Bergedorf. Bezirk Bergedorf verhängt Betretungsverbot für Kinder und Jugendliche und begründet es mit Vandalismus. Elternvertreter reagiert scharf.
Schneegebilde mitten im Strafraum. Ein Tornetz als Klettergerüst, bis die Knoten reißen. Brandlöcher auf dem Kunstrasen. Alles Geschehnisse, die Bergedorfs Verwaltung jüngst zu einer drastischen Maßnahme zwangen: Seit Ende Februar ist es Schülern verboten, die Sportplätze während der Schulpausen zu betreten und als Aufenthaltsort zu nutzen. Das hat Bergedorfs Verwaltung allen Schulen im Bezirk schriftlich mitgeteilt, die diese Anordnung an ihre Schülerschaft weitergegeben haben. Der Vorsitzende des Bergedorfer Kreiselternrats, Sven Kuvecke, kritisiert diese Kollektivbestrafung massiv und appelliert im Aussschuss für Sport und Bildung für Vermittlungsgespräche.
„Das ist kein gutes Beispiel für das Miteinander von Schulen und Bezirksamt“, sagt Kuvecke. Er erinnert an die Zeit, als Sportanlagen an Schulen als Ausweichflächen zur Trennung der Kohorten durchaus gern genommen wurden, nämlich während der Corona-Pandemie. Rechtlich eine absolute Ausnahmeregelung, denn normalerweise darf das Schulgelände in der Pause von Schülern nicht verlassen werden. In dem Schreiben soll die Verwaltung explizit diese „Sonderregelung“ als solche herausgestellt haben, die offenbar zu vielen Vandalismusvorfällen in jüngerer Vergangenheit geführt hat.
Betretungsverbot in den Schulpausen: An der Anton-Rée-Schule wird zu viel geraucht
Das Aufenthaltsverbot in den Pausen erzeuge, so weiß Kuvecke, „viel Unruhe in den Schulen“. Den Chef des Bergedorfer Kreiselternrats ärgert eines massiv: „Grundsätzlich finden wir es unmöglich, pauschal die Nutzung von Sportplätzen in den Pausen zu untersagen und alle Schulen zu bestrafen.“
Kuvecke zitiert ein Beispiel, woran die Widersinnigkeit der Pauschalbestrafung aus seiner Sicht ersichtlich wird. Auf der Sportanlage am Henriette-Herz-Ring seien Unmengen von Zigarettenkippen entdeckt worden. Wie nun diese Vermüllung mit den Grundschülern der nebenan gelegenen Anton-Rée-Schule in Verbindung gebracht werden könne, sei ihm schleierhaft: „Das zeigt mir nur, dass das vom Bezirksamt nicht entsprechend überprüft wurde.“
Bergedorfs Bezirkssportstättenmanager möchte nicht weiter bezahlen müssen
Doch Bergedorfs Bezirkssportstättenmanager Fred Osterhage kann „Beispiele ohne Ende“ für Fehlverhalten auf Sportplätzen nennen und benennt einige davon. So zum Beispiel nochmals am Henriette-Herz-Ring: Dort hätten eben besagte Grundschulkinder sich an den Tornetzen „hin und her gezogen“ wie an einer Kletterwand – und zwei Lehrkräfte hätten nur wenige Meter daneben gestanden, ohne einzugreifen, wie Osterhage berichtet wurde. Als die Aufsichtspersonen von einem Platzwart angesprochen wurden, gab es nur Achselzucken: „Die Kinder müssen sich doch bewegen.“
Anderer Standort: Am Elversweg hatten Kinder auf dem Kunstrasen neben der Schule Ochsenwerder jede Menge Schneemänner gebaut. Als dort Fußballer unter anderem des SC Vier- und Marschlande später am Tag kicken wollten, mussten sie laut Osterhage die vereisten Gebilde zunächst entfernen. Und auf dem Kunstrasen der Sportanlage Sander Tannen wurden offenbar Feuerwerkskörper gezündet, sodass auf dem Belag Brandlöcher entstanden. Zudem sei unerlaubt auf den Wellblechdächern der Garagen für Sportgeräte herumgetrampelt worden. Dabei wurde das Dach beschädigt, sodass Wasser in den Innenraum eindrang.
Osterhage reichen diese Eindrücke: „Sollen wir das alles anstandslos hinnehmen? Das sind alles zusätzliche Kosten“, rechtfertigt der Sportstättenmanager die Schließung. Wie hoch die Schadenssumme ist, lässt Osterhage sowohl gegenüber der Bezirkspolitik als auch auf Anfrage unserer Redaktion offen.
Regelung hat zurzeit kein Ausstiegsdatum
Elternpart Kuvecke kommt bei der oftmals mangelnden Aufsichtspflicht entgegen. Natürlich müssten die Lehrer dieser nachkommen, „aber eine pauschalisierte Bestrafung aller Schulen“ ist aus Kuveckes Sicht unverhältnismäßig. „Vandalismus gibt es doch überall, hier wird grundsätzlich alles den Schülern in die Schuhe geschoben“, so der Elternvertreter, der absichtlich überzieht: „Dann müssten wir doch aufgrund von Vermüllung auch den Schlosspark am Wochenende oder Schulspielplätze außerhalb der Unterrichtszeit generell sperren.“
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Wie aber kann der Konflikt beigelegt werden? Wann und ob der Bezirk jenes Betretungsverbot aufheben wird, ist unklar. Immerhin soll nach Beschwerden einiger Schulleiter die Schulaufsicht an die Bezirksamtsleitung herangetreten sein – was an einigen Orten laut Sven Kuvecke die Regelung wieder aufgeweicht hat. Etwa am Katendeich, wo die Kinder aus der Grundschule Nettelnburg eine Rasenfläche zum Sportplatz Katendeich mittlerweile wieder in Pausen bespielen dürfen.