Hamburg. Die Saga sollte die Wohnungen vermieten. Doch diese werden für Flüchtlinge aus der Ukraine und Ortskräfte aus Afghanistan benötigt.

Die Zahl der Geflüchteten im Gleisdreieck in Billwerder ist wieder gestiegen. Aktuell leben in der Unterkunft mit der Perspektive Wohnen (UPW) rund 1300 Geflüchtete, darunter etwa 550 Minderjährige. Der Anteil der männlichen Bewohner ist mit 670 knapp höher als der der weiblichen. Ursprünglich war geplant, dass die Zahl der Geflüchteten in der Siedlung bis zum Jahresende auf 300 sinkt – so war es im sogenannten Bürgervertrag vereinbart worden.

Doch vor allem Ukrainer, die vor dem Krieg flüchten, und Ortskräfte aus Afghanistan lassen den Bedarf an Unterbringungsplätzen in die Höhe schnellen. „Die Unterkunft ist voll belegt“, sagt Susanne Schwendtke, Sprecherin von Fördern & Wohnen. „Und zwar mit der mit den Bürgervertragsparteien vereinbarten Maximalbelegung.“

Flüchtlinge: Rückgabe der Wohnungen an die Saga gestoppt

Auch die etwa 120 weiteren Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg seien bis auf den letzten Platz belegt, betont Susanne Schwendtke. Dazu zählen in Bergedorf auch die drei Unterkünfte in den Vier- und Marschlanden. An der Sandwisch in Moorfleet leben 90 Geflüchtete. Auf dem Sülzbrack sind es 256. Die Unterkunft in Zollenspieker war ursprünglich eine Zentrale Erst-Aufnahme (ZEA) und ist 2016 in eine Folgeeinrichtung umgewandelt worden.

In der öffentlich-rechtlichen Unterkunft Am Gleisdreieck entstanden bis vor fünf Jahren 780 Wohnungen für 2500 Menschen. Rund die Hälfte der Plätze wird von Geflüchteten mit Aufenthaltserlaubnis/Bleibeperspektive beansprucht. Die Rückgabe dieser von Fördern & Wohnen gemieteten Wohnungen an die städtische Saga-Unternehmensgruppe wurde wegen des Unterbringungsbedarfs gestoppt.

Geflüchtete werden vorübergehend auch in Notunterkünften einquartiert

Alle 780 Wohnungen wurden nach dem Standard für öffentlichgeförderten Wohnungsbau errichtet. Die Saga-Tochter Hamburger Immobilien-Entwicklungsgesellschaft (HIG) hat die Bewirtschaftung aller Wohnungen Am Gleisdreieck bereits im März 2019 übernommen. Im Sommer 2020 waren die ersten Menschen ohne Flüchtlingshintergrund in das Gleisdreieck gezogen.

In den UPW-Wohnungen leben zwei Männer oder zwei Frauen in einem Zimmer, Familien bleiben unter sich. Fördern & Wohnen versucht dem immens gestiegenen Bedarf an Unterkünften schnell gerecht zu werden: „Weil alle regulären Unterkünfte belegt sind, werden Geflüchtete vorübergehend auch in Notunterkünften einquartiert“ – etwa in dem ehemaligen Fegro-Großmarkt in Neugraben oder in Turnhallen, in denen Feldbetten aufgestellt werden. „Wir bauen parallel neue Standorte auf“, sagt Susanne Schwendtke von Fördern & Wohnen, einer Anstalt des öffentlichen Rechts unter der Trägerschaft der Hansestadt Hamburg.

Es werden Hunderte Flächen in der gesamten Stadt geprüft

Innerhalb kürzester Zeit seien etwa vor dem HSV-Stadion am Volkspark Wohncontainer aufgestellt worden, die Platz für rund 1000 Geflüchtete bieten. „Auf der Veddel werden wir nun weitere Container für 500 Menschen aufstellen“, sagt Susanne Schwendtke. Sie sollen auf einer künftigen Baufläche aufgestellt werden. Auch auf Park-and-Ride-Plätzen, Wiesen und Festplätzen würden Container aufgestellt – überall dort, wo genug Platz auf öffentlichem Grund ist.

„Wir prüfen jetzt Hunderte Flächen, die sich in der gesamten Stadt befinden, auch in Bergedorf und in den Vier- und Marschlanden“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde. Bevor Container aufgestellt werden, bekäme das zuständige Bezirksamt die Gelegenheit zur Stellungnahme. Konkrete Vorhaben für den Bezirk Bergedorf gebe es aktuell aber nicht, sagt Helfrich.

Auch „ungenutzte Gewerbeobjekte, die schnell umgebaut werden können“, habe man im Blick. Die Stadt miete und kaufe größere Flächen und Immobilien, um dort jeweils Hunderte Menschen unterbringen zu können, berichtet Helfrich.