Hamburg. Hamburger Schmuddelwetter hält Besucher fern. Händler nennen aber auch andere Gründe für durchwachsene Geschäfte.

Das Wetter hat es in den vergangenen Wochen oft nicht gut mit Bergedorf gemeint. Statt klirrender Winterkälte, blauem Himmel und vielleicht sogar ein paar Schneeflocken, hatte ständiger Nieselregen den Bezirk im Griff. Graue Wolken hingen über den Dächern, auf den Straßen bildeten sich tiefe Pfützen. Das Hamburger Schmuddelwetter hat auch dem Bergedorfer Weihnachtsmarkt das Geschäft zumindest ein bisschen vermasselt.

„Das erste Wochenende war das Wetter super, die nächsten zwei leider nicht so dolle“, sagt Jule Duda, die den Markt für Hamburg Events organisiert, der Bergedorfer Zeitung. Sobald es unter der Woche trocken war, seien die Menschen gern zu den Ständen auf der Alten Holstenstraße und vor dem Bergedorfer Schloss gekommen. „Aber wenn es Samstag und Sonntag schlecht läuft, holt man das an einem Dienstag nicht mehr rein“, konstatiert Duda.

Bergedorfer Weihnachtsmarkt: Händler kämpfen mit schlechtem Wetter

Heiko Grimmer verkauft schon seit 18 Jahren Bratwürste und Co. in seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt, mittlerweile auf dem Bergedorfer Markt. Er stimmt Organisatorin Jule Duda zu. „Wir haben die beiden verregneten Wochenenden schon sehr gemerkt.“

Trotzdem ist er mit seinem Geschäft einigermaßen zufrieden. Links und rechts von Grimmers großem Grill können die Kunden die Wurst schließlich auch mit einem Dach über dem Kopf verzehren. „Und meine Stammgäste kommen sowieso“, sagt der Verkäufer.

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Das Geld sitzt bei den Besuchern nicht mehr so locker, beobachtet Flammlachs-Verkäufer Tom Plagmann. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Auch Tom Plagmann, der vor dem Schloss Flammlachs und andere Fischgerichte anbietet, hätte sich weniger Regen gewünscht: „Die Leute wollen ihre Einkaufstüten einfach nicht gern auf den nassen Holzschnitzen abstellen, um dann im Nieselregen eine Portion Lachs zu essen.“ Doch der Fischverkäufer sieht nicht nur das Schietwetter als Problem. „Das Geld sitzt bei den Menschen nicht mehr so locker.“

Dabei würde man bei vielen Kunden beim Bezahlen sehen, dass durchaus Geld vorhanden ist. „Aber die schlechte Weltlage drückt allen auf die Stimmung“, beschreibt der Händler seine Beobachtung. Der Krieg in der Ukraine sei häufig Thema bei seinen Kunden, die Angst vor einer Eskalation des Konflikts mit Russland mache manchen Menschen zu schaffen.

Von „noch ordentlich“ bis „durchwachen“

„Dazu kommt die Wahl von Trump und die möglichen Folgen für die Weltwirtschaft“, so Plagmann. Trotzdem seien die Geschäfte noch ordentlich gelaufen, betont der Mann vom Flammlachs-Stand, der mit der Organisation des Weihnachtsmarkts sehr zufrieden ist.

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Beatrice Anderer verkauft Schafsfelle auf dem Bergedorfer Weihnachtsmarkt. Doch die Konkurrenz durch den Onlinehandel ist spürbar. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

„Durchwachsen“ lautet auch das spontane Fazit von Beatrice Anderer, die auf der Alten Holstenstraße kuschelig warme Felle von Schaf und Rentier verkauft. 2024 war für sie sowieso ein trauriger Weihnachtsmarkt. Schließlich war Sascha Otto, der jahrelang die Felle in Bergedorf anbot, im Frühjahr plötzlich im Alter von 39 Jahren gestorben. Ein Schwarz-Weiß-Foto an der Rückseite des Standes erinnert an den beliebten Fellhändler.

„Auch bei schönem Wetter sind nicht so viele Leute gekommen“, schildert Anderer. Auch sie beobachtet, dass viele Menschen ihr Geld in diesem Jahr eher zusammenhalten. „Schließlich wird alles teurer“, sagt die Verkäuferin. Auch die Konkurrenz durch den Onlinehandel erschwere das Geschäft. Jetzt hofft sie, dass die Verkäufe im Endspurt noch einmal anziehen: „Am Ende werden die Schäfchen gezählt.“

Verkäuferin beklagt hohe Strompreise und Standgebühren

Beatrice Bauer ist zum zweiten Mal aus Augsburg nach Bergedorf gekommen. Sie hat den „Bayerischen Döner“ im Angebot, kleingeschnittener Leberkäse in einer Laugen-Pita. Obwohl sie dieses Jahr auch Käsespätzle oder Raclette-Käse serviere, merkt auch sie, dass viele Besucher sparen müssen. „Ich habe selbst drei Kinder. Da überlegen wir uns auch sehr gut, ob wir einfach so essen gehen.“

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Käsespätzle und Leberkäse: Die Geschäfte von Beatrice Bauer liefen auf dem Weihnachtsmarkt in Bergedorf in diesem Jahr durchwachsen. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Die Standgebühren empfindet Bauer durchaus als Belastung, dazu kommen die hohen Strompreise. Ein Verlustgeschäft ist der Besuch in Bergedorf aber nicht geworden. Trotzdem: Aus ihrer Heimat ist Bauer anderes gewohnt. „In Bayern sind die Weihnachtsmärkte proppevoll“, sagt sie. Jule Duda und die Händler hoffen zum Endspurt noch einmal auf gutes Wetter, auch wenn die Vorhersage bislang eher mäßig aussieht.

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Der Bergedorfer Weihnachtsmarkt läuft noch bis zum 30. Dezember. An Heiligabend hat der Markt nur von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Am 25. und 26. Dezember bleiben die Buden geschlossen. Das skandinavische Design mit den roten Holzhütten wird auf jeden Fall auch im kommenden Jahr den Markt prägen – so lange läuft die aktuelle Ausschreibung noch. Anschließend hat Hamburg Events noch eine Option auf zwei weitere Jahre.