Hamburg. CDU und SPD wollen einen Ort für junge Menschen im Bezirk. Damit könnte auch der lokale Tourismus angekurbelt werden.
Die Idee klingt zunächst charmant: Bergedorf möge doch eine Jugendherberge bekommen, haben sich Lokalpolitiker von CDU und SPD überlegt. Das sei schließlich „ein wertvoller Ort für junge Menschen“, um sich in Workshops, Seminaren und kreativen Kursen zu bilden, sich dabei sozial weiterzuentwickeln. In einem interfraktionellen Antrag in der Bezirksversammlung heißt es, die Jugendlichen könnten somit gut Teamarbeit und Kommunikation erlernen, zudem „ihre Horizonte erweitern und ein tieferes Verständnis für unterschiedliche Kulturen entwickeln“.
„Wir stehen erst ganz am Anfang und freuen uns auf die Debatte“, sagt Burak Gündogan. Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Bergedorfer SPD denkt an einen fröhlichen Gemeinschaftsgeist etwa beim Klettern und Wandern, zugleich erhofft er sich eine Belebung des lokalen Tourismus – egal, ob die neue Jugendherberge im Landgebiet oder in der Bergedorfer City entsteht: „Das ist ja zunächst ein Prüfantrag, ob überhaupt, wo und wie sowas ermöglicht werden kann“, meint der 28-Jährige.
Könnte Jugendherberge ins Bergedorfer Tourismuskonzept passen?
Bei dem angehenden Lehrer ist es übrigens gar nicht so lange her, dass er im Dreibettzimmer einer Jugendherberge übernachtete: „Das war im April im nordfriesischen Tönning. Da hatten wir Referendare eine viertägige Fortbildung.“
Dass sich bei Aktivitäten in einer Jugendherberge auch trefflich lernen lässt, Mülleimer zu leeren oder Teller zu spülen, kann sich jedermann vorstellen. Die Lokalpolitiker denken an Erlebnisse, „die den Jugendlichen helfen, Verantwortung zu übernehmen, Konflikte zu lösen und Empathie zu entwickeln“.
Gespräch mit dem DJH-Landesverband Nordmark
Nun also möge sich das Bezirksamt – ähnlich wie die Stadt Geesthacht – mit dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) zusammensetzen. Und da wird man womöglich auf eine gute, alte Bekannte treffen: Juristin Angela Braasch-Eggert war zunächst Bergedorfs Jugend-, Sozial- und Gesundheitsdezernentin, ging anschließend als Bergedorfs Rechtsdezernentin 2014 in den Ruhestand. Und sie ist auch ehrenamtlich vom Fach: In diesem Jahr feierte sie ihr 30-jähriges Jubiläum als Vorsitzende des DJH-Landesverbands Nordmark e.V.
Für 2023 konnte Braasch-Eggert in den 42 Jugendherbergen zwischen Nord- und Ostsee insgesamt 346.811 Gäste vermelden, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Meist Schulklassen und Hochschulgruppen (48 Prozent) kamen in die Häuser, aber auch Familien (9 %), junge Seminar-, Musik- und Sportgruppen (15 %), weitere Freizeitgruppen (9 %) sowie Paare und Alleinreisende (9 %). Insgesamt verbrachten sie 1.064.319 Nächte in den nördlichen Herbergen, die immerhin 180.000 Mitglieder zählen.
Yoga-Kurse für Erwachsene
Längst gibt es spezielle Angebote für Freizeitgruppen, die etwa Windsurfen wollen, Massagekurse buchen oder ein Nähcamp. Die Lauenburger Zündholzfabrik bietet zum Beispiel zwei Tage Hatha-Yoga an, speziell für über 18-Jährige.
Was könnte es Interessantes in Bergedorf geben? Wie könnte eine Jugendherberge in das Tourismuskonzept des Bezirkes eingebunden werden? „Immerhin kann Bergedorf ein schönes Schloss und das Gehölz bieten, dazu städtische und ländliche Gebiete“, meint Christdemokrat Lars Dietrich, der die SPD-Idee „total genial“ findet. Er selbst ist beim Kinder- und Jugendverband „Frischluft“ aktiv, der den Jugendclub „SteinJuz“ in Neuallermöhe betreibt.
Acht Männer in Stockbetten
Bei der Bundestagung des Verbands, zuletzt vor sechs Jahren, nächtigte Lars Dietrich in einer Jugendherberge, in einem Acht-Mann-Zimmer: „Das war in Wewelsburg nahe Paderborn. Und ich habe mir zweimal den Kopf gestoßen, weil ich das untere Bett hatte“, erinnert sich der 56-Jährige.
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Was künftig vielleicht in einer Bergedorfer Jugendherberge zu erleben sein wird, darüber wird der Ausschuss für Wirtschaft, Handel und Tourismus diskutieren. Dessen Mitglieder (darunter Gündogan und Dietrich) erwarten, dass das Bezirksamt „bis zum Sommer 2025“ einen ersten Bericht abliefert.