Hamburg. Eigentlich sollten die Wohnungen im Quartier Am Gleisdreck dem freien Markt zur Verfügung stehen. Nun hat die Behörde andere Pläne.
Im Quartier Am Gleisdreieck (650 Wohnungen für Geflüchtete) sollen in Zukunft auch Schutzsuchende aus der Ukraine unterkommen. Mark Olof, Bereichsleiter Bergedorf von Fördern und Wohnen, bestätigte am Dienstagabend im Fachausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration diese Pläne der Behörde. Eigentlich sollten die derzeit noch 918 Plätze für Flüchtlinge weiter abgebaut werden und danach dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen. Tatsächlich ist das Quartier bereits durchmischt.
Krieg in der Ukraine: Bergedorf will Flüchtlinge aufnehmen
„Nun haben wir von der Behörde den Auftrag bekommen, doch wieder auf 1031 Plätze zu erhöhen“, so Olof. Je nachdem, wie sich die Lage entwickle, könnten im Notfall sogar wieder bis zu 1300 Geflüchtete in dem Wohngebiet leben. Stand Donnerstagmittag sind laut Innenbehörde 410 geflüchtete Ukrainer in Hamburg registriert worden. 2000 Plätze wurden im zentralen Ankunftslager vorbereitet.
Kitaplätze für Kinder aus der Ukraine vorhanden
Jörg Froh (CDU) wies auf die schlechte Parkplatzsituation Am Gleisdreieck hin. „Das ist in der Tat ein Problem, da immer mehr der Bewohner ein oder sogar mehrere Autos haben“, so Olof. Eine Lösung gebe es dafür jedoch erstmal nicht. Die restliche Infrastruktur, auch der Shuttleverkehr in andere Stadtteile, müsse jedoch auch mit 1300 Bewohnern funktionieren.
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„Schließlich war das Konzept hier ursprünglich auf 2500 Bewohner ausgelegt.“ Auch Kitaplätze seien noch ausreichend verfügbar. Ebenfalls eingeplant sei die Aufnahme von 124 geflüchteten Ortskräften aus Afghanistan, die gerade nach und nach ankämen.
Umstände im Containerdorf sind „unzumutbar“
Für Diskussion sorgte im Fachausschuss außerdem die Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuer Deich 57: Zwischen 2013 und 2015 errichtet, waren die Container eigentlich nur als Übergangslösung gedacht. Nun sollen die 262 Bewohner, darunter 33 Familien, noch bis September 2023 dort wohnen bleiben – obwohl die Einrichtung komplett marode ist.
Maria Westberg (Die Linke): „Unsere Fraktion würde es begrüßen, wenn die Einrichtung abgerissen werden würde – vor allem die gemeinsamen Toiletten und Küchen für alle Familien sind hier nicht zielführend.“ Sie kenne eine fünfköpfige Familie, die seit acht Jahren in der Unterkunft lebe. Die Umstände seien unzumutbar.
Sanierungen der Unterkunft am Curslacker Neuer Deich
Eva Fuchs, Team- und Bereichsleitung Bergedorf von Fördern und Wohnen, zeigte Verständnis, wandte aber ein, dass der Platz gerade dringend benötigt werde. „Die Behörde hat es so beschlossen – und wir versuchen, mit den Sanierungen alles wieder herzurichten“, so Fuchs. Trotzdem: Die Gemeinschaftsbäder und -küchen müssten wegen des Bauplans bleiben.
Fuchs berichtete auch von den Schwierigkeiten, die durch die Pandemie entstanden. Gerade am Curslacker Neuer Deich sei Homeschooling für viele Kinder schwierig gewesen, da es lediglich Internet-Hotspots außerhalb der Zimmer gegeben habe. Nun solle es hier bald überall Wlan geben.