Hamburg. Im Quartier am Mittleren Landweg in Billwerder wurden bereits 245 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Was sich nun ändert.

Eigentlich sollten die Wohnungen für Geflüchtete im Quartier Am Gleisdreieck Schritt für Schritt in den freien Wohnungsmarkt übergeben werden – doch mit den Flüchtlingsströmen aus der Ukraine und aus Afghanistan hat die Stadt diesen Plan beiseite geschoben. Stattdessen wurden die Kapazitäten sogar wieder auf das Maximum erhöht. Das berichtete Bergedorfs Integrationsbeauftragte Mirjam Hartmann am Dienstagabend im Jugendhilfeausschuss.

Bereits zu Beginn des Jahres waren 126 Schutzsuchende aus Afghanistan empfangen worden. Aus der Ukraine seien diesen März nun 245 Menschen aufgenommen worden, 22 Plätze seien noch frei. Vergangene Woche lebten insgesamt 1219 Personen in den Wohnungen, darunter fast 90 Prozent in Familien. „Unsere Obergrenze ist damit erreicht, nur einige Wohnungen in denen jetzt repariert wird, könnten noch frei werden“, so Hartmann.

Flüchtlinge aus Hamburg kommen im Quartier Am Gleisdreieck unter

Manche Wohnungen, die bereits an die Saga übergeben worden waren, seien wieder zurückgeholt worden, um mehr Geflüchteten Schutz bieten zu können. Im Gegensatz zu den Flüchtlingsströmen im Jahr 2015 gebe es unter den aktuellen Neuankömmlingen kaum unbegleitete Minderjährige. „Es gibt hier aber schon 37 alleinerziehende Haushalte. Viele sind aus der Ukraine, die Männer mussten als Soldaten im Krieg bleiben“, erläutert Mirjam Hartmann.

Die finanzielle Unterstützung der Sozialbehörde für die Unterkunft am Mittleren Landweg bleibt nun doch, wie im vergangenen Jahr, bei 221.000 Euro für die Offene Kinder- und Jugendarbeit und bei 229.000 Euro für die Familienförderung. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann habe Ende 2021 erreicht, dass die nach alter Planung einzusparenden 150.000 Euro kompensiert werden.

Auch mit einer ehrenamtlichen Ukrainehilfe gibt es eine Kooperation

Weiterhin soll im Quartier ein großes Hilfs- und Freizeitprogramm bestehen bleiben und erweitert werden. So bleiben der Jugendtreff Gleis 1 und der Kiezgarten erhalten, zudem ist ein Ausflugs- und Ferienprogramm geplant. Hier werden nun auch Kinder ab fünf Jahren begleitet. Seit Ende 2021 gibt es zudem eine Bildungslotsin, die zwischen den Familien und den Schulen vermittelt. Auch die Straßensozialarbeiter im Quartier bleiben, ebenso wie zum Beispiel die Beratungsstelle für Alleinstehende und für die Hilfe bei Wohnungssuche.

Anlässlich der seit Beginn des Jahres insgesamt 435 neu aufgenommenen Personen aus der Ukraine und aus Afghanistan sind zudem bereits größere Änderungen erfolgt: „Wir haben eine afghanischsprachige Alltagshilfe für 15 Wochenstunden engagiert“, sagt Hartmann. Auch mit einer ehrenamtlichen Ukrainehilfe gebe es eine Kooperation. Zudem werde psychosoziale Beratung und Hilfe bei der Wohnungssuche mit dem Fokus auf Alleinstehende angeboten.

In Grundschulen nehmen alle Klassen zwei Kinder auf

Um unter anderem sprachliche Barrieren zu überwinden, gibt es einen Erstorientierungskursus für Frauen inklusive Kinderbetreuung. Woran es derzeit fehle, seien ausreichend Kitaplätze. „Hier werden wir uns alternativ in Richtung der Kindertagespflege orientieren, um allen eine Betreuung zu ermöglichen“, so Hartmann. In Grundschulen würden alle Klassen zwei Kinder aufnehmen, in weiterführenden Schulen hätten manche Kinder schon starten können.