Hamburg. Bushaltestelle wird in „Châu-und-Lân-Straße“ umbenannt. Nach Gedenkzeremonie Zusammenkunft im Gemeindehaus Moorfleet. Was 1980 geschah.
Die Bushaltestelle „Moorfleet (Halskestraße)“ in Billbrook wird am Sonnabend, 21. Dezember, offiziell in „Châu-und-Lân-Straße“ umbenannt. Mit der Umbenennung wird an Nguyen Ngoc Châu und Đo Anh Lân erinnert, die 1980 aus Vietnam nach Hamburg flohen und Opfer eines rechtsterroristischen Anschlags wurden.
Nguyen Ngoc Châu und Đo Anh Lân lebten in einer Flüchtlingsunterkunft an der Halskestraße 72, gegenüber der Bushaltestelle, als die Unterkunft am 22. August 1980 von Rechtsterroristen in Brand gesetzt wurde. Etwa 240 Flüchtlinge befanden sich in der Nacht in dem Haus. Nguyen Ngoc Châu und Đo Anh Lân erlagen ihren schweren Verletzungen.
Halskestraße: Gedenken an Vietnamesen, die von Neonazis ermordet wurden
Jahrzehntelang blieb die Erinnerung an diese Tat und ihre Opfer weitgehend verdrängt. Die Umbenennung der Bushaltestelle ist ein weiterer Schritt, um die Namen Nguyen Ngoc Châu und Đo Anh Lân sichtbarer zu machen und an die Hintergründe dieser tragischen Ereignisse zu erinnern.
Die Hamburger „Initiative für ein Gedenken an Nguyen Ngoc Châu und Đo Anh Lân“, die sich seit mehr als zehn Jahren für Gedenkorte einsetzt, lädt für Sonnabend, 21. Dezember, zu einem Gedenken an der Châu-und-Lân-Straße 6 ein. Beginn ist um 13 Uhr. Nach einer Gedenkzeremonie vor Ort sind alle Teilnehmenden zu einem Beisammensein bei Kaffee, Tee und vietnamesischen Speisen im Gemeindehaus Moorfleet (Moorfleeter Kirchenweg 64) eingeladen.
Ein Teil der Halskestraße ist im Mai nach den beiden Mordopfern umbenannt worden
Mit der Umbenennung werde ein wichtiger Beitrag zur öffentlichen Erinnerungskultur geleistet, betont die Initiative. Und weiter: „In Hamburg werden damit zwei der vielen Opfer rassistischer Gewalt gedacht. Waren ihre Namen jahrzehntelang vergessen, werden sie zukünftig jeden Tag durch die Haltestellenansagen in den Buslinien der HVV ins Gedächtnis gerufen werden.“ Erst am 11. Mai war ein Teil der Halskestraße im Gedenken an die beiden ermordeten Vietnamesen umbenannt worden.
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Der Mord an den beiden Vietnamesen ist der erste dokumentierte rassistische Mord durch Deutsche an Ausländern in der Bundesrepublik nach 1945. Die Neonazis Heinz Colditz, Sibylle Vorderbrügge und Raymund Hörnle, die die Brandsätze auf die Unterkunft geworfen hatten, gehörten zur Terrororganisation Deutsche Aktionsgruppen. 1980 verübte die Gruppe fünf Sprengstoffanschläge und zwei Brandanschläge gegen Einrichtungen und Behörden in Hamburg und anderen Städten Deutschlands. Anfang September 1980 wurde sie von den Ermittlungsbehörden zerschlagen, ihre Mitglieder wurden zu teils lebenslanger Haft verurteilt.