Bergedorf/Lohbrügge. Alte Handelsschule wird zum Übergangsquartier für die Bergedorfer Polizei. Doch am neuen Standort wird mit einigen Problemen gerechnet.
400 Umzugskartons liegen bereits im Keller der Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring. „Aber das wird wohl nicht reichen“, vermutet Olaf Sobotta, Leiter des Bergedorfer Polizeikommissariates 43. Denn jeder Spind und jeder Schrank in der Wache muss nun komplett ausgeräumt werden: In wenigen Wochen startet der Umzug der Polizei von Lohbrügge nach Bergedorf in die dortige alte Handelsschule an der Wentorfer Straße 13. Vermutlich ab dem 30. Mai wird das Übergangsquartier als „neue“ Wache in Betrieb genommen, damit in Lohbrügge ein Polizeineubau entstehen kann.
Ein Einschnitt für Bergedorf und seine Bürger. Denn die Lage der Handelsschule „ist natürlich nicht mehr so zentral wie das jetzige PK in Fußnähe zum Bahnhof Bergedorf“, stellt Olaf Sobotta fest. Gerade für ältere Menschen dürfte die Anreise also schwieriger werden.
Polizei Bergedorf: Bürgernahe Beamten werden durch die Nachbarschaft laufen
Vor allem aber kommen auf die Anwohner des angrenzenden Villengebietes neue Zeiten zu, wie Bergedorfs Polizei durchaus weiß. „Es kann künftig auch mal laut werden, wenn Streifenwagen mit Sonderrechten vom Parkplatz fahren“, stellt Curt Wenzel, Leiter der Abteilung Prävention und Präsenz, fest. Die Bürgernahen Beamten werden deshalb in den kommenden Wochen durch die Nachbarschaft laufen, Flyer verteilen und das Gespräch suchen.
Zwar sollen die Bergedorfer Polizisten angewiesen werden, mit Blaulicht und Martinshorn möglichst sparsam zu sein. Gleichwohl wird sich wohl trotzdem nicht vermeiden lassen, dass die Polizeinachbarschaft auch mal störend ist. „Dafür bitten wir die Nachbarn um ihr Verständnis“, sagt Curt Wenzel.
Übergangsquartier hat viele Vorteile – nicht nur den großen Parkplatz
Und auch die Parkplatzsituation am neuen Standort muss beobachtet werden. Anwohner der jetzigen Wache in Lohbrügge wissen, dass wochentags oft Polizisten in den umliegenden Wohnstraßen ihre Privatautos parken. Im Villengebiet mit seinen kleinen, vollen Straßen wäre das schwierig. PK-Leiter Olaf Sobotta ist aber zuversichtlich, dass es keine Probleme geben wird: „Wir haben einen großen Parkplatz hinter der Handelsschule“, stellt er fest. Nicht nur der Fuhrpark der Polizei hat dort vollständig Platz – auch etliche Privatautos werden dort wohl unterkommen.
Tatsächlich hat das Übergangsquartier viele Vorteile, und der große Hof ist nur einer davon. „Die Handelsschule ist ein schönes altes Gebäude“, sagt Sobotta. Er verspricht sich vom trutzigen, denkmalgeschützten Altbau vor allem ein „ganz anderes Raumklima“. Denn im jetzigen Polizeikommissariat am Ludwig-Rosenberg-Ring – obwohl erst in den 1990er-Jahren erbaut – heizen die Büros im Sommer so sehr auf, dass konzentriertes Arbeiten schwerfällt.
Am 30. Mai, so die Planung, eröffnet im laufenden Betrieb die „neue“ Polizei
Und so freuen sich viele Bergedorfer Polizisten sogar auf den Umzug in die umgebaute alte Schule mit ihren großen Fenstern und hohen Decken.
Der Terminplan für den Umzug ist ziemlich konkret: Vom 23. bis zum 25. Mai werden zunächst alle Spinde übersiedeln – ehe danach sukzessive die Möbel aus allen Etagen folgen. Am 30. Mai, so die Planung, eröffnet im laufenden Betrieb die „neue“ Polizei an der Wentorfer Straße 13. Und wird hier bis Ende 2023 oder Anfang 2024 ihren Sitz haben – während in Lohbrügge ein Neubau entsteht.
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Zellen wird es nun doch geben – in einem Container im Hof
Das eine oder andere Provisorium im Übergangsquartier wird sich wohl nicht vermeiden lassen. So ist es möglich, dass anfangs gar kein „Polizei“-Schild über dem Eingang an der Wentorfer Straße hängen wird, denn die Lieferung des Schildes verzögert sich. Und wer sich schlecht benimmt und in einer Zelle landet, wird feststellen müssen, dass diese ziemlich einfach gehalten sind: Im Hof soll dafür ein Container mit zwei Zellenräumen aufgestellt werden.
Dennoch ein Fortschritt zur Ursprungsplanung, wie Bergedorfs Polizeichef Olaf Sobotta meint: Denn eigentlich sollte es in der umgebauten Handelsschule überhaupt keine Zellen geben. Geplant war, die vorläufig Festgenommen stattdessen nach Billstedt zu fahren. „Aber dann wären die Einsatzwagen jeweils zu lange gebunden und stünden hier nicht zur Verfügung“, sagt Olaf Sobotta, der sich deshalb für die jetzige Lösung eingesetzt hat.
Die Planungen für den neuen Anbau am Ludwig-Rosenberg-Ring sollen im Juni starten
Trotz der Provisorien: Die Handwerker haben in der ehemaligen Handelsschule ganze Arbeit geleistet. Die künftigen Büros wirken freundlich, haben neue Decken, neuen Teppichboden und frische Wandfarbe. Und im künftigen Empfangsbereich, wo Besucher empfangen werden und die Wachhabenden am Einsatztisch sitzen, hängen zwar noch die Kabel aus der Decke – doch die Techniker sind bereits dabei, alles einsatzfähig zu machen. Der Raum wirkt hell und freundlich.
Parallel zum Umbau der Handelsschule zur Übergangswache laufen derweil die Planungen für den neuen Anbau am Ludwig-Rosenberg-Ring: Erste Arbeiten des 24-Millionen-Euro-Projektes sollen bereits im Juni starten. Anfang 2024 soll der Neubau fertig sein.