Bergedorf. Im August 2024 beginnen langfristige Bauarbeiten. Bürger am Hamburger Rand sollen ihre Grundstücke zur Verfügung stellen.

Mit einem neuen Sanierungskonzept will die Deutsche Bahn pünktlicher und zuverlässiger werden. Was langfristig verlockend klingt, ist für Pendler zwischen Hamburg und Berlin zunächst eine sehr schlechte Nachricht: In einer Mitteilung an die „tangierenden Landkreise, Kommunen und Gemeinden an der Eisenbahnstrecke“ schreibt nun die DB Netz AG: „Im Anschluss an die schon seit Langem vorgesehene Sperrung von August bis Dezember 2024 schließen sich die Bauarbeiten konkret vom 06.06.2025 bis 13.12.2025 in einer Vollsperrung an, sodass der Zugang und die Nutzung der Eisenbahninfrastruktur in dem Bereich überwiegend nicht möglich sind.“

Heißt konkret: Elf Monate lang kein Zugverkehr auf der Strecke, die derzeit täglich mit rund 30.000 Fahrgästen in den Fernzügen genutzt wird. Das betrifft natürlich auch Bergedorf, wo aktuell morgens etwa um 7.00 Uhr der EC 253 in Richtung Berlin hält. Dazu nutzen Pendler um 8.32 und 10.32 Uhr die Regionalbahn nach Büchen, steigen dort auf ihrem Weg in die Hauptstadt um.

Deutsche Bahn sperrt Strecke nach Berlin für elf Monate: Arbeiten bündeln

Verzögerungen und Unpünktlichkeiten sollen künftig nicht mehr zu ihrem Alltag zählen: Statt unzähliger kleinteiliger Arbeiten, die den Verkehr immer wieder ausbremsen, soll auf der gut 280 Kilometer langen Strecke nun vieles gebündelt werden: Arbeiten an Gleisen, Weichen und Oberleitungen mögen zudem „die Ausrüstung für den digitalen Bahnbetrieb der Zukunft“ voranbringen – unter anderem durch die Modernisierung von Stellwerken. In Hagenow Land und Wittenberge etwa baut die DB die Gleisinfrastruktur aus. Begründung: „Zusätzliche Überholmöglichkeiten für Züge schaffen mehr Flexibilität im Fern-, Nah- und Güterverkehr.“ Dazu sollen die Bahnhöfe aufgerüstet werden, bekommen moderne Bahnsteigdächer, Wetterschutzhäuser, neue Wegeleitsysteme und eine größere Barrierefreiheit.

CDU will Auswirkungen für Bergedorf erfragen

Für den Personen- und Güterverkehr richtet die Bahn eigenen Angaben zufolge Umleitungen ein und stimmt den Eisenbahnverkehrsunternehmen den Ersatzverkehr ab. „Unser Ziel ist es, notwendigen Ersatzverkehr auf der Straße so stabil wie möglich einzuplanen und die verkehrliche Belastung auf den Umleiterstrecken so gering wie möglich zu halten“, heißt es in der Mitteilung mit dem Hinweis: „Sollten Sie aktuell schon Hinweise und Achtungspunkte haben, nehmen wir diese gern auf.“

„Das wird sicherlich auch für Bergedorf unglücklich sein, denn hier hält ja mindestens ein ICE“, meint CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh – und wundert sich: „Im Verkehrsausschuss wurde uns davon noch nichts mitgeteilt. Vielleicht sollten wir mal einen Referenten der Bahn einladen, um die genauen Auswirkungen abzuschätzen.“

Wer hat Platz auf seinem privaten Grundstück?

Vermutlich werden auch Menschen in Bergedorf und Stormarn bald Post bekommen: Derzeit werden viele Grundstückseigentümer angeschrieben und um Nutzungsvereinbarungen gebeten, denn für die Baulogistik werden ihre Flächen gebraucht.

Das alles hat eine langfristige Perspektive, die sich mit den Klimaschutzzielen der Bahn bis 2030 verbinden möge: Die Passagierzahlen sollen sich bis dann verdoppeln, der Anteil der Bahn am Frachtverkehr deutlich steigen. Das neue Hochleistungsnetz, so DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz, solle vom „Problemfall zum Qualitäts- und Stabilitätsanker für die gesamte Infrastruktur“ werden.