt in Wellen, ein ständiges Auf und Ab
Das Unwägbare an Post Covid ist es, das an den Nerven zehrt. Manchmal wünsche sie sich eine „einfache“ Krankheit, sagt die 27-Jährige. Post Covid komme in Wellen, es sei ein ständiges Auf und Ab. „Man braucht einen langen Atem.“
Doch ihre Prognose ist gut. Nach jetzigem Kenntnisstand genesen 70 Prozent der Betroffenen – und können wieder arbeiten gehen.
Lesen Sie hier alles über den Post-Covid-Check am BG Klinikum Boberg.