Hamburg. Autofahrer von weiterem Abschnitt des Marschbahndamms verbannt: Anlieger und CDU-Politiker kritisieren „Nacht-und-Nebel-Aktion“.

Und plötzlich ist die Straße ein Fuß- und Radweg: Quasi über Nacht, so kritisieren Bewohner und CDU-Politiker aus den Vier- und Marschlanden, wurden Autofahrer vom Kirchwerder Marschbahndamm verbannt. Betroffen ist der Abschnitt zwischen Kirchwerder Mühlendamm und Kirchenheerweg. Wo bislang Schilder die Durchfahrt für Fahrzeuge schwerer als 2,5 Tonnen verboten, stehen nun die blauweißen Geh- und Radweg-Schilder.

Auf einer Seite, am Kirchwerder Mühlendamm, erlauben Zusatzschilder immerhin land- und forstwirtschaftlichen Verkehr die Einfahrt. Auch die Bewohner von Haus 40 dürfen noch mit ihren Autos passieren, sie hätten sonst keine Zuwegung mehr. Auf der anderen Seite, am Kirchenheerweg, darf gar kein motorisiertes Fahrzeug in den Marschbahndamm einfahren. Für etliche Vierländer bedeutet das, weite Umwege fahren zu müssen.

Verkehr Hamburg: Autofahrer von Kirchwerder Marschbahndamm verbannt

Betroffen sind etwa die Anwohner vom Ribenweg, der ein ganzes Stück parallel zum Kirchwerder Marschbahndamm verläuft und dann in ihn mündet. Sie können ihre Straße jetzt nur noch vom Kirchwerder Mühlendamm aus erreichen. Anlieger Gerd Josenhans ärgert sich über die „Nacht-und-Nebel-Aktion“.

Josenhans kritisiert, dass die Anwohner nicht im Vorfeld informiert worden seien. „Eine neue Regelung sollte es schon vor zehn Jahren geben“, sagt der Senior. „Vermutlich zur Stärkung des Radverkehrs auf dem ausgewiesenen Elberadwanderweg.“ Vor vier Jahren sei eine neue Beschilderung erneut Thema gewesen, waren sogar schon Schilder installiert worden. „Nach massiven Anwohnerprotesten wurden die neuen Verkehrsschilder damals wieder abgebaut“, erinnert sich Josenhans.

Landwirt muss Umweg zu seinen Flächen am Marschbahndamm fahren

Unmittelbar betroffen ist auch Landwirt Heinz Wulff. Er hat seine zu bewirtschaftenden Flächen am Maschbahndamm nahe dem Kirchenheerweg, gleich neben der Stadtteilschule Kirchwerder. Wulff darf aber von dort aus nicht mehr auf den alten Bahndamm fahren, sondern nur vom Kirchwerder Mühlendamm aus.

Marschbahndamm
Anwohner Gerd Josenhans (Mitte) meldete sich frustriert bei den CDU-Politikern Bernd Capeletti (l.) und Jörg Froh, mit denen er neben einem der neuen Verkehrsschilder am Marschbahndamm steht. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Der Landwirt startet vom Neuengammer Hausdeich aus mit seinem Trecker und fährt über den Jean-Dolidier-Weg, Neuengammer Heerweg und Kirchwerder Mühlenweg zum Marschbahndamm. „Bei der Riepenburger Mühle ist oft alles zugeparkt, sodass ich lange auf den Gegenverkehr warten muss. Jede Fahrt dauert nun etwa eine Viertelstunde länger“, sagt er.

Anwohner sauer, weil sie vor der Sperrung nicht gehört worden sind

Gerd Josenhans ärgert sich, „dass wir Anlieger bei der Planung für eine neue Ausweisung des Bahndamms nicht mit ins Boot geholt wurden.“ Das sei vor zwei Jahren – mit Blick auf den Schulneubau am Kirchenheerweg/Ecke Marschbahndamm – erneut angekündigt worden: „Doch den versprochenen runden Tisch hat es nie gegeben“, sagt Josenhans.

Die CDU-Bezirkspolitiker Jörg Froh und Bernd Capeletti bestätigen, dass ein runder Tisch von der Verwaltung zugesagt worden war und wundern sich ebenfalls über die plötzlich erfolgte Neubeschilderung. „Eigentlich hatte sich das Bezirksamt vor dem Aufstellen neuer Verkehrsschilder mit Politik, Polizei und Anwohnern zusammensetzen wollen“, sagt Capeletti. Vor zwei Jahren, als es um die Planung der Kehre für die Schulbusse in Höhe Teufelsort ging, sei zugesichert worden, dass der Marschbahndamm nicht neu ausgeschildert werde, betont der CDU-Mann.

Es ist nicht der erste Streit um die Nutzung des Marschbahndamms

Der Marschbahndamm ist lang, zieht sich von Tatenberg bis nach Altengamme durch das gesamte Landgebiet. Für Radfahrer ist er ideal und sehr beliebt. Und es nicht das erste Mal, dass es Streit um die Nutzung gibt. Vor allem die CDU hat sich auf die Fahne geschrieben, ihn für den Autoverkehr offenzuhalten.

Zwischen Tatenberger Deich und Kirchenheerweg in Kirchwerder ist der Marschbahndamm bereits als sogenannte öffentliche Grünanlage eingestuft, auf der neben Radfahrern und Fußgängern nur landwirtschaftlicher Verkehr erlaubt ist. Der Abschnitt vom Kirchenheerweg bis nach Altengamme ist nach dem Wegegesetz als öffentliche Verkehrsfläche gewidmet. „Das ist in der Flurkarte sogar entsprechend gewidmet“, sagt Capeletti.

Gesperrter Marschbahndamm: Polizei verweist auf Schulwegsicherheit

Die Politik war im nichtöffentlichen Teil in der November-Sitzung des Regionalausschusses von der Verwaltung über die bereits laufende Umsetzung der neuen Beschilderung informiert worden. „Wir haben natürlich ebenfalls auf die Zusagen für einen runden Tisch vertraut“, sagt Capeletti und fügt hinzu: „Jetzt melden sich viele enttäuschte Anlieger bei uns, die sich überrumpelt führen.“ Die neuen Schilder müssen, wie bereits vor vier Jahren, wieder abmontiert werden, fordert die CDU.

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Das Bergedorfer Bezirksamt gibt auf Nachfrage unserer Redaktion nach dem runden Tisch eine knappe Antwort: „Im Falle der Straßenverkehrsschilder ordnet das Polizeikommissariat 43 eine Beschilderung an, die das Bezirksamt umsetzt“, teilt Sprecher Lennart Hellmessen mit. Er betont, dass die Polizei im Regionalausschuss dargestellt habe, wie sie zu der Sache steht und was die gesetzlichen Grundlagen sind.

Und die Polizei verweist auf die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler der neuen Stadtteilschule: Die Anordnung sei „mit Blick auf den Schülerverkehr der neu eröffneten Stadtteilschule aus Gründen der Verkehrssicherheit“ erfolgt, teilt sie mit. Die Sorge ist offenbar, dass zu viele „Eltern-Taxis“ den Marschbahndamm als Abkürzung nutzen könnten.