Hamburg. Bergedorfer Fraktionsvorsitzende tritt im Wahlkreis Bergedorf-Harburg an. Was die 42-Jährige Juristin in Berlin politisch bewegen will.

Lenka Brodbeck will nach Berlin. Seit 2022 ist die Juristin aus Neuengamme Fraktionsvorsitzende der Bergedorfer Grünen. Jetzt hat die Partei sie als Kandidatin für die Bundestagswahl 2025 nominiert. Brodbeck tritt im Wahlkreis 23 (Bergedorf-Harburg) an und hat eine harte Nuss zu knacken. Für die SPD geht erneut Metin Hakverdi ins Rennen, der 2021 den Wahlkreis mit 39,3 Prozent der Stimmen gewann. Für die CDU kandidiert die 27-jährige Clara-Sophie Groß aus Bergedorf.

Die Kreismitgliederversammlung der Grünen Bergedorf, Harburg und Mitte nominierte Brodbeck mit 27 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme. Bevor sie sich 2011 den Hamburger Grünen anschloss, war sie schon zwei Jahre lang Bezirksvorsitzende der tschechischen Grünen in Prag-Mitte. Falls es die 42-Jährige nach Berlin schafft, möchte sie dort unter anderem mehr Menschen, vor allem mit Migrationserfahrung, den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Nach Brodbecks Ansicht können viele Menschen in Deutschland nicht nach ihren Kompetenzen erwerbstätig sein, weil sie an der Bürokratie scheitern.

Grüne nominieren Bergedorferin Lenka Brodbeck als Bundestagskandidatin

Die studierte Juristin schöpft dabei auch aus ihrer eigenen Lebenserfahrung. „Als ich aus Tschechien nach Deutschland kam, hat man mich auf dem Arbeitsamt nicht ernstgenommen.“ Mittlerweile könnte sie zwar als Anwältin tätig sein, nicht aber als Volljuristin in der Verwaltung. Die gebürtige Tschechin arbeitet stattdessen als Digitalisierungsberaterin.

Brodbeck wünscht sich bessere Beratung und vereinfachte Prozesse, um auch ohne deutschen Universitätsabschluss oder Meisterbrief erfolgreich sein zu können. Viele Migranten hätten in ihrer Heimat auch die Fähigkeiten eines Handwerks erlernt, ohne aber die formalen Kriterien einer deutschen Ausbildung zu erfüllen. „Das gilt auch für Leute aus unseren europäischen Nachbarländern“, betont Brodbeck.

Brodbeck gibt sich trotz grünem Umfragetief kämpferisch

Ein weiteres Thema für die 42-Jährige: „Frauen sollen nicht durch traditionelle Rollen definiert werden.“ Konkret würde Brodbeck sich für eine Erhöhung des Elterngeldes einsetzen und außerdem Anreize für Männer schaffen, um längere Zeit zu Hause bei den Kindern zu bleiben. „Wir brauchen zudem eine ausreichende Kindergrundsicherung. Jedes Kind sollte seine Talente entfalten können, unabhängig von den Mitteln seiner Eltern“, so die Juristin.

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Das anhaltende Tief der Grünen in bundesweiten Umfragen und die teils heftige Kritik an ihrer Partei in traditionellen und sozialen Medien ficht Brodbeck nicht an: „Ich habe drei Kinder, ich habe eine Zuwanderungsgeschichte und ich kandidiere für diese Position. Das macht man nicht, wenn man sich beim ersten ‚Buh‘ in einer Ecke verkriecht.“

Es falle vielen Menschen zunächst schwer, Änderungen zu akzeptieren. „Wenn man gute Ideen hat, muss man nach vorn gehen“, betont die 42-Jährige. 2021 hatte Brodbecks Parteikollege Manuel Sarrazin 15,5 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis geholt und war damit hinter CDU-Kandidat Uwe Schneider knapp auf dem dritten Platz gelandet.