Hamburg. Nach Ansicht der Bergedorfer Grünen sind die Wege zur nächsten Postfiliale zu weit. Warum die CDU den Vorschlag trotzdem ablehnt.

Mit einer Mehrheit von nur einer Stimme hat sich die Bergedorfer Bezirksversammlung am Donnerstag, 28. November, für eine Packstation in Altengamme ausgesprochen. Das Bezirksamt soll in dem Hamburger Ortsteil in den Vierlanden jetzt eine geeignete Fläche finden und Kontakt mit der DHL oder einem anderen Anbieter aufnehmen. Den Antrag stellten die Bergedorfer Grünen und er fand am Ende die Zustimmung der anderen Fraktionen links der Mitte. Die CDU bezeichnete das Vorhaben als „Planwirtschaft“.

„Die nächste Postfiliale für die Menschen in Altengamme ist fünf Kilometer entfernt“, sagte Grünen-Politikerin Pia Scherhaufer mit Blick auf den Standort am Curslacker Heerweg 2. Der Weg zur Packstation am Neuengammer Hausdeich 205 sei ähnlich weit. „Außerdem sind diese Postdienstleistungen nicht direkt mit einer Buslinie verbunden und von Altengamme nur mit dem Fahrrad oder dem Auto zu erreichen“, fügte Scherhaufer hinzu.

Politik beschließt: Altengamme soll Packstation bekommen

Für die Grünenfraktion stellt diese Entfernung gerade für ältere Menschen, Familien oder Menschen mit Beeinträchtigungen ein enormes Hindernis dar. Eine Packstation in der Nähe sei zudem umweltfreundlicher, da die Päckchen an einem zentralen Standort im Ortsteil abgegeben werden können und von den Anwohnern ohne weitere Anfahrt dort auch aufgegeben werden. Die Station könne sogar mit Solarzellen betrieben werden.

„Grundsätzlich sinnvoll“, kommentierte CDU-Politiker André Wegner mit Blick auf eine mögliche Packstation in Altengamme. Die Christdemokraten hatten aber grundsätzliche und praktische Bedenken. „Wir leben in einer Markt- und nicht einer Planwirtschaft“, so Wegner. Es sei nicht die Aufgabe des Bezirks, einen Standort für die Station zu finden. Stattdessen sollten sich Unternehmen selbst darum kümmern.

CDU kritisiert Fokus auf DHL als Partner

Paul Veit von der Bergedorfer SPD hielt dagegen: „Einem Unternehmen eine Fläche anzubieten, ist keine Planwirtschaft.“ Er gab außerdem zu bedenken, dass es durchaus einen gesetzlich geregelten Versorgungsauftrag für Angebote der Post gebe. In Hamburg würden diese Richtlinien aber notorisch nicht greifen, weil der dichtbesiedelte Staatstaat rein rechnerisch immer reichlich Postfilialen habe. Veit: „Das gilt aber nicht für die Vier- und Marschlande.“ Die DHL suche dagegen durch Postwurfsendungen regelmäßig einen privaten Grundstücksanbieter für eine Packstation. Bisher allerdings erfolglos.

Ein weiterer Kritikpunkt der CDU war die Beschränkung im Antrag auf die DHL als möglichen Partner. „Wir können nicht einseitig einem Unternehmen die Fläche geben“, monierte Lars Dietrich. „Dem werden wir uns nicht entgegenstellen“, antwortete Grünen-Fraktionschefin Lenka Brodbeck.

Auch interessant

Widerspruch erhielt dagegen CDU-Politiker Julian Emrich. Der vermutete, dass in einem Wohngebiet Paketstationen ohnehin nicht aufgestellt werden dürfen. „Altengamme ist kein Wohngebiet“, entgegnete Brodbeck. Der aktuelle Bebauungsplan weist den Bereich von Altengamme entlang der Straßen als Dorfgebiet aus. In diesem Bereich ist nicht störendes Gewerbe erlaubt. Am Ende stimmten SPD, Grüne und Linke für den Antrag. CDU, FDP und AfD dagegen.

Die Grünen schlagen vor, dass die Packstation zum Beispiel nach entsprechender Abstimmung auf dem Gelände des SV Altengamme oder in der Nähe einer Bushaltestelle stehen könnte. Die Station braucht drei Meter Abstand zu Nachbargrundstücken. Bei einer erfolgreichen Standortsuche soll die Verwaltung prüfen, ob weitere Ortsteile in den Vier- und Marschlanden entsprechend versorgt werden sollten.