Hamburg. Nabu sieht Lebensraum für Amphibien zwischen S-Bahnstation Billwerder-Moorfleet und JVA in Gefahr und protestiert gegen die Pläne.
Wenn sie nicht gerade mit ihren Fahrgeschäften und Buden auf dem Hamburger Dom oder anderen Jahrmärkten unterwegs sind, sind etliche Schaustellerfamilien auf 45 Parzellen zwischen Brennerhof, Andreas-Meyer-Straße und Autobahn 1 zu Hause. Doch schon seit Jahren gibt es Bestrebungen, auf dem insgesamt 7,3 Hektar großen Areal Gewerbe anzusiedeln. Darum soll eine neue Heimat für die Schausteller gefunden werden, die ihnen Planungs- und Standortsicherheit bietet.
Die Bergedorfer Politik hat dafür eine Fläche am Dweerlandweg auserkoren und im vergangenen Sommer die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens auf den Weg gebracht. Und genau das hält der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg für einen großen Fehler. „Es ist ein Unding, diese für den Artenschutz so wertvolle Fläche zu vernichten“, stellt Dietmar Ullrich, Gruppenleiter des Nabu Bergedorf fest.
Naturschutz liefert den Grund für die Ablehnung
Gemeinsam mit Dr. Christian Gerbich, Naturschutzreferent und Gebietsbetreuer für Bergedorf des Nabu Hamburg, hat Ullrich nun ein Schreiben an die Fraktionen der Bergedorfer Bezirksversammlung versandt. Darin bitten sie die Politik nachdrücklich darum, ihren Beschluss zurückzunehmen.
Denn die Naturschützer sehen ein auf dem Areal zwischen S-Bahnstation Billwerder-Moorfleet und Justizvollzugsanstalt heimisches und „hamburgweit bedeutendes Amphibienvorkommen“ in großer Gefahr. Neben der Justizvollzugsanstalt Billwerder und dem im Bau befindlichen Jugendgefängnis noch eine weitere Fläche zu versiegeln, sei fatal: „Das wäre der Sargnagel für die Amphibienpopulation“, ist Christian Gerbich überzeugt. Das sei „kein kleiner Tümpel“, wie Gerbich betont. Vielmehr gehe es um 2000 bis 3000 Tiere, darunter Grasfrosch, Erdkröte und Teichmolch.
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Auch Dorfgemeinschaft votiert gegen Versiegelung der Flächen
Das Amphibienvorkommen sei im Zuge der JVA-Erweiterung gutachterlich untersucht worden. Als die Fläche für eine Bebauung auserkoren wurde, seien die Ergebnisse des Gutachtens der Bergedorfer Verwaltung bekannt gewesen. Entweder habe das Bezirksamt versäumt, die Ergebnisse an die Politik weiterzugeben oder aber die Ergebnisse wurden ignoriert, mutmaßt der Nabu. Die Naturschützer hoffen nun, das B-Planverfahren noch zu stoppen und nach einer naturverträglichen Lösung zu suchen.
Auch in der Dorfgemeinschaft Billwärder hatte sich schon im vergangenen Jahr Widerstand gegen die Versiegelung der Fläche geregt: „Das Gebiet ist Flutrasen mit darunterliegender Torfschicht, also Hochwasserrisikogebiet“, ist Katja Haack von der Stiftung Billwerder überzeugt. Die Fläche müsste „auf mindestens 1,5 Meter aufgeschüttet und versiegelt werden“, um befahrbar und „halbwegs flutsicher“ zu sein, betont sie. „Es sollte doch anderswo eines schon gewidmete Gewerbefläche mit einer Größe von 1,3 Hektar zu finden sein.“, meint Katja Haack.
Zunächst gibt es eine Funktionsplanung, werden Gutachten-Aufträge vergeben
Laut Bergedorfer Bezirksamt werde das B-Planverfahren derzeit unter Federführung der Hamburg Invest (HIE) noch vorbereitet. Dafür soll ein Funktionsplan erarbeitet werden, in dem Untersuchungen zur Fauna, verkehrlichen Anbindung und Auswirkungen, zum Lärmschutz, Baugrund und zur Entwässerung an private Büros vergeben werden sollen, erklärt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen. Die Auslobung der meisten Untersuchungen sei kürzlich abgestimmt worden, so Hellmessen. Die Untersuchungen sollen durchgeführt und ausgewertet werden, um dann in die Funktionsplanung überführt zu werden, so der Bezirksamtssprecher.