Hamburg. Abschied von Sascha Otto: Der freundliche Verkäufer von wärmenden Schaffellen starb völlig überraschend. Besucher sind tief betroffen.

  • Bergedorfer Weihnachtsmarkt trauert um beliebten Verkäufer
  • Sascha Otto stirbt überraschend kurz vor seinem 39. Geburtstag
  • Foto am Stand vor St. Petri und Pauli erinnert an Fellveräufer

Inmitten der warmen, weichen Felle entdecken Besucher des Bergedorfer Weihnachtsmarktes eine traurige Nachricht am Stand vor St. Petri und Pauli: Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt Sascha Otto, der in Bergedorf acht Jahre lang Schaffelle verkaufte und seinen Kunden stets fröhlich plaudernd in Erinnerung war. Jetzt müssen sie erfahren, dass der Fellverkäufer schon am 1. April überraschend gestorben ist, kurz vor seinem 39. Geburtstag.

„Er ist einfach nicht mehr aufgewacht. Bei einem Ostermarkt in Dahme an der Ostsee hat man ihn morgens in seinem Auto gefunden“, erzählt Beatrice Anderer, die nun den täglichen Verkauf in Bergedorf übernommen hat. Die 39-Jährige ist geschockt: „Sascha hatte Diabetes, aber keine sichtbare Krankheit. Vielleicht ist eine Ader im Kopf geplatzt. Auf jeden Fall war er ein toller und lebensfroher Mensch, der immer lächelte und hilfsbereit war.“

Schaffellverkäufer gestorben: Trauer auf Bergedorfer Weihnachtsmarkt

„Ich freue mich, wenn ich guten Menschen ein wenig Freude schenken kann“, sagte Sascha Otto vor zwei Jahren der Bergedorfer Zeitung und erzählte aus seinem Leben: von zwölf verschiedenen Jobs, von 60 bereisten Ländern und vier Büchern, die er geschrieben habe. Etwa einen Ratgeber über Diabetes und einen Thriller über den amerikanischen Drogenhandel.

So fröhlich stand Sascha Otto noch im Dezember 2022 an seinem Bergedorfer Verkaufsstand.
So fröhlich stand Sascha Otto noch im Dezember 2022 an seinem Bergedorfer Verkaufsstand. © BGZ | strickstrock

Auch schwärmte er stets von dem Familienbetrieb, gegründet in einem 300-Seelen-Dorf im Weserbergland. Der hat nun viel Trauer zu verarbeiten: Im Januar dieses Jahres war bereits die kranke Mutter von Sascha und seinem Zwillingsbruder Sven gestorben, nun der 38-Jährige.

Sascha Otto
Der Lederhut war sein Markenzeichen – auch im Urlaub am Meer. © bgz | Anne Strickstrock

„Er war ja hier bekannt wie ein bunter Hund. Und jeder mochte ihn“

„Vielen Dank Sascha, für alles was Du uns bedeutet hast. Vielen Dank für die Freunde, die Du auf den Märkten gewonnen hast. Sie unterstützen uns sehr und helfen, den Verlust erträglicher zu machen“, schreiben nun Bruder Sven und Vater Horst auf der Firmen-Webseite. „Vielen Dank für die vielen glücklichen Kunden, die uns immer wieder begeistert berichten, was Du für ein toller Mensch warst und wieviel Freude Du ihnen bereitest hast. Es war immer Dein höchstes Ziel, den Kunden so gut es ging ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das hast Du mit Deiner Einzigartigkeit und Deinem fröhlichen Wesen vollbracht.“

Sascha Otto
„So ist er immer bei mir“: Beatrice Anderer hat ein Foto von Sascha Otto aufgehängt. © bgz | Anne Strickstrock

Und genau das bekommt nun auch Beatrice Anderer in Bergedorf von vielen Kunden zu hören: „Er war ja hier bekannt wie ein bunter Hund. Und jeder mochte ihn.“ Die Frau aus Tespe hatte früher gleich nebenan Crêpes verkauft, bevor sie Sascha Otto kennenlernte und – zunächst nur an den Wochenenden – an dessen Stand aushalf: „Felle zu verkaufen ist viel schöner und entspannter.“

Foto im Verkaufsstand vor St. Petri und Pauli erinnert an Sascha Otto

Nach seinem Tod hängte sie ein Porträtfoto des Toten auf – „obwohl es noch wehtut, über ihn zu reden. Aber ich will ihn hier bei mir haben“, sagt die zweifache Mutter. Und manchmal, glaubt sie, spiele ihr Sascha Otto noch kleine Streiche: „Früher hatten wir hier nie Stromausfall, jetzt bis zu fünfmal am Tag“, sagt sie schmunzelnd.

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Übrigens sind es mindestens zwölf Weihnachtsmärkte, auf denen die Familie Otto samt Mitarbeitern vertreten ist: In Bergedorf verkaufe er besonders viele Lammfelle, hatte Sascha Otto verraten: „Hier haben die Leute wohl mehr Platz vor dem Kamin als in der Innenstadt.“ Aktuell seien auch Ohrenwärmer (35 Euro) und Muffs (59 Euro) besonders gefragt, so Beatrice Anderer.

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