Bergedorf. Die Fahrt des Diktators durchs Sachsentor ist 1935 ein Triumphzug. Vorher haben die Nazis seit der Machtergreifung Terror verbreitet.
Eigentlich war er nur auf der Durchreise von Hamburg nach Berlin. Doch Adolf Hitlers Fahrt im offenen Wagen durch Bergedorf und das heutige Sachsentor im Juni 1935 wird zu einem Großereignis, über das unsere Zeitung zwei Tage berichtet. „Der Führer fuhr durch Bergedorf“ titeln wir an jenem Montag, 24. Juni, und legen am Tag danach noch umfangreicher mit diversen Erlebnissen vom Straßenrand nach.
Das Ereignis, trotz langsamer Fahrt und eines spontanen Stopps kaum 20 Minuten kurz, zeigt die Dimension der Hitler-Begeisterung gut zwei Jahre nach der Machtergreifung. Tatsächlich passierte es zu einem Zeitpunkt, als die Nazis in Bergedorf wie auch im ganzen Reich sämtlichen Widerstand ausgerottet hatten. Selbst leise Kritiker saßen bereits im Zuchthaus oder in den ersten Konzentrationslagern, wie Alfred Dreckmann in seinem Buch „In Bergedorf war alles genauso“ schreibt.
Viele Bergedorfer warten stundenlang im Sachsentor für einen Blick auf Adolf Hitler
Von Hitlers Durchfahrt hatte unsere Zeitung durch Gerüchte erfahren. Er war am Sonntag zum festlichen Finale der Reichs-Theater-Woche in Hamburg und sollte am Montagmorgen die Heimreise nach Berlin antreten. Ein Anruf unserer Redaktion im Hotel Atlantic, wo Hitler mit seinem Tross logierte, brachte Klarheit: Der Führer wollte das Auto nehmen, also musste er durch Bergedorfs enge Hauptstraße fahren.
„Von 9 Uhr an bildeten die Menschen bereits ein Spalier durch die Innenstadt“, berichten wir in unserer Montagausgabe vom selben Tag. Nur wann genau die kleine Wagenkolonne kommen sollte, war ungewiss. „Und so saß man am Schreibtisch und versuchte zu arbeiten, wobei es zumeist bei dem Versuch blieb“, schreibt der bz-Redakteur – und hält von seinem Fenster im Verlagshaus am Bergedorfer Markt den Verkehr im Blick. „Bis etwa eine Viertelstunde vor 12 Uhr die telefonische Meldung von der Boberg/Lohbrügger Grenze durchkam, dass der Führer dort soeben vorbeigefahren ist.“
„Langsam fährt der Wagen vorüber und lächelnd dankt der Führer für die Huldigung“
Nun gab es kein Halten mehr: „Die Arbeit blieb liegen und hinaus ging es auf die Straße.“ Augenblicke später kennt die Hitler-Begeisterung bei den Bergedorfern keine Grenzen mehr: „Langsam fährt der Wagen vorüber und lächelnd dankt der Führer für die spontane Huldigung. Ein Augenblick, dann ist der Führer nicht mehr zu sehen, aber auf allen Gesichtern leuchtet die Freude darüber, ihn gesehen zu haben“, berichtet unser Redakteur von einem Meer zum Hitlergruß ausgestreckter Arme und ihm nachhallender „Heil“-Rufe.
Unvorstellbare Szenen mitten im Sachsentor. Huldigten die Menschen hier doch einem Diktator und skrupellosen Kopf eines Terror-Regimes, das zu diesem Zeitpunkt auch in Bergedorf schon für Tote und einen gezielten Mord verantwortlich war. Der Weg von der Todesangst vor rechten Schlägertrupps wie Hitlers SA zum frenetischen Jubel für den Führer war kurz. Was Bergedorfs ehemaliger Museumsleiter Alfred Dreckmann als „Aufstieg von der Sekte zur Massenbewegung“ beschreibt, begann mit der Massenarbeitslosigkeit nach dem „Schwarzen Donnerstag“ am 24. Oktober 1929 und führte schon Anfang 1933, kaum mehr als drei Jahre später zur Machtergreifung.
Der Aufstieg der NSDAP lässt 1931 zum Jahr der Straßenkämpfe werden
Das Umkippen der Weimarer Republik zu Hitlers Diktatur des Dritten Reichs beschreibt das Buch „Bergedorf im Gleichschritt“ vom Kultur- & Geschichtskontor. Mit Blick auf die wachsenden Straßenkämpfe der rechten Trupps gegen die bis dahin auf dem Feld der militanten Umsturzversuche führende KPD, wird die Strategie der Nazis und ihrer Bergedorfer Protagonisten nachgezeichnet: „Je mehr sich die Weltwirtschaftskrise verschärfte und je ratloser die in der Regierungsverantwortung stehenden Parteien in Berlin darauf reagierten, desto zahlreicher und brutaler wurden die Ausschreitungen zwischen den einzelnen politischen Gruppen.“
Der wachsende Zuspruch für die NSDAP bei den Wahlen und für die Aktionen ihrer SA lassen das Jahr 1931 zum Jahr des Straßenkampfs werden. Hunderte Nazis liefern sich in Bergedorf, Lohbrügge und Geesthacht Massenschlägereien mit ebenso vielen Anhängern der KPD. Die Polizei braucht regelmäßig Unterstützung aus Hamburg und hat immer mehr Mühe, die Tumulte in den Griff zu bekommen. Die Kontrahenten setzen neben Fäusten und Knüppeln immer häufiger auch Waffen wie Messer und schließlich auch Pistolen ein.
Erster politischer Mord in Bergedorf: KPD-Führer Ernst Henning von SA erschossen
Am 14. März 1931 geschieht der erste Mord: Bergedorfs KPD-Vorsitzender und Bürgerschaftsabgeordneter Ernst Henning wird kurz nach Mitternacht auf der Rückfahrt von einer Parteiveranstaltung in Fünfhausen im Linienbus von drei SA-Männern erschossen. Unsere später so hitlertreue Zeitung berichtet hier noch ausführlich, lässt den Busfahrer sowie andere geschockte Augenzeugen zu Wort kommen – und stellt am 16. März 1931 schon in der Überschrift klar: „Politischer Mord – Drei Nationalsozialisten als Täter“.
Das Attentat, bei dem drei weitere Menschen verletzt wurden, hatte schwere Ausschreitungen bei der Trauerfeier am 21. März 1931 auf dem Ohlsdorfer Friedhof zur Folge. Ein 19-jähriger KPD-Anhänger starb durch eine Polizeikugel, unter den weiteren Verletzten waren auch Polizisten, die von den Kommunisten mit Messern angegriffen worden waren.
Linke und rechte Gewalt richtet sich immer stärker gegen die Weimarer Republik
Ohnehin richtete sich die Gewalt von links wie rechts immer mehr gegen die Polizei und andere Symbole der Weimarer Republik. Das Gewaltmonopol des Staates wurde untergraben, auch um die Bevölkerung zu verunsichern und auf die jeweilige politische Seite zu ziehen.
„Das politische Klima verschlechterte sich schließlich so stark, dass 1932 größere gewalttätige Auseinandersetzungen fast alle zwei Monate in Bergedorf stattfanden“, schreibt das Kultur- & Geschichtskontor. So organisierte die KPD wilde Streiks in den Fabriken und sogenannte „Hungerunruhen“ der verarmten Arbeiterschicht auf den Straßen.
Nazis erklären die Polizei zum Hauptgegner – und die Wähler finden das gut
Die Nazis zettelten im Mai 1932 dann die ganz große Revolte an, als die gemäßigte und staatstragende Massenorganisation „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ in Bergedorf ihre Gaukonferenz Hamburg-Bremen-Nordhannover abhielt. Den rund 1500 am Bahnhof ankommenden Delegierten stellten sich Bergedorfs Nazi-Schlägertrupps nahe der NSDAP-Zentrale am Reetwerder 5 entgegen – in bewusster Provokation ausgestattet mit zahlreichen Hakenkreuzfahnen.
Nur mit einem Großaufgebot gelang es der Polizei schließlich, die ganz große Straßenschlacht zu verhindern. Lediglich einige Fensterscheiben gingen zu Bruch, es gab einzelne Festnahmen. Allerdings markierte der Vorfall eine entscheidende Wende. Ab Mitte 1932 gingen gewaltsame Aktionen fast nur noch von den Nationalsozialisten aus. Der erklärte Gegner war jetzt die Polizei. Eine Taktik, die an der Wahlurne Erfolg hatte: Erstmals erzielte die NSDAP in Bergedorf mehr Stimmen, als die seit 1919 dominante SPD.
In der Nacht auf den 6. März 1933: Nazis besetzen Bergedorfs Polizeiwache
Es folgt Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 31. Januar 1933, was die Lage auf den Straßen aber nicht befriedet. Im Gegenteil: Jetzt erklären die Schlägertrupps der SA der Polizei den Krieg – auch in Bergedorf. Schließlich hat Adolf Hitler für den 5. März die Neuwahl des Reichstags anberaumt, um nach der leicht rückläufigen Zahl der Wählerstimmen im November 1932 die absolute Mehrheit für die NSDAP zu erreichen. Dafür solle noch mehr Terror auf den Straßen sorgen.
Zwar rutschten die Nazis in der Wählergunst noch weiter nach unten, doch die Entmachtung des Staates nahm auch in Bergedorf ihren Lauf. Gestützt auf das von Hitler im Februar erlassene Ermächtigungsgesetz, den Rücktritt des Hamburger Senats am 3. März und den Austausch des Polizeichefs der Hansestadt durch einen SA-Mann wurde noch in der Nacht vom 5. auf den 6. März 1933 die Bergedorfer Polizeiwache im Schloss besetzt. Die sozialdemokratische Polizeiführung wurde verhaftet.
Hakenkreuzflaggen auf Schloss, Rathaus und anderen öffentlichen Gebäuden
Zum Zeichen des Sieges hisste die SA auf dem Schloss die Hakenkreuzfahne. Am frühen Morgen folgte die entsprechende Beflaggung von Rathaus, Feuerwehr, Sparkasse und sogar der Badeanstalt. Die mittlerweile ganz auf Nazi-Kurs eingeschwenkte Bergedorfer Zeitung titelte am Montag, 6. März 1933: „Hakenkreuzfahnen über Bergedorf“ und lobte den „überwältigenden Sieg der nationalen Parteien auch in Bergedorf“.
Doch unsere Zeitung war nicht allein, Rechtsruck hatte ganz Bergedorf erfasst, wie der Bericht beschreibt. So sei schon in den Tagen vor der Wahl „besonders im Villenviertel straßenauf-straßenab fast Haus bei Haus mit schwarz-weiß-roten und Hakenkreuzfahnen und Plakaten in den gleichen Farben geworben“ worden. Glücklich sei man über die Ruhe vonseiten der entmachteten SPD: „Das Verbot ihres Volksblattes scheint schon die ersten Früchte zu zeitigen“, denn: „Auf den Straßen herrschen jetzt die braunen Uniformen der Nationalsozialisten vor, die sich ihres stolzen Siegen freuen.“
NSDAP macht bz-Chefredakteur Müller zum Kreispresseleiter
Von diesem Tag an legten die Nazis keine Pause ein beim Umbau Deutschlands zur Diktatur – auch in Bergedorf. Dazu gehörten auch schon die erste Bücherverbrennung und der erste Boykottaufruf jüdischer Geschäfte. „In den nächsten Wochen und Monaten ging es ruck-zuck mit der Gleichschaltung“, lässt Alfred Dreckmann in seinem Buch den langjährigen NSDAP-Aktivisten Hannes Piehl als Zeitzeugen-Interview zu Wort kommen. „Viele schalteten sich lieber schnell von allein gleich. Auch ,temü’ Theodor Müller, der Chefredakteur von der Bergedorfer Zeitung, der schon lange mit uns sympathisierte. Den machten sie gleich zum Kreispresseleiter.“
Die Gleichschaltung der Polizei erfolgte am 8. März. Und 20 Tage später erschien schließlich der NSDAP-Ratmann Albrecht Dreves auf der Wache, um die Amtsenthebung des SPD-Bürgermeisters Friedrich Frank einzuleiten. Begründung: Es gebe eine breite Wut, dass in Bergedorf noch immer ein „marxistischer“ Bürgermeister im Amt sei. Es drohten tätliche Angriffe auf ihn.
Friedrich Frank (SPD) beurlaubt: Albrecht Dreves ist Bergdorfs erster Nazi-Bürgermeister
Am Nachmittag war der Deal perfekt: Nach nur 20-minütiger Sitzung des Stadtrats wurde vom Balkon des Rathauses der aufmarschierten SA und SS sowie einigen Bürgern auf dem von der Polizei abgesperrten Vorplatz samt Wentorfer Straße verkündet, dass Friedrich Frank ab sofort unbefristet beurlaubt sei. Sein kommissarischer Nachfolger und damit erster Nazi-Bürgermeister Bergedorfs wurde Albrecht Dreves, der Anfang 1934 wegen teils jüdischer Abstammung allerdings auf einen gut dotierten Posten in Hamburg versetzt wurde, den er bis Kriegsende behielt.
Nun ging auch im Rathaus das Postengeschacher los. „Da wurde nun ja einiges frei“, erinnert sich Zeitzeuge Hannes Piehl. „Die Sozis wurden rausgeschmissen, die Stellen mit Nazis besetzt. SA und Polizei veranstalteten Hausdurchsuchungen und Razzien. Die Kommunisten wurden zuerst abgeholt. Auch die führenden Sozialdemokraten wurden verhaftet und für kurze Zeit eingesperrt.“
Volksfest am 1. Mai 1933: Bergedorfs SPD-Tradition wird braun
Unsere Zeitung bejubelt das alles mit Überschriften wie „Es wird aufgeräumt!“ oder „Säuberung in der Bergedorfer Verwaltung“ – und lobt auch die Besetzung des Gewerkschaftshauses der SPD an der heutigen Vierlandenstraße durch die SA. Ausgerechnet am Tag der Arbeit, dem 1. Mai 1933, kommen die Nazis: „Heute Vormittag marschierte die SA in geschlossenem Zuge unter Gesang vor das Gewerkschaftshaus, um dieses zu besetzten“, berichtet die Bergedorfer Zeitung. „Im Gewerkschaftshaus war man vollkommen ahnungslos und daher aufs Höchste erstaunt, als plötzlich kantige Kommandoworte erklangen und wenige Minuten später das Gewerkschaftshaus und das benachbarte Volksblatt-Gebäude von der SA besetzt waren.“
Sofort hatten sich Bergdorfs Nazis auch der sozialdemokratischen Tradition bemächtigt, den 1. Mai als großes Volksfest mit Umzug ins Schießtal, dem heutigen Billtal-Stadion, und einer langen Festnacht zu begehen. Als „Bergedorf feiert den 1. Mai – Aufmarsch der Siebentausend“ wird in unserer Zeitung beschrieben, was sich als Umzug durch die Stadt bewegte. Angeführt „von drei Reitern des Kavalleristenvereins Bergedorf. Darauf folgten in schier unübersehbarem Zuge die SA- und SS-Formationen, der Stahlhelm, die bündische Jugend“ und viele mehr.
Bergedorfs und Lohbrügges Pastoren loben Hitler als“Volkskanzler“ und „Vorbild“
Zu den Institutionen, die sich in Bergedorf und Lohbrügge selbst gleichgeschaltet hatten, waren auch die evangelischen Kirchen, wie Alfred Dreckmann in seinem Buch ausführt. Demnach lobte der Lohbrügger Pastor Marnitz Hitler als „Volkskanzler“ und sprach ganz in der Nazi-Ideologie von Deutschland als „Volk ohne Raum“ und einem nun kommenden „neuen Volksfrühling“.
Pastor Behrmann von Bergedorfs St. Petri und Pauli ließ sogar eine Abteilung der SA mit grüngeschmückten Fahnen vor seinem Altar Aufstellung nehmen. In seiner Predigt am 1. Mai 1933 sprach er: „Unseren greisen Reichspräsidenten und unseren mannhaften Reichskanzler wollen wir heute zum Vorbild nehmen. Der Herr segne alles, was von unseren Führern getan wird, damit bald wieder jeder unter uns durch redliche Arbeit sein Brot verdiene und damit alles zum Wohl ausschlägt für unser Vaterland.“
Katholischer Pfarrer von St. Marien legt sich mit den neuen Machthabern an
Ganz anders verhielt sich der katholische Pfarrer Brüggen. Er weigerte sich, an der Kirche St. Marien am Reinbeker Weg auf Anordnung er NSDAP die Hakenkreuzflagge zu hissen oder die Glocken zu läuten. Er hielt damit sogar bis zum August 1934 durch. Dann organisierten die Nazis eine „aufgebrachte Menge“ von 50 Bürgern samt Polizei vor seiner Kirche, um das angeordnete Glockengeläut zum Tod des Reichspräsidenten Hindenburg durchzusetzen. Pfarrer Brüggen und sein Stellvertreter wurden in „Schutzhaft“ genommen.
Die Kirchengemeinde sprang ihrem Pfarrer bei der folgenden Beschwerde der Parteiführung sogar noch bei und argumentierte: Die Glocken der katholischen Kirche in Bergedorfs seien schlicht zu klein, um ein so bedeutendes nationales Ereignis, wie die Trauer um Reichspräsident Hindenburg zu würdigen. Doch es sollte der letzte Widerstand gegen die Diktatur sein.
Bergedorfs Widerstand haben die Nazis spätestens 1935 ausgerottet
Gleiches gilt spätestens ab 1935 auch für den politischen Widerstand in Bergedorf, der durch die Verhaftungswelle und die intensiven Razzien gleich nach der Machtergreifung im Frühjahr 1933 ohnehin maximal auf das Verteilen von Flugblättern beschränkte. „Es gab 1933 eine kleine Minderheit von vielleicht 70 Menschen, die aktiv gegen die neuen Machthaber vorgingen“, sagte Alfred Dreckmann vor zehn Jahren im Gespräch mit unserer Zeitung.
Wer sich bei derart wenig aktivem Widerstand die Augen reibt, den erinnerte der Historiker an die Umstände vor 90 Jahren. „Bei damals rund 35.000 Bergedorfern mit gut 80 Prozent Nazi-Sympathisanten gehörte schon viel Mut dazu, sich gegen die Diktatur aufzulehnen.“ Und das ging für die Aktiven auch nur maximal zwei Jahre gut – nicht zuletzt wegen dem wachsenden Heer der Denunzianten aus der Nachbarschaft: „Dann hatten Polizei und Gestapo alle Beteiligten geschnappt und in Zuchthäuser sowie die ersten provisorischen Konzentrationslager gesteckt. Einigen wenigen gelang die Flucht ins Ausland.“
Hitler trifft bei seiner Fahrt durch Bergedorf auf echte Begeisterung
Insofern hatte Adolf Hitler bei seiner Fahrt durch Bergedorf am 24. Juni 1935 nicht nur Glück – er traf auf echte Begeisterung bei den Bergedorfern. Sie trauten ihm als neuem starken Mann zu, die bösen Schatten von Erstem Weltkrieg und den gefühlten Dauerkrisen der Weimarer Republik zu vertreiben. Wer wollte schon sehen, dass er längst wieder dabei war, eine wirtschaftliche Scheinblüte zu inszenieren, die direkt in den Zweiten Weltkrieg führen sollte?
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Und die Bergedorfer erlagen dem Führer-Kult, wie unser Bericht vom 25. Juni über Hitlers Begegnung mit dem Straßenarbeiter-Trupp an der Rothenhauschaussee am Tag zuvor zeigt. Wir zitieren einen der Männer, für die der Diktator sogar aus dem Wagen stieg: „Feldmeister Rocksin meldete dem Führer die Abteilung. Ein langer Blick und ein langer fester Händedruck sagten mehr als gesprochene Worte. Immer musste der Führer wieder grüßen, bis alle Arbeitsmänner dem Führer die Hand gereicht hatten. Und helle Freude leuchtete auf seinem Gesicht. Dann erst fuhr der Wagen langsam weiter durch die Gasse unserer brauen Körper.
Tief beeindruckt schaute der Arbeiter Hitler hinterher: „Immer noch stand der Führer aufrecht – immer noch brausten ihm Heil-Rufe nach. Und noch einmal schlägt die Begeisterung wie eine Welle zu ihm hoch. 100 braungebrannte Arme grüßen ihn. Dann ist er vorüber.“