Bergedorf. Schon im Juli werden etliche ICE, IC und EC am Bahnhof Bergedorf halten. Was die Deutsche Bahn auch langfristig für den Osten plant.

Es ist fast ein eingespieltes Ritual: Bergedorfs Politik fordert – die Deutsche Bahn lehnt ab. Doch nach dem jüngsten Vorstoß der Bezirksversammlung, den Bahnhof Bergedorf endlich mehrmals täglich an die ICE-, IC- und EC-Fernzüge Richtung Berlin anzuschließen, dürfte die Antwort der Bahn nun wohl differenzierter ausfallen. Denn Bergedorf soll durchaus an das Fernbahnnetz angeschlossen werden. „Langfristig“ sei das tatsächlich geplant, teilt die Bahn auf Anfrage unserer Redaktion mit. Und einen ersten Vorgeschmack wird es sogar schon ab dem 15. Juli geben.

Denn dann wird zwischen Hauptbahnhof und Altona an den Brücken mehrerer Eisenbahnunterführungen gearbeitet. Weil Fernzüge dann weder in Altona noch am Dammtor, teilweise auch nicht am Hauptbahnhof halten können, werden mehrere ICE, IC und EC ersatzweise ab Bergedorf und Harburg fahren – und zwar vom 15. bis zum 27. Juli.

Fernzüge werden schneller als gedacht im Bahnhof Bergedorf halten

Mehrere Fernzüge täglich: Ein ganz neues Gefühl für die Bergedorfer. Denn bisher ist der Hamburger Osten samt Umland – etwa 200.000 Menschen – nur durch einen einzigen morgendlichen 7-Uhr-Zug in Richtung Berlin angebunden, zudem hält um 21.02 Uhr der Rückzug aus der Hauptstadt. Zu allen anderen Zeiten müssen die Bergedorfer erst in Richtung Hauptbahnhof oder Büchen fahren, um dort den ICE, IC oder EC in Richtung Berlin zu erreichen. Ein direkter Ein- oder Ausstieg am Bahnhof Bergedorf würde mindestens eine halbe Stunde Zeit sparen.

Die Deutsche Bahn hatte häufigere Fernbahnhalte aber immer mit Verweis auf die gute S-Bahnanbindung zum Hauptbahnhof abgelehnt. Und auch jetzt wieder betont eine Bahnsprecherin, Bergedorf verfüge „schon heute über schnelle und eng getaktete Verbindungen“ und sei damit „sehr gut in das (inter-)nationale Fernverkehrsnetz eingebunden“.

Derzeit noch „zu viele“ Nachteile durch einen Halt in Bergedorf

Zudem würden „schon wenige Minuten Fahrzeitverlängerung in den stark belasteten Knotenbahnhöfen Hamburg und Berlin zu Konflikten um die dicht belegten Trassen/Bahnsteige“ führen. Für zu viele Fahrgäste würde ein Bergedorf-Halt „nachteilige Auswirkungen“ haben. Aktuell soll es also, über die Bauarbeiten hinaus, erst einmal keine zusätzlichen Fernbahnhalte geben.

Doch das Ende der Geschichte soll das nicht sein. „Langfristig sehen die Planungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen des Deutschlandtaktes zweistündliche Halte von Fernverkehrszügen in Hamburg-Bergedorf vor“, so die Bahnsprecherin. Diese Planungen würden allerdings auf einer optimierten Schieneninfrastruktur beruhen – und diese müsse erst noch geplant und umgesetzt werden.

Deutsche Bahn: Hauptbahnhöfe in Hamburg und Berlin sind überlastet

„Dazu zählen unter anderem die bereits angekündigten Bauarbeiten zwischen Hamburg und Berlin sowie eine durchgängige Zweigleisigkeit zwischen Hamburg-Rothenburgsort und Berliner Tor/Anckelmannsplatz.“ Das werde mehr Kapazitäten im Fernverkehr von und nach Berlin und auch im Regionalverkehr von und nach Büchen, Schwerin und Rostock schaffen. Die Arbeiten an der Strecke nach Berlin sind bereits für 2024 sowie anschließend für 2025/26 terminiert – einen ungefähren Planungszeitraum für die anderen Arbeiten nennt die Bahnsprecherin aber noch nicht.

Bis regelmäßig Fernzüge in Bergedorf halten, wird also noch einige Zeit ins Land gehen. Den Menschen im Hamburger Osten dürfte aber in die Karten spielen, dass der Hauptbahnhof bereits jetzt als hoffnungslos überlastet gilt. Auch die Bahnsprecherin nennt Hamburg sowie Berlin „stark belastete Knotenbahnhöfe“.